Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.Besondere Thierzuchtlehre. Bei dem Melken ist mit der größten Reinlichkeit vorzugehen. Vor demselben Zur Verminderung der Arbeit und zur Beschleunigung des Melkens haben die Ameri- 2. Die Milchverwerthung. Die Verwerthung der Milch erfolgt entweder durch directen Verkauf oder durch 1. Der Milchverkauf. Der directe Milchverkauf wird sich stets bei gesichertem Absatze (Nähe großer Am vortheilhaftesten ist der directe Verkauf der Milch vom Stalle weg an einen Beſondere Thierzuchtlehre. Bei dem Melken iſt mit der größten Reinlichkeit vorzugehen. Vor demſelben Zur Verminderung der Arbeit und zur Beſchleunigung des Melkens haben die Ameri- 2. Die Milchverwerthung. Die Verwerthung der Milch erfolgt entweder durch directen Verkauf oder durch 1. Der Milchverkauf. Der directe Milchverkauf wird ſich ſtets bei geſichertem Abſatze (Nähe großer Am vortheilhafteſten iſt der directe Verkauf der Milch vom Stalle weg an einen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <pb facs="#f0158" n="142"/> <fw place="top" type="header">Beſondere Thierzuchtlehre.</fw><lb/> <p>Bei dem Melken iſt mit der größten Reinlichkeit vorzugehen. Vor demſelben<lb/> hat der Melkende ſeine Hände gründlich zu waſchen. Ebenſo iſt das Euter abzuwaſchen.<lb/> Die erſten Tropfen ſind ſeitwärts zu melken, um etwa noch anhaftende Unreinigkeiten<lb/> nicht in den Melkbüttel zu bekommen. Die Striche ſind erſt ſanft zu ziehen und<lb/> dann mit dem eingebogenen Daumen und der ganzen Hand möglichſt vollſtändig aus-<lb/> zumelken. Die gewonnene Milch wird durch ein Haarſieb, Fig. 78, S. 141,<lb/> um etwaige Unreinigkeiten, Kuhhaare, Stroh u. dgl. abzuſcheiden, in ein, am beſten<lb/> metallenes, Sammelgefäß, Fig. 79, S. 141, geſeiht. Daſſelbe ſtelle man vor der<lb/> Stallthüre auf, um die Milch, welche ſehr leicht die Stalldünſte anzieht, möglichſt<lb/> raſch aus dem Stalle zu bringen.</p><lb/> <p>Zur Verminderung der Arbeit und zur Beſchleunigung des Melkens haben die Ameri-<lb/> kaner Kershaw und Colvin (1862) eine Kuhmelkmaſchine, Fig. 80, S. 141, conſtruirt, welche<lb/> aus einem Melkeimer beſteht, an deſſen Rande eine Saugpumpe mit 4 zur Aufnahme der<lb/> Striche beſtimmten, trichterförmigen Gummiröhren angebracht ſind. Dieſelbe hat ſich jedoch<lb/> nach keiner Richtung hin bewährt. Dagegen können unter Umſtänden bei Euterkrankheiten<lb/> und bei hartmelken Erſtlingskühen, kleine verſilberte Melkröhrchen, Fig. 81, S. 141, (Milch-<lb/> katheder), welche, in die Zitzen geſteckt, durch ihre Höhlung die Milch auslaufen laſſen, mit<lb/> Erfolg angewendet werden. Zum gewöhnlichen Gebrauche ſind derartige Melkröhrchen<lb/> geradezu verwerflich, da deren Anwendung zu gefährlichen Euterkrankheiten und zum unwill-<lb/> kürlichen Ausfließenlaſſen der Milch führen kann.</p> </div> </div><lb/> <div n="5"> <head> <hi rendition="#b">2. Die Milchverwerthung.</hi> </head><lb/> <p>Die Verwerthung der Milch erfolgt entweder durch directen Verkauf oder durch<lb/> Verarbeitung auf Milchproducte. Letztere Verwerthung bezieht ſich auf die Gewinnung<lb/> von Milchextract, auf die Butterbereitung, die Käſebereitung und die Gewinnung<lb/> anderweitiger Molkereiproducte.</p><lb/> <div n="6"> <head>1. <hi rendition="#g">Der Milchverkauf.</hi></head><lb/> <p>Der directe Milchverkauf wird ſich ſtets bei geſichertem Abſatze (Nähe großer<lb/> Städte) und bei einem Preiſe von 12—14 Pf. (6—7 Kr.) per Liter am vortheilhaf-<lb/> teſten herausſtellen, nachdem damit das geringſte Riſiko und der geringſte Aufwand an<lb/> Geräthe-Inventar verbunden iſt. Verwerflich und dem Aufſchwunge der Viehzucht<lb/> entgegenſtehend iſt der ſogenannte Milchpacht, bei welchem der Milchertrag gegen einen<lb/> per Kuh (128—168 Mark, 64—84 fl.) fixirten Betrag an den Schweizer oder Schaffer<lb/> überlaſſen wird. Die Stückpacht führt ſtets zu mannigfaltigen Streitigkeiten wegen<lb/> der Bemeſſung des Futters, namentlich in Zeiten von Futternoth, wegen der den<lb/> Kälbern zu verabreichenden Milch, wegen des Ausbrackens alter Kühe ꝛc.</p><lb/> <p>Am vortheilhafteſten iſt der directe Verkauf der Milch vom Stalle weg an einen<lb/> fremden Unternehmer. Bei größerer Entfernung vom Abſatzorte kann es ſelbſt zweck-<lb/> mäßig ſein nur den Rahm zu verkaufen und die abgenommene Milch weiter zu ver-<lb/> arbeiten. Bei dem directen Milchverkaufe muß die größte Reinlichkeit beobachtet<lb/> werden. Die Milch iſt ſobald als möglich aus dem Stalle zu ſchaffen und in eine<lb/> kühle Milchkammer zu bringen. Die Abend- und Morgenmilch iſt nicht zu miſchen.<lb/> Ebenſo iſt die Milch rinderiger Kühe, welche leicht gerinnt, bei Seite zu geben. Am<lb/> beſten wird eine längere Haltbarkeit der Milch durch Abkühlen bis auf 11—12°<hi rendition="#aq">C.</hi> erzielt.</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [142/0158]
Beſondere Thierzuchtlehre.
Bei dem Melken iſt mit der größten Reinlichkeit vorzugehen. Vor demſelben
hat der Melkende ſeine Hände gründlich zu waſchen. Ebenſo iſt das Euter abzuwaſchen.
Die erſten Tropfen ſind ſeitwärts zu melken, um etwa noch anhaftende Unreinigkeiten
nicht in den Melkbüttel zu bekommen. Die Striche ſind erſt ſanft zu ziehen und
dann mit dem eingebogenen Daumen und der ganzen Hand möglichſt vollſtändig aus-
zumelken. Die gewonnene Milch wird durch ein Haarſieb, Fig. 78, S. 141,
um etwaige Unreinigkeiten, Kuhhaare, Stroh u. dgl. abzuſcheiden, in ein, am beſten
metallenes, Sammelgefäß, Fig. 79, S. 141, geſeiht. Daſſelbe ſtelle man vor der
Stallthüre auf, um die Milch, welche ſehr leicht die Stalldünſte anzieht, möglichſt
raſch aus dem Stalle zu bringen.
Zur Verminderung der Arbeit und zur Beſchleunigung des Melkens haben die Ameri-
kaner Kershaw und Colvin (1862) eine Kuhmelkmaſchine, Fig. 80, S. 141, conſtruirt, welche
aus einem Melkeimer beſteht, an deſſen Rande eine Saugpumpe mit 4 zur Aufnahme der
Striche beſtimmten, trichterförmigen Gummiröhren angebracht ſind. Dieſelbe hat ſich jedoch
nach keiner Richtung hin bewährt. Dagegen können unter Umſtänden bei Euterkrankheiten
und bei hartmelken Erſtlingskühen, kleine verſilberte Melkröhrchen, Fig. 81, S. 141, (Milch-
katheder), welche, in die Zitzen geſteckt, durch ihre Höhlung die Milch auslaufen laſſen, mit
Erfolg angewendet werden. Zum gewöhnlichen Gebrauche ſind derartige Melkröhrchen
geradezu verwerflich, da deren Anwendung zu gefährlichen Euterkrankheiten und zum unwill-
kürlichen Ausfließenlaſſen der Milch führen kann.
2. Die Milchverwerthung.
Die Verwerthung der Milch erfolgt entweder durch directen Verkauf oder durch
Verarbeitung auf Milchproducte. Letztere Verwerthung bezieht ſich auf die Gewinnung
von Milchextract, auf die Butterbereitung, die Käſebereitung und die Gewinnung
anderweitiger Molkereiproducte.
1. Der Milchverkauf.
Der directe Milchverkauf wird ſich ſtets bei geſichertem Abſatze (Nähe großer
Städte) und bei einem Preiſe von 12—14 Pf. (6—7 Kr.) per Liter am vortheilhaf-
teſten herausſtellen, nachdem damit das geringſte Riſiko und der geringſte Aufwand an
Geräthe-Inventar verbunden iſt. Verwerflich und dem Aufſchwunge der Viehzucht
entgegenſtehend iſt der ſogenannte Milchpacht, bei welchem der Milchertrag gegen einen
per Kuh (128—168 Mark, 64—84 fl.) fixirten Betrag an den Schweizer oder Schaffer
überlaſſen wird. Die Stückpacht führt ſtets zu mannigfaltigen Streitigkeiten wegen
der Bemeſſung des Futters, namentlich in Zeiten von Futternoth, wegen der den
Kälbern zu verabreichenden Milch, wegen des Ausbrackens alter Kühe ꝛc.
Am vortheilhafteſten iſt der directe Verkauf der Milch vom Stalle weg an einen
fremden Unternehmer. Bei größerer Entfernung vom Abſatzorte kann es ſelbſt zweck-
mäßig ſein nur den Rahm zu verkaufen und die abgenommene Milch weiter zu ver-
arbeiten. Bei dem directen Milchverkaufe muß die größte Reinlichkeit beobachtet
werden. Die Milch iſt ſobald als möglich aus dem Stalle zu ſchaffen und in eine
kühle Milchkammer zu bringen. Die Abend- und Morgenmilch iſt nicht zu miſchen.
Ebenſo iſt die Milch rinderiger Kühe, welche leicht gerinnt, bei Seite zu geben. Am
beſten wird eine längere Haltbarkeit der Milch durch Abkühlen bis auf 11—12°C. erzielt.
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