Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 3. Berlin, 1876.Die Rindviehzucht Das Alter der Milchkühe hat auf ihre Leistungsfähigkeit gleichfalls bedeutenden 4. Die Milch. Die Milch besteht aus dem Milchserum (Milchwasser) und einer Unzahl mikro- Die Milch- oder Butterkügelchen bestehen nach einer Anschauung aus einer Zur Bestätigung seiner Annahme stellte Soxhlet folgenden Butterungsversuch an: In stofflicher Beziehung besteht das Butterfett (2.2--6.0, Mittel 3.6) aus 1) Dr. F. Soxhlet. Eine neue Theorie des Butterungsprocesses. Oesterr. landw.
Wochenbl., 1876, Nr. 12. Die Rindviehzucht Das Alter der Milchkühe hat auf ihre Leiſtungsfähigkeit gleichfalls bedeutenden 4. Die Milch. Die Milch beſteht aus dem Milchſerum (Milchwaſſer) und einer Unzahl mikro- Die Milch- oder Butterkügelchen beſtehen nach einer Anſchauung aus einer Zur Beſtätigung ſeiner Annahme ſtellte Soxhlet folgenden Butterungsverſuch an: In ſtofflicher Beziehung beſteht das Butterfett (2.2—6.0, Mittel 3.6) aus 1) Dr. F. Soxhlet. Eine neue Theorie des Butterungsproceſſes. Oeſterr. landw.
Wochenbl., 1876, Nr. 12. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <pb facs="#f0153" n="137"/> <fw place="top" type="header">Die Rindviehzucht</fw><lb/> <p>Das Alter der Milchkühe hat auf ihre Leiſtungsfähigkeit gleichfalls bedeutenden<lb/> Einfluß. Der größte Milchertrag findet im großen Durchſchnitte nicht nach dem erſten,<lb/> ſondern erſt nach dem fünften bis ſiebenten Kalben ſtatt und nimmt von da meiſt<lb/> ſtetig ab. Das Caſtriren der Kühe (ſ. a. S. 121) durch den Flankenſchnitt oder den<lb/> Scheidenſchnitt nach der Methode des Thierarztes Charlier in Rheims, um eine<lb/> andauernde ausgiebige Milchabſonderung herbeizuführen, iſt nicht zu empfehlen, da<lb/> der beabſichtigte Zweck oft nicht erreicht wird und die Operation des Vernonnens<lb/> keineswegs ungefährlich iſt.</p> </div><lb/> <div n="6"> <head>4. <hi rendition="#g">Die Milch</hi>.</head><lb/> <p>Die Milch beſteht aus dem Milchſerum (Milchwaſſer) und einer Unzahl mikro-<lb/> ſkopiſch kleiner, jedoch ſehr verſchieden großer (0.01—0.0016 <hi rendition="#aq">mm.</hi> Durchmeſſer)<lb/> Milch- oder Butterkügelchen. Im Milchſerum ſind in Waſſer (84.5—91.0, Mittel<lb/> 87.5) aufgelöſt: Käſeſtoff (Caſeïn 3—5 %), Eiweiß (Albumin 0.2—0.6 %),<lb/> Milchzucker (Lactine 3.7—5.69 %, Mittel 4.8 %), mineraliſche Salze (Aſche<lb/> 0.4—0.9 %, Mittel 0.7 %, davon im Mittel 28.3 % Phosphorſäure, 17.3 % Kali)<lb/> und einige Gaſe (Kohlenſäure, Stickſtoff und Sauerſtoff). Nächſtdem kommen in unbedeu-<lb/> tenden Mengen vor: Harnſtoff, Milchſäure, Kreatin, Leucin, Tyroſin, Extractſtoffe ꝛc.</p><lb/> <p>Die Milch- oder Butterkügelchen beſtehen nach einer Anſchauung aus einer<lb/> eiweißartigen Hülle, welche das Butterfett (2.8—4.5 %) einſchließt, nach einer anderen<lb/> Anſchauung (Baumhauer) aus einfachen Fetttröpfchen ohne Hülle. Nach den Unter-<lb/> ſuchungen Soxhlet’s <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Dr.</hi> F. Soxhlet. Eine neue Theorie des Butterungsproceſſes. Oeſterr. landw.<lb/> Wochenbl., 1876, Nr. 12.</note>, welcher ſich der letzteren Anſchauung anſchließt, ſind die Fett-<lb/> kügelchen in der Milch, ſo wie ſie aus dem Euter kommt, in geſchmolzenem, flüſſigem<lb/> Zuſtande vorhanden, da die Temperatur der thierwarmen Milch (37.5°<hi rendition="#aq">C.</hi>) höher<lb/> liegt als der Schmelzpunkt der Butter (34—37°<hi rendition="#aq">C.</hi>). Bei dem Abkühlen der<lb/> Milch auf Lufttemperatur und darunter bis 0° bleiben dieſelben flüſſig und zeigen<lb/> unter dem Mikroſkope genaue Kugelform, Fig. 89, S. 147. Sie ſind daher als unter<lb/> ihrem Erſtarrungspunkte abgekühlte — unterkühlte — Fetttröpfchen zu denken. Wird die<lb/> Milch unter 0° abgekühlt oder mechaniſchen Erſchütterungen ausgeſetzt, ſo werden die<lb/> Milchkügelchen feſt und zeigen unter dem Mikroſkope nicht mehr die Tropfengeſtalt,<lb/> ſondern mannigfaltig gezackte, krümmelige Formen, Fig. 94, S. 149.</p><lb/> <p>Zur Beſtätigung ſeiner Annahme ſtellte Soxhlet folgenden Butterungsverſuch an:<lb/> Je 1 Liter kuhwarmer Milch wurde bis auf + 20°<hi rendition="#aq">C.</hi> und in einer Kältemiſchung bis auf<lb/> — 4° abgekühlt und letztere wieder bis auf + 20°<hi rendition="#aq">C.</hi> langſam erwärmt. Beide Milch-<lb/> partien wurden nun in einem kleinen Stoßbutterfaſſe gebuttert. Die nicht gefrorene Milch<lb/> war erſt in 11 Minuten, die gefrorene und wieder aufgethaute Milch, deren Milchkügelchen<lb/> ſchon vor dem Buttern durch die Abkühlung feſt geworden ſind, war bis zu demſelben<lb/> Grade, wie die ungefrorene Milch, ſchon nach 2 Minuten ausgebuttert.</p><lb/> <p>In ſtofflicher Beziehung beſteht das Butterfett (2.2—6.0, Mittel 3.6) aus<lb/> einem Gemenge von Glyceriden, Verbindungen von Fettſäuren mit Glyceryl und<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [137/0153]
Die Rindviehzucht
Das Alter der Milchkühe hat auf ihre Leiſtungsfähigkeit gleichfalls bedeutenden
Einfluß. Der größte Milchertrag findet im großen Durchſchnitte nicht nach dem erſten,
ſondern erſt nach dem fünften bis ſiebenten Kalben ſtatt und nimmt von da meiſt
ſtetig ab. Das Caſtriren der Kühe (ſ. a. S. 121) durch den Flankenſchnitt oder den
Scheidenſchnitt nach der Methode des Thierarztes Charlier in Rheims, um eine
andauernde ausgiebige Milchabſonderung herbeizuführen, iſt nicht zu empfehlen, da
der beabſichtigte Zweck oft nicht erreicht wird und die Operation des Vernonnens
keineswegs ungefährlich iſt.
4. Die Milch.
Die Milch beſteht aus dem Milchſerum (Milchwaſſer) und einer Unzahl mikro-
ſkopiſch kleiner, jedoch ſehr verſchieden großer (0.01—0.0016 mm. Durchmeſſer)
Milch- oder Butterkügelchen. Im Milchſerum ſind in Waſſer (84.5—91.0, Mittel
87.5) aufgelöſt: Käſeſtoff (Caſeïn 3—5 %), Eiweiß (Albumin 0.2—0.6 %),
Milchzucker (Lactine 3.7—5.69 %, Mittel 4.8 %), mineraliſche Salze (Aſche
0.4—0.9 %, Mittel 0.7 %, davon im Mittel 28.3 % Phosphorſäure, 17.3 % Kali)
und einige Gaſe (Kohlenſäure, Stickſtoff und Sauerſtoff). Nächſtdem kommen in unbedeu-
tenden Mengen vor: Harnſtoff, Milchſäure, Kreatin, Leucin, Tyroſin, Extractſtoffe ꝛc.
Die Milch- oder Butterkügelchen beſtehen nach einer Anſchauung aus einer
eiweißartigen Hülle, welche das Butterfett (2.8—4.5 %) einſchließt, nach einer anderen
Anſchauung (Baumhauer) aus einfachen Fetttröpfchen ohne Hülle. Nach den Unter-
ſuchungen Soxhlet’s 1), welcher ſich der letzteren Anſchauung anſchließt, ſind die Fett-
kügelchen in der Milch, ſo wie ſie aus dem Euter kommt, in geſchmolzenem, flüſſigem
Zuſtande vorhanden, da die Temperatur der thierwarmen Milch (37.5°C.) höher
liegt als der Schmelzpunkt der Butter (34—37°C.). Bei dem Abkühlen der
Milch auf Lufttemperatur und darunter bis 0° bleiben dieſelben flüſſig und zeigen
unter dem Mikroſkope genaue Kugelform, Fig. 89, S. 147. Sie ſind daher als unter
ihrem Erſtarrungspunkte abgekühlte — unterkühlte — Fetttröpfchen zu denken. Wird die
Milch unter 0° abgekühlt oder mechaniſchen Erſchütterungen ausgeſetzt, ſo werden die
Milchkügelchen feſt und zeigen unter dem Mikroſkope nicht mehr die Tropfengeſtalt,
ſondern mannigfaltig gezackte, krümmelige Formen, Fig. 94, S. 149.
Zur Beſtätigung ſeiner Annahme ſtellte Soxhlet folgenden Butterungsverſuch an:
Je 1 Liter kuhwarmer Milch wurde bis auf + 20°C. und in einer Kältemiſchung bis auf
— 4° abgekühlt und letztere wieder bis auf + 20°C. langſam erwärmt. Beide Milch-
partien wurden nun in einem kleinen Stoßbutterfaſſe gebuttert. Die nicht gefrorene Milch
war erſt in 11 Minuten, die gefrorene und wieder aufgethaute Milch, deren Milchkügelchen
ſchon vor dem Buttern durch die Abkühlung feſt geworden ſind, war bis zu demſelben
Grade, wie die ungefrorene Milch, ſchon nach 2 Minuten ausgebuttert.
In ſtofflicher Beziehung beſteht das Butterfett (2.2—6.0, Mittel 3.6) aus
einem Gemenge von Glyceriden, Verbindungen von Fettſäuren mit Glyceryl und
1) Dr. F. Soxhlet. Eine neue Theorie des Butterungsproceſſes. Oeſterr. landw.
Wochenbl., 1876, Nr. 12.
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