Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

Bild:
<< vorherige Seite

Besondere Pflanzenbaulehre.
wie der weiße Incarnatklee, weißlich. Am häufigsten wird er in der Schweiz, in
Südfrankreich, in Italien, am Rhein, vereinzelt in Oesterreich angebaut. Im All-
gemeinen geht jedoch sein Verbreitungsbezirk südlicher und weniger weit östlich, als
jener der Luzerne, indem er ein ausgesprochenes Verlangen nach Sommerwärme und
eine große Empfindlichkeit gegen Kälte (Früh- und Spätfröste) besitzt.

Der Incarnatklee gedeiht am Besten auf mildem Lehmboden. Ungeeignet sind
naßgründige, stark gebundene Bodenarten, sowie trockene, sehr leichte Sandböden.
Seine Cultur ist sehr einfach. Gewöhnlich wird er wegen seines schnellen Wachs-
thumes ohne Ueberfrucht nach Wintergetreide oder Winterroggen ausgesäet. Im
Herbste, nach einer Halmfrucht angebaut, wird er im nächsten Frühjahre so früh-
zeitig abgeerntet, daß noch Gerste, Hirse angebaut oder Runkeln und Kohlrüben
verpflanzt werden können. Der Incarnatklee gibt einen willkommenen Ersatz für
im Herbste oder im Frühjahre eingegangenen Rothklee. Die Vorbereitung ist einfach,
nachdem ein Umbrechen der Stoppeln mit dem Saatpflug vollkommen ausreicht.
Der Same, Fig. 137, wird entweder ohne oder mit den Hülsen ausgestreut und ein-
geeggt oder angewalzt. Jederzeit ist frischer Samen zu verwenden, da die Keimkraft

[Abbildung] Fig. 137.

Incarnatklee (Trifolium incarnatum L.) Sun nach Nobbe. -- a Same in natürlicher Größe;
b Same vergrößert; d keimender Same geschält; e ungeschält.

desselben schon im zweiten Jahre abnimmt. Das Saatquantum richtet sich nach
der Bodenbeschaffenheit und der Saatwitterung, es schwankt zwischen 25--35 Kilo-
gramm auf einem Hektare. Der Incarnatklee muß in seiner Blüthezeit entweder
grün verfüttert oder zu Heu gemacht werden, da er späterhin durch Verholzung an
Nährwerth sehr verliert. Die Erträge sind sehr unsicher, sie erreichen 2.3 bis 3.5
Tonnen Heu. Der Samenertrag stellt sich auf 6 bis 9 Hektoliter von einem
Hectare.

7. Der Weißklee.

Der Weißklee, kriechende Klee, Schafklee, Steinklee, holländische Klee (Tri-
folium repens L.
) Jupiter besitzt weiße, gestielte und mit Deckblättern versehene Blüthen.
Er ist länger ausdauernd als der Rothklee und bildet niederliegende, kriechende
Stengel, welche sich von Strecke zu Strecke einwurzeln. Selbst in gedrängtem
Stande wird er selten höher als 40 bis 50 Ctm.; er gibt nur einen Schnitt,
welcher bei dem eigenthümlichen Wachsthume von vorzüglicher Beschaffenheit ist, da
er fast nur aus Blättern und Blattstielen besteht. Er eignet sich daher weniger

Beſondere Pflanzenbaulehre.
wie der weiße Incarnatklee, weißlich. Am häufigſten wird er in der Schweiz, in
Südfrankreich, in Italien, am Rhein, vereinzelt in Oeſterreich angebaut. Im All-
gemeinen geht jedoch ſein Verbreitungsbezirk ſüdlicher und weniger weit öſtlich, als
jener der Luzerne, indem er ein ausgeſprochenes Verlangen nach Sommerwärme und
eine große Empfindlichkeit gegen Kälte (Früh- und Spätfröſte) beſitzt.

Der Incarnatklee gedeiht am Beſten auf mildem Lehmboden. Ungeeignet ſind
naßgründige, ſtark gebundene Bodenarten, ſowie trockene, ſehr leichte Sandböden.
Seine Cultur iſt ſehr einfach. Gewöhnlich wird er wegen ſeines ſchnellen Wachs-
thumes ohne Ueberfrucht nach Wintergetreide oder Winterroggen ausgeſäet. Im
Herbſte, nach einer Halmfrucht angebaut, wird er im nächſten Frühjahre ſo früh-
zeitig abgeerntet, daß noch Gerſte, Hirſe angebaut oder Runkeln und Kohlrüben
verpflanzt werden können. Der Incarnatklee gibt einen willkommenen Erſatz für
im Herbſte oder im Frühjahre eingegangenen Rothklee. Die Vorbereitung iſt einfach,
nachdem ein Umbrechen der Stoppeln mit dem Saatpflug vollkommen ausreicht.
Der Same, Fig. 137, wird entweder ohne oder mit den Hülſen ausgeſtreut und ein-
geeggt oder angewalzt. Jederzeit iſt friſcher Samen zu verwenden, da die Keimkraft

[Abbildung] Fig. 137.

Incarnatklee (Trifolium incarnatum L.) ☉ nach Nobbe. — a Same in natürlicher Größe;
b Same vergrößert; d keimender Same geſchält; e ungeſchält.

deſſelben ſchon im zweiten Jahre abnimmt. Das Saatquantum richtet ſich nach
der Bodenbeſchaffenheit und der Saatwitterung, es ſchwankt zwiſchen 25—35 Kilo-
gramm auf einem Hektare. Der Incarnatklee muß in ſeiner Blüthezeit entweder
grün verfüttert oder zu Heu gemacht werden, da er ſpäterhin durch Verholzung an
Nährwerth ſehr verliert. Die Erträge ſind ſehr unſicher, ſie erreichen 2.3 bis 3.5
Tonnen Heu. Der Samenertrag ſtellt ſich auf 6 bis 9 Hektoliter von einem
Hectare.

7. Der Weißklee.

Der Weißklee, kriechende Klee, Schafklee, Steinklee, holländiſche Klee (Tri-
folium repens L.
) ♃ beſitzt weiße, geſtielte und mit Deckblättern verſehene Blüthen.
Er iſt länger ausdauernd als der Rothklee und bildet niederliegende, kriechende
Stengel, welche ſich von Strecke zu Strecke einwurzeln. Selbſt in gedrängtem
Stande wird er ſelten höher als 40 bis 50 Ctm.; er gibt nur einen Schnitt,
welcher bei dem eigenthümlichen Wachsthume von vorzüglicher Beſchaffenheit iſt, da
er faſt nur aus Blättern und Blattſtielen beſteht. Er eignet ſich daher weniger

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0208" n="194"/><fw place="top" type="header">Be&#x017F;ondere Pflanzenbaulehre.</fw><lb/>
wie der weiße Incarnatklee, weißlich. Am häufig&#x017F;ten wird er in der Schweiz, in<lb/>
Südfrankreich, in Italien, am Rhein, vereinzelt in Oe&#x017F;terreich angebaut. Im All-<lb/>
gemeinen geht jedoch &#x017F;ein Verbreitungsbezirk &#x017F;üdlicher und weniger weit ö&#x017F;tlich, als<lb/>
jener der Luzerne, indem er ein ausge&#x017F;prochenes Verlangen nach Sommerwärme und<lb/>
eine große Empfindlichkeit gegen Kälte (Früh- und Spätfrö&#x017F;te) be&#x017F;itzt.</p><lb/>
            <p>Der Incarnatklee gedeiht am Be&#x017F;ten auf mildem Lehmboden. Ungeeignet &#x017F;ind<lb/>
naßgründige, &#x017F;tark gebundene Bodenarten, &#x017F;owie trockene, &#x017F;ehr leichte Sandböden.<lb/>
Seine Cultur i&#x017F;t &#x017F;ehr einfach. Gewöhnlich wird er wegen &#x017F;eines &#x017F;chnellen Wachs-<lb/>
thumes ohne Ueberfrucht nach Wintergetreide oder Winterroggen ausge&#x017F;äet. Im<lb/>
Herb&#x017F;te, nach einer Halmfrucht angebaut, wird er im näch&#x017F;ten Frühjahre &#x017F;o früh-<lb/>
zeitig abgeerntet, daß noch Ger&#x017F;te, Hir&#x017F;e angebaut oder Runkeln und Kohlrüben<lb/>
verpflanzt werden können. Der Incarnatklee gibt einen willkommenen Er&#x017F;atz für<lb/>
im Herb&#x017F;te oder im Frühjahre eingegangenen Rothklee. Die Vorbereitung i&#x017F;t einfach,<lb/>
nachdem ein Umbrechen der Stoppeln mit dem Saatpflug vollkommen ausreicht.<lb/>
Der Same, Fig. 137, wird entweder ohne oder mit den Hül&#x017F;en ausge&#x017F;treut und ein-<lb/>
geeggt oder angewalzt. Jederzeit i&#x017F;t fri&#x017F;cher Samen zu verwenden, da die Keimkraft<lb/><figure><head>Fig. 137. </head><p>Incarnatklee (<hi rendition="#aq">Trifolium incarnatum L.</hi>) &#x2609; nach Nobbe. &#x2014; <hi rendition="#aq">a</hi> Same in natürlicher Größe;<lb/><hi rendition="#aq">b</hi> Same vergrößert; <hi rendition="#aq">d</hi> keimender Same ge&#x017F;chält; <hi rendition="#aq">e</hi> unge&#x017F;chält.</p></figure><lb/>
de&#x017F;&#x017F;elben &#x017F;chon im zweiten Jahre abnimmt. Das Saatquantum richtet &#x017F;ich nach<lb/>
der Bodenbe&#x017F;chaffenheit und der Saatwitterung, es &#x017F;chwankt zwi&#x017F;chen 25&#x2014;35 Kilo-<lb/>
gramm auf einem Hektare. Der Incarnatklee muß in &#x017F;einer Blüthezeit entweder<lb/>
grün verfüttert oder zu Heu gemacht werden, da er &#x017F;päterhin durch Verholzung an<lb/>
Nährwerth &#x017F;ehr verliert. Die Erträge &#x017F;ind &#x017F;ehr un&#x017F;icher, &#x017F;ie erreichen 2.3 bis 3.5<lb/>
Tonnen Heu. Der Samenertrag &#x017F;tellt &#x017F;ich auf 6 bis 9 Hektoliter von einem<lb/>
Hectare.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">7. Der Weißklee.</hi> </head><lb/>
            <p>Der Weißklee, kriechende Klee, Schafklee, Steinklee, holländi&#x017F;che Klee (<hi rendition="#aq">Tri-<lb/>
folium repens L.</hi>) &#x2643; be&#x017F;itzt weiße, ge&#x017F;tielte und mit Deckblättern ver&#x017F;ehene Blüthen.<lb/>
Er i&#x017F;t länger ausdauernd als der Rothklee und bildet niederliegende, kriechende<lb/>
Stengel, welche &#x017F;ich von Strecke zu Strecke einwurzeln. Selb&#x017F;t in gedrängtem<lb/>
Stande wird er &#x017F;elten höher als 40 bis 50 Ctm.; er gibt nur einen Schnitt,<lb/>
welcher bei dem eigenthümlichen Wachsthume von vorzüglicher Be&#x017F;chaffenheit i&#x017F;t, da<lb/>
er fa&#x017F;t nur aus Blättern und Blatt&#x017F;tielen be&#x017F;teht. Er eignet &#x017F;ich daher weniger<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[194/0208] Beſondere Pflanzenbaulehre. wie der weiße Incarnatklee, weißlich. Am häufigſten wird er in der Schweiz, in Südfrankreich, in Italien, am Rhein, vereinzelt in Oeſterreich angebaut. Im All- gemeinen geht jedoch ſein Verbreitungsbezirk ſüdlicher und weniger weit öſtlich, als jener der Luzerne, indem er ein ausgeſprochenes Verlangen nach Sommerwärme und eine große Empfindlichkeit gegen Kälte (Früh- und Spätfröſte) beſitzt. Der Incarnatklee gedeiht am Beſten auf mildem Lehmboden. Ungeeignet ſind naßgründige, ſtark gebundene Bodenarten, ſowie trockene, ſehr leichte Sandböden. Seine Cultur iſt ſehr einfach. Gewöhnlich wird er wegen ſeines ſchnellen Wachs- thumes ohne Ueberfrucht nach Wintergetreide oder Winterroggen ausgeſäet. Im Herbſte, nach einer Halmfrucht angebaut, wird er im nächſten Frühjahre ſo früh- zeitig abgeerntet, daß noch Gerſte, Hirſe angebaut oder Runkeln und Kohlrüben verpflanzt werden können. Der Incarnatklee gibt einen willkommenen Erſatz für im Herbſte oder im Frühjahre eingegangenen Rothklee. Die Vorbereitung iſt einfach, nachdem ein Umbrechen der Stoppeln mit dem Saatpflug vollkommen ausreicht. Der Same, Fig. 137, wird entweder ohne oder mit den Hülſen ausgeſtreut und ein- geeggt oder angewalzt. Jederzeit iſt friſcher Samen zu verwenden, da die Keimkraft [Abbildung Fig. 137. Incarnatklee (Trifolium incarnatum L.) ☉ nach Nobbe. — a Same in natürlicher Größe; b Same vergrößert; d keimender Same geſchält; e ungeſchält.] deſſelben ſchon im zweiten Jahre abnimmt. Das Saatquantum richtet ſich nach der Bodenbeſchaffenheit und der Saatwitterung, es ſchwankt zwiſchen 25—35 Kilo- gramm auf einem Hektare. Der Incarnatklee muß in ſeiner Blüthezeit entweder grün verfüttert oder zu Heu gemacht werden, da er ſpäterhin durch Verholzung an Nährwerth ſehr verliert. Die Erträge ſind ſehr unſicher, ſie erreichen 2.3 bis 3.5 Tonnen Heu. Der Samenertrag ſtellt ſich auf 6 bis 9 Hektoliter von einem Hectare. 7. Der Weißklee. Der Weißklee, kriechende Klee, Schafklee, Steinklee, holländiſche Klee (Tri- folium repens L.) ♃ beſitzt weiße, geſtielte und mit Deckblättern verſehene Blüthen. Er iſt länger ausdauernd als der Rothklee und bildet niederliegende, kriechende Stengel, welche ſich von Strecke zu Strecke einwurzeln. Selbſt in gedrängtem Stande wird er ſelten höher als 40 bis 50 Ctm.; er gibt nur einen Schnitt, welcher bei dem eigenthümlichen Wachsthume von vorzüglicher Beſchaffenheit iſt, da er faſt nur aus Blättern und Blattſtielen beſteht. Er eignet ſich daher weniger

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/208
Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/208>, abgerufen am 21.12.2024.