Bei der Ernährung des Schafes ist zwischen der Weidefütterung und der Stall- fütterung, außerdem zwischen der Fütterung der Wollschafe und der Fleischschafe zu unterscheiden.
1. Die Weidefütterung.
Die Weidefütterung ist die naturgemäße und wirthschaftlich entsprechendste Er- nährungsweise des Schafes. Das Vorhandensein von Weideland, namentlich auf entlegenen Grundstücken, bedingt meist die Schafhaltung, da derartige Grundstücke nur durch Schafe mit Vortheil ausgenutzt werden können.
Am zusagendsten sind dem Schafe kurzgrasige, dichtbewachsene natürliche Weiden, welche nicht zu trocken und nicht zu naß gelegen sind. Auf trockenen, sandigen Steppenweiden verstaubt die Wolle zu stark. Moorige, sumpfige Weiden sind durch die Schafe, wegen der auftretenden Krankheiten, wie der Lungenfäule, der Egelkrank- heit, dem Milzbrande etc. nicht zu verwerthen. Verunkrautete Weiden werden dadurch nachtheilig, daß sich die Samen der Unkräuter, namentlich der dornigen Spitzklette (Xanthium spinosum L.) Fig. 149, des Igelsamens (Echinospermum Lappula Lehm.) , Fig. 150 und E. deflexum Lehm., Fig. 151, des rundblättrigen Labkrautes (Ga- lium rotundifolium L.) Jupiter, Fig. 152, des fedrigen und haarförmigen Pfrimengrases (Stipa pennata und Stipa capillata L.), mehrerer Medicagoarten in dem Vließe als sogenannte Woll- oder Haarläuse festsetzen und schwer wieder zu entfernen sind, daher den Werth der Wolle bedeutend verringern. Als zusagendste Weidenpflanzen für Schafe gel- ten die Poa-, Festuca-, Medicagoarten, Phleum pratense, Aira, Trifolium repens, Achillea millefolium etc. Bei der Anlage künstlicher Weiden 1) für die Schafe rerdienen insbesondere die Esparsette, der Weißklee, die Hopfenluzerne, die Ray- gräser, die Schafgarbe und die Bibernelle Beachtung.
Außer den natürlichen und künstlichen Weiden ergeben sich mancherlei Neben- weiden. Saatfelder, Wiesen werden bei zu üppigem Wuchse mit Schafen überhütet. Dieselben sind jedoch, um ein zu tiefes Abbeißen zu vermeiden, rasch über die
1) Siehe "Das Kleegemenge und Kleegras", Band II, S. 208.
Die Schafzucht.
[Tabelle]
5. Die Ernährung.
Bei der Ernährung des Schafes iſt zwiſchen der Weidefütterung und der Stall- fütterung, außerdem zwiſchen der Fütterung der Wollſchafe und der Fleiſchſchafe zu unterſcheiden.
1. Die Weidefütterung.
Die Weidefütterung iſt die naturgemäße und wirthſchaftlich entſprechendſte Er- nährungsweiſe des Schafes. Das Vorhandenſein von Weideland, namentlich auf entlegenen Grundſtücken, bedingt meiſt die Schafhaltung, da derartige Grundſtücke nur durch Schafe mit Vortheil ausgenutzt werden können.
Am zuſagendſten ſind dem Schafe kurzgraſige, dichtbewachſene natürliche Weiden, welche nicht zu trocken und nicht zu naß gelegen ſind. Auf trockenen, ſandigen Steppenweiden verſtaubt die Wolle zu ſtark. Moorige, ſumpfige Weiden ſind durch die Schafe, wegen der auftretenden Krankheiten, wie der Lungenfäule, der Egelkrank- heit, dem Milzbrande ꝛc. nicht zu verwerthen. Verunkrautete Weiden werden dadurch nachtheilig, daß ſich die Samen der Unkräuter, namentlich der dornigen Spitzklette (Xanthium spinosum L.) Fig. 149, des Igelſamens (Echinospermum Lappula Lehm.) ⚇, Fig. 150 und E. deflexum Lehm., Fig. 151, des rundblättrigen Labkrautes (Ga- lium rotundifolium L.) ♃, Fig. 152, des fedrigen und haarförmigen Pfrimengraſes (Stipa pennata und Stipa capillata L.), mehrerer Medicagoarten in dem Vließe als ſogenannte Woll- oder Haarläuſe feſtſetzen und ſchwer wieder zu entfernen ſind, daher den Werth der Wolle bedeutend verringern. Als zuſagendſte Weidenpflanzen für Schafe gel- ten die Poa-, Festuca-, Medicagoarten, Phleum pratense, Aira, Trifolium repens, Achillea millefolium etc. Bei der Anlage künſtlicher Weiden 1) für die Schafe rerdienen insbeſondere die Eſparſette, der Weißklee, die Hopfenluzerne, die Ray- gräſer, die Schafgarbe und die Bibernelle Beachtung.
Außer den natürlichen und künſtlichen Weiden ergeben ſich mancherlei Neben- weiden. Saatfelder, Wieſen werden bei zu üppigem Wuchſe mit Schafen überhütet. Dieſelben ſind jedoch, um ein zu tiefes Abbeißen zu vermeiden, raſch über die
1) Siehe „Das Kleegemenge und Kleegras“, Band II, S. 208.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><pbn="205"facs="#f0221"/><fwtype="header"place="top">Die Schafzucht.</fw><lb/><table><row><cell/></row></table></div></div><divn="4"><head><hirendition="#b">5. Die Ernährung.</hi></head><lb/><p>Bei der Ernährung des Schafes iſt zwiſchen der Weidefütterung und der Stall-<lb/>
fütterung, außerdem zwiſchen der Fütterung der Wollſchafe und der Fleiſchſchafe zu<lb/>
unterſcheiden.</p><lb/><divn="5"><head><hirendition="#b">1. Die Weidefütterung.</hi></head><lb/><p>Die Weidefütterung iſt die naturgemäße und wirthſchaftlich entſprechendſte Er-<lb/>
nährungsweiſe des Schafes. Das Vorhandenſein von Weideland, namentlich auf<lb/>
entlegenen Grundſtücken, bedingt meiſt die Schafhaltung, da derartige Grundſtücke nur<lb/>
durch Schafe mit Vortheil ausgenutzt werden können.</p><lb/><p>Am zuſagendſten ſind dem Schafe kurzgraſige, dichtbewachſene <hirendition="#g">natürliche</hi><lb/>
Weiden, welche nicht zu trocken und nicht zu naß gelegen ſind. Auf trockenen, ſandigen<lb/>
Steppenweiden verſtaubt die Wolle zu ſtark. Moorige, ſumpfige Weiden ſind durch<lb/>
die Schafe, wegen der auftretenden Krankheiten, wie der Lungenfäule, der Egelkrank-<lb/>
heit, dem Milzbrande ꝛc. nicht zu verwerthen. Verunkrautete Weiden werden dadurch<lb/>
nachtheilig, daß ſich die Samen der Unkräuter, namentlich der dornigen Spitzklette<lb/>
(<hirendition="#aq">Xanthium spinosum L.</hi>) Fig. 149, des Igelſamens (<hirendition="#aq">Echinospermum Lappula Lehm.</hi>)<lb/>⚇, Fig. 150 und <hirendition="#aq">E. deflexum Lehm.,</hi> Fig. 151, des rundblättrigen Labkrautes (<hirendition="#aq">Ga-<lb/>
lium rotundifolium L.</hi>) ♃, Fig. 152, des fedrigen und haarförmigen Pfrimengraſes<lb/><hirendition="#aq">(Stipa pennata</hi> und <hirendition="#aq">Stipa capillata L.),</hi> mehrerer Medicagoarten in dem Vließe als<lb/>ſogenannte Woll- oder Haarläuſe feſtſetzen und ſchwer wieder zu entfernen ſind, daher den<lb/>
Werth der Wolle bedeutend verringern. Als zuſagendſte Weidenpflanzen für Schafe gel-<lb/>
ten die <hirendition="#aq">Poa-, Festuca-, Medicago</hi>arten, <hirendition="#aq">Phleum pratense, Aira, Trifolium repens,<lb/>
Achillea millefolium etc.</hi> Bei der Anlage <hirendition="#g">künſtlicher</hi> Weiden <noteplace="foot"n="1)">Siehe „Das Kleegemenge und Kleegras“, Band <hirendition="#aq">II</hi>, S. 208.</note> für die Schafe<lb/>
rerdienen insbeſondere die Eſparſette, der Weißklee, die Hopfenluzerne, die Ray-<lb/>
gräſer, die Schafgarbe und die Bibernelle Beachtung.</p><lb/><p>Außer den natürlichen und künſtlichen Weiden ergeben ſich mancherlei Neben-<lb/>
weiden. Saatfelder, Wieſen werden bei zu üppigem Wuchſe mit Schafen überhütet.<lb/>
Dieſelben ſind jedoch, um ein zu tiefes Abbeißen zu vermeiden, raſch über die<lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[205/0221]
Die Schafzucht.
5. Die Ernährung.
Bei der Ernährung des Schafes iſt zwiſchen der Weidefütterung und der Stall-
fütterung, außerdem zwiſchen der Fütterung der Wollſchafe und der Fleiſchſchafe zu
unterſcheiden.
1. Die Weidefütterung.
Die Weidefütterung iſt die naturgemäße und wirthſchaftlich entſprechendſte Er-
nährungsweiſe des Schafes. Das Vorhandenſein von Weideland, namentlich auf
entlegenen Grundſtücken, bedingt meiſt die Schafhaltung, da derartige Grundſtücke nur
durch Schafe mit Vortheil ausgenutzt werden können.
Am zuſagendſten ſind dem Schafe kurzgraſige, dichtbewachſene natürliche
Weiden, welche nicht zu trocken und nicht zu naß gelegen ſind. Auf trockenen, ſandigen
Steppenweiden verſtaubt die Wolle zu ſtark. Moorige, ſumpfige Weiden ſind durch
die Schafe, wegen der auftretenden Krankheiten, wie der Lungenfäule, der Egelkrank-
heit, dem Milzbrande ꝛc. nicht zu verwerthen. Verunkrautete Weiden werden dadurch
nachtheilig, daß ſich die Samen der Unkräuter, namentlich der dornigen Spitzklette
(Xanthium spinosum L.) Fig. 149, des Igelſamens (Echinospermum Lappula Lehm.)
⚇, Fig. 150 und E. deflexum Lehm., Fig. 151, des rundblättrigen Labkrautes (Ga-
lium rotundifolium L.) ♃, Fig. 152, des fedrigen und haarförmigen Pfrimengraſes
(Stipa pennata und Stipa capillata L.), mehrerer Medicagoarten in dem Vließe als
ſogenannte Woll- oder Haarläuſe feſtſetzen und ſchwer wieder zu entfernen ſind, daher den
Werth der Wolle bedeutend verringern. Als zuſagendſte Weidenpflanzen für Schafe gel-
ten die Poa-, Festuca-, Medicagoarten, Phleum pratense, Aira, Trifolium repens,
Achillea millefolium etc. Bei der Anlage künſtlicher Weiden 1) für die Schafe
rerdienen insbeſondere die Eſparſette, der Weißklee, die Hopfenluzerne, die Ray-
gräſer, die Schafgarbe und die Bibernelle Beachtung.
Außer den natürlichen und künſtlichen Weiden ergeben ſich mancherlei Neben-
weiden. Saatfelder, Wieſen werden bei zu üppigem Wuchſe mit Schafen überhütet.
Dieſelben ſind jedoch, um ein zu tiefes Abbeißen zu vermeiden, raſch über die
1) Siehe „Das Kleegemenge und Kleegras“, Band II, S. 208.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/221>, abgerufen am 04.03.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.