Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.Die Mehlfrüchte. 3. Die Saat. Wegen ihrer Empfindlichkeit gegen Frost wird die Hirse spät, erst zu Anfang 4. Die Pflege. Das Wachsthum der Hirsenpflanzen erfolgt anfänglich nur langsam, weshalb Von Pilzkrankheiten hat die Hirse besonders in niederen, feuchten Lagen oder 5. Die Ernte. Der richtige Zeitpunkt zur Vornahme der Ernte ist bei dem ungleichen Aus- 1) Wiener landw. Ztg. 1873. S. 301.
Die Mehlfrüchte. 3. Die Saat. Wegen ihrer Empfindlichkeit gegen Froſt wird die Hirſe ſpät, erſt zu Anfang 4. Die Pflege. Das Wachsthum der Hirſenpflanzen erfolgt anfänglich nur langſam, weshalb Von Pilzkrankheiten hat die Hirſe beſonders in niederen, feuchten Lagen oder 5. Die Ernte. Der richtige Zeitpunkt zur Vornahme der Ernte iſt bei dem ungleichen Aus- 1) Wiener landw. Ztg. 1873. S. 301.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0075" n="61"/> <fw place="top" type="header">Die Mehlfrüchte.</fw><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">3. Die Saat.</hi> </head><lb/> <p>Wegen ihrer Empfindlichkeit gegen Froſt wird die Hirſe ſpät, erſt zu Anfang<lb/> Mai gebaut, wenn die mittlere Tagestemperatur 12.5°C. erreicht hat. Nach zu<lb/> Grunde gegangenem Roggen oder Mais kann die Rispenhirſe ſelbſt noch Ende Juni<lb/> mit Vortheil geſäet werden. Sehr zu empfehlen iſt die Ausführung der Saat durch<lb/> die Drillmaſchine, indem gedrillte Saaten ſpäterhin ein Behacken der Reihen zulaſſen.<lb/> Der Samenbedarf iſt bei Breitſaat 0.3—0.7 Hektoliter, bei Drillſaat 0.2—0.3<lb/> Hektoliter per Hektar.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">4. Die Pflege.</hi> </head><lb/> <p>Das Wachsthum der Hirſenpflanzen erfolgt anfänglich nur langſam, weshalb<lb/> ſie ſehr leicht von Unkräutern aller Art unterdrückt werden können. Um die Aus-<lb/> breitung des Unkrautes hintanzuhalten, müſſen die Saaten entweder übereggt oder noch<lb/> zweckmäßiger mit kleinen Handhacken bearbeitet werden. Bei der Kleincultur empfiehlt<lb/> ſich ſelbſt ein Jäten mit der Hand. Drillſaaten ſind mit mehrſchaarigen Hackgeräthen<lb/> öfters durchzuziehen.</p><lb/> <p>Von Pilzkrankheiten hat die Hirſe beſonders in niederen, feuchten Lagen oder<lb/> wenn ſie auf im Walde eingeſchloſſenen Feldſtücken gebaut wird, von dem Hirſebrand<lb/><hi rendition="#aq">(Ustilago destruens Schlecht.)</hi> zu leiden. Oft werden ſchon die in den Halmen<lb/> verbleibenden Rispen von dieſem Flugbrande befallen und dadurch an dem Hervor-<lb/> treten gehindert. Auf der Kolbenhirſe wurde eine andere Brandart <hi rendition="#aq">(Ustilago Crameri)</hi><lb/> beobachtet. Gegen den Hirſebrand wird das Abſengen der an den Samen haftenden<lb/> Sporen empfohlen <note place="foot" n="1)">Wiener landw. Ztg. 1873. S. 301.</note>. Zu dieſem Zwecke werden die Hirſekörner durch ein leichtes<lb/> Feuer geworfen. Unter den Inſecten vermag die Raupe des Hirſezünslers <hi rendition="#aq">(Pyralis<lb/> silacealis Tr.)</hi> den Hirſeſaaten bedeutend zu ſchaden.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">5. Die Ernte.</hi> </head><lb/> <p>Der richtige Zeitpunkt zur Vornahme der Ernte iſt bei dem ungleichen Aus-<lb/> reifen der Rispen ſchwer zu treffen, während anderſeits durch ein Verſäumniß ein<lb/> beträchtlicher Verluſt durch das leichte Ausfallen der Körner entſtehen kann. In<lb/> warmen Sommern wird die Rispenhirſe im Auguſt, in kühlen im September, die<lb/> weniger ausfallende Kolbenhirſe um einen Monat ſpäter geerntet. Um einen Verluſt<lb/> durch Ausfall vorzubeugen, empfiehlt es ſich, die Hirſe mit der Senſe zu ſchneiden<lb/> und gleich nach der Ernte in der Scheune auszudreſchen. Das noch friſche Stroh,<lb/> ſowie die ausgedroſchenen Körner müſſen jedoch durch Ausbreiten auf der Tenne<lb/> ſorgfältig getrocknet werden. Für den Bedarf zur Saat läßt man eine Partie un-<lb/> ausgedroſchen, um dann im Frühjahre ſicher keimfähigen Samen zu erhalten. Der<lb/> Körnerertrag erreicht bei der Rispenhirſe per Hektar 15—30 Hektoliter im Gewichte<lb/> von 60—70 Kilogramm. Von der Kolbenhirſe erhält man etwas weniger. Die<lb/> unenthülſte Hirſe, welche als Viehfutter und zur Branntweinbrennerei verwendet<lb/> wird, beſitzt ungefähr denſelben Preis wie die Gerſte. Vor ihrer Verwendung zur<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [61/0075]
Die Mehlfrüchte.
3. Die Saat.
Wegen ihrer Empfindlichkeit gegen Froſt wird die Hirſe ſpät, erſt zu Anfang
Mai gebaut, wenn die mittlere Tagestemperatur 12.5°C. erreicht hat. Nach zu
Grunde gegangenem Roggen oder Mais kann die Rispenhirſe ſelbſt noch Ende Juni
mit Vortheil geſäet werden. Sehr zu empfehlen iſt die Ausführung der Saat durch
die Drillmaſchine, indem gedrillte Saaten ſpäterhin ein Behacken der Reihen zulaſſen.
Der Samenbedarf iſt bei Breitſaat 0.3—0.7 Hektoliter, bei Drillſaat 0.2—0.3
Hektoliter per Hektar.
4. Die Pflege.
Das Wachsthum der Hirſenpflanzen erfolgt anfänglich nur langſam, weshalb
ſie ſehr leicht von Unkräutern aller Art unterdrückt werden können. Um die Aus-
breitung des Unkrautes hintanzuhalten, müſſen die Saaten entweder übereggt oder noch
zweckmäßiger mit kleinen Handhacken bearbeitet werden. Bei der Kleincultur empfiehlt
ſich ſelbſt ein Jäten mit der Hand. Drillſaaten ſind mit mehrſchaarigen Hackgeräthen
öfters durchzuziehen.
Von Pilzkrankheiten hat die Hirſe beſonders in niederen, feuchten Lagen oder
wenn ſie auf im Walde eingeſchloſſenen Feldſtücken gebaut wird, von dem Hirſebrand
(Ustilago destruens Schlecht.) zu leiden. Oft werden ſchon die in den Halmen
verbleibenden Rispen von dieſem Flugbrande befallen und dadurch an dem Hervor-
treten gehindert. Auf der Kolbenhirſe wurde eine andere Brandart (Ustilago Crameri)
beobachtet. Gegen den Hirſebrand wird das Abſengen der an den Samen haftenden
Sporen empfohlen 1). Zu dieſem Zwecke werden die Hirſekörner durch ein leichtes
Feuer geworfen. Unter den Inſecten vermag die Raupe des Hirſezünslers (Pyralis
silacealis Tr.) den Hirſeſaaten bedeutend zu ſchaden.
5. Die Ernte.
Der richtige Zeitpunkt zur Vornahme der Ernte iſt bei dem ungleichen Aus-
reifen der Rispen ſchwer zu treffen, während anderſeits durch ein Verſäumniß ein
beträchtlicher Verluſt durch das leichte Ausfallen der Körner entſtehen kann. In
warmen Sommern wird die Rispenhirſe im Auguſt, in kühlen im September, die
weniger ausfallende Kolbenhirſe um einen Monat ſpäter geerntet. Um einen Verluſt
durch Ausfall vorzubeugen, empfiehlt es ſich, die Hirſe mit der Senſe zu ſchneiden
und gleich nach der Ernte in der Scheune auszudreſchen. Das noch friſche Stroh,
ſowie die ausgedroſchenen Körner müſſen jedoch durch Ausbreiten auf der Tenne
ſorgfältig getrocknet werden. Für den Bedarf zur Saat läßt man eine Partie un-
ausgedroſchen, um dann im Frühjahre ſicher keimfähigen Samen zu erhalten. Der
Körnerertrag erreicht bei der Rispenhirſe per Hektar 15—30 Hektoliter im Gewichte
von 60—70 Kilogramm. Von der Kolbenhirſe erhält man etwas weniger. Die
unenthülſte Hirſe, welche als Viehfutter und zur Branntweinbrennerei verwendet
wird, beſitzt ungefähr denſelben Preis wie die Gerſte. Vor ihrer Verwendung zur
1) Wiener landw. Ztg. 1873. S. 301.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |