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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.

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Besondere Thierzuchtlehre.
welche auf den verhältnißmäßig kleinen Brustkasten gelagert sind. Der dunkle,
schwarzbraune, ungehörnte Kopf ist bis zu den Augen bewachsen. Als charakteristisches
Kennzeichen gilt eine Vertiefung im Stirnbeine über den Augen. Die Beine sind
fein, niedrig, schwärzlich. Hinsichtlich der Frühreife stehen die Southdown unter den
englischen Schafen oben an. Die kurze, 8--10 Cm. lange Wolle ist mittelfein
(Secunda, Tertia), ziemlich gekräuselt und als Kammwolle sehr verwendbar. Das
Schurgewicht des Mutterschafes beträgt 1.6--2 Kilogr. gewaschener Wolle.

Aehnlich den Southdown und von denselben abstammend sind die Shrop-
shires
. Sie unterscheiden sich von Ersteren durch den schweren, tiefschwarz ge-
färbten Kopf mit auffallend spitz zulaufender und mit Querfalten versehener Nase.
Die Wolle ist schlichter, minder gestapelt als bei den Southdowns. Nach der
Angabe Hamm's mästen sie sich von allen englischen Schafen am leichtesten, ver-
werthen am besten das Futter, sind fast ebenso frühreif als die Southdowns und
bei weitem abgehärteter. Dagegen ist das Schlachtgewicht geringer. Hamm hält
dieselben zu Kreuzungen behufs Ueberganges von der Wollzucht zur Fleischzucht für
geeigneter als die Southdowns.

Zu den kurzwolligen Schafen zählen schließlich die genügsamen schottischen
Cheviotschafe, die Hampshire und die schwarzgesichtigen Suffolks (Black faced
Suffolk)
.

3. Die Wollekunde.

Bei der Wollekunde sind zu beachten: 1. der Bau, die Entwickelung und die
Eigenschaften des Wollhaares und 2. der Stapel, das Vließ und die Beurtheilung
der Wolle.

1. Der Bau, die Entwickelung und die Eigenschaften des Wollhaares.
1. Anatomischer Bau des Wollhaares.

Die Wolle oder deren einzelner Bestandtheil, das Wollhaar, ist wie das Haar
ein Gebilde der äußeren Hautdecke. An dem Haare unterscheidet man den über die
Haut hervorstehenden Haarschaft und die in einer Einstülpung der äußeren Decke
befindliche Haarwurzel, Fig. 124, S. 181. Die Haarwurzel, welche ihren Aus-
gang von der gefäßreichen Haarpapille f nimmt, steckt in dem Haarbalge. Der
Haarbalg wird von der Einstülpung der Oberhaut (Epidermis) und zwar sowohl
der Hornschichte als der Malpighi'schen Schleimschichte (Wurzelscheide c d) und
der dieselben von unten herauf überziehenden Lederhaut (Faserhaut des Haar-
balges) gebildet. Die einzelnen Zellschichten der unmittelbar an die Haarzwiebel
sich anschließenden Wurzelscheide werden wieder unterschieden in das Oberhäutchen und
die innere (c) und äußere (d) Wurzelscheide, jene der Faserhaut in die Glashaut e,
die innere Faserhaut, auch Ringfaserhaut genannt, mit der Haarpapille f und die
äußere Faserhaut. In die innere Wurzelscheide münden in der Regel zu jeder Seite

Beſondere Thierzuchtlehre.
welche auf den verhältnißmäßig kleinen Bruſtkaſten gelagert ſind. Der dunkle,
ſchwarzbraune, ungehörnte Kopf iſt bis zu den Augen bewachſen. Als charakteriſtiſches
Kennzeichen gilt eine Vertiefung im Stirnbeine über den Augen. Die Beine ſind
fein, niedrig, ſchwärzlich. Hinſichtlich der Frühreife ſtehen die Southdown unter den
engliſchen Schafen oben an. Die kurze, 8—10 Cm. lange Wolle iſt mittelfein
(Secunda, Tertia), ziemlich gekräuſelt und als Kammwolle ſehr verwendbar. Das
Schurgewicht des Mutterſchafes beträgt 1.6—2 Kilogr. gewaſchener Wolle.

Aehnlich den Southdown und von denſelben abſtammend ſind die Shrop-
ſhires
. Sie unterſcheiden ſich von Erſteren durch den ſchweren, tiefſchwarz ge-
färbten Kopf mit auffallend ſpitz zulaufender und mit Querfalten verſehener Naſe.
Die Wolle iſt ſchlichter, minder geſtapelt als bei den Southdowns. Nach der
Angabe Hamm’s mäſten ſie ſich von allen engliſchen Schafen am leichteſten, ver-
werthen am beſten das Futter, ſind faſt ebenſo frühreif als die Southdowns und
bei weitem abgehärteter. Dagegen iſt das Schlachtgewicht geringer. Hamm hält
dieſelben zu Kreuzungen behufs Ueberganges von der Wollzucht zur Fleiſchzucht für
geeigneter als die Southdowns.

Zu den kurzwolligen Schafen zählen ſchließlich die genügſamen ſchottiſchen
Cheviotſchafe, die Hampſhire und die ſchwarzgeſichtigen Suffolks (Black faced
Suffolk)
.

3. Die Wollekunde.

Bei der Wollekunde ſind zu beachten: 1. der Bau, die Entwickelung und die
Eigenſchaften des Wollhaares und 2. der Stapel, das Vließ und die Beurtheilung
der Wolle.

1. Der Bau, die Entwickelung und die Eigenſchaften des Wollhaares.
1. Anatomiſcher Bau des Wollhaares.

Die Wolle oder deren einzelner Beſtandtheil, das Wollhaar, iſt wie das Haar
ein Gebilde der äußeren Hautdecke. An dem Haare unterſcheidet man den über die
Haut hervorſtehenden Haarſchaft und die in einer Einſtülpung der äußeren Decke
befindliche Haarwurzel, Fig. 124, S. 181. Die Haarwurzel, welche ihren Aus-
gang von der gefäßreichen Haarpapille f nimmt, ſteckt in dem Haarbalge. Der
Haarbalg wird von der Einſtülpung der Oberhaut (Epidermis) und zwar ſowohl
der Hornſchichte als der Malpighi’ſchen Schleimſchichte (Wurzelſcheide c d) und
der dieſelben von unten herauf überziehenden Lederhaut (Faſerhaut des Haar-
balges) gebildet. Die einzelnen Zellſchichten der unmittelbar an die Haarzwiebel
ſich anſchließenden Wurzelſcheide werden wieder unterſchieden in das Oberhäutchen und
die innere (c) und äußere (d) Wurzelſcheide, jene der Faſerhaut in die Glashaut e,
die innere Faſerhaut, auch Ringfaſerhaut genannt, mit der Haarpapille f und die
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[180/0196] Beſondere Thierzuchtlehre. welche auf den verhältnißmäßig kleinen Bruſtkaſten gelagert ſind. Der dunkle, ſchwarzbraune, ungehörnte Kopf iſt bis zu den Augen bewachſen. Als charakteriſtiſches Kennzeichen gilt eine Vertiefung im Stirnbeine über den Augen. Die Beine ſind fein, niedrig, ſchwärzlich. Hinſichtlich der Frühreife ſtehen die Southdown unter den engliſchen Schafen oben an. Die kurze, 8—10 Cm. lange Wolle iſt mittelfein (Secunda, Tertia), ziemlich gekräuſelt und als Kammwolle ſehr verwendbar. Das Schurgewicht des Mutterſchafes beträgt 1.6—2 Kilogr. gewaſchener Wolle. Aehnlich den Southdown und von denſelben abſtammend ſind die Shrop- ſhires. Sie unterſcheiden ſich von Erſteren durch den ſchweren, tiefſchwarz ge- färbten Kopf mit auffallend ſpitz zulaufender und mit Querfalten verſehener Naſe. Die Wolle iſt ſchlichter, minder geſtapelt als bei den Southdowns. Nach der Angabe Hamm’s mäſten ſie ſich von allen engliſchen Schafen am leichteſten, ver- werthen am beſten das Futter, ſind faſt ebenſo frühreif als die Southdowns und bei weitem abgehärteter. Dagegen iſt das Schlachtgewicht geringer. Hamm hält dieſelben zu Kreuzungen behufs Ueberganges von der Wollzucht zur Fleiſchzucht für geeigneter als die Southdowns. Zu den kurzwolligen Schafen zählen ſchließlich die genügſamen ſchottiſchen Cheviotſchafe, die Hampſhire und die ſchwarzgeſichtigen Suffolks (Black faced Suffolk). 3. Die Wollekunde. Bei der Wollekunde ſind zu beachten: 1. der Bau, die Entwickelung und die Eigenſchaften des Wollhaares und 2. der Stapel, das Vließ und die Beurtheilung der Wolle. 1. Der Bau, die Entwickelung und die Eigenſchaften des Wollhaares. 1. Anatomiſcher Bau des Wollhaares. Die Wolle oder deren einzelner Beſtandtheil, das Wollhaar, iſt wie das Haar ein Gebilde der äußeren Hautdecke. An dem Haare unterſcheidet man den über die Haut hervorſtehenden Haarſchaft und die in einer Einſtülpung der äußeren Decke befindliche Haarwurzel, Fig. 124, S. 181. Die Haarwurzel, welche ihren Aus- gang von der gefäßreichen Haarpapille f nimmt, ſteckt in dem Haarbalge. Der Haarbalg wird von der Einſtülpung der Oberhaut (Epidermis) und zwar ſowohl der Hornſchichte als der Malpighi’ſchen Schleimſchichte (Wurzelſcheide c d) und der dieſelben von unten herauf überziehenden Lederhaut (Faſerhaut des Haar- balges) gebildet. Die einzelnen Zellſchichten der unmittelbar an die Haarzwiebel ſich anſchließenden Wurzelſcheide werden wieder unterſchieden in das Oberhäutchen und die innere (c) und äußere (d) Wurzelſcheide, jene der Faſerhaut in die Glashaut e, die innere Faſerhaut, auch Ringfaſerhaut genannt, mit der Haarpapille f und die äußere Faſerhaut. In die innere Wurzelſcheide münden in der Regel zu jeder Seite

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft03_1876/196>, abgerufen am 20.11.2024.