Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.Besondere Pflanzenbaulehre. [Abbildung]
Fig. 122. Kraut, Fig. 120, Centner- oder Riesenkraut etc.Ulmer Rothkraut (Brassica 2. Yorkerkohl oder Filderkraut mit länglichen, spitzzulaufenden Köpfen. Sorten: Großes Yorkerkraut, Zuckerhutkraut, Fig. 121. 3. Das Rothkraut, dessen Kopf sich durch violett-weinrothe Färbung auszeichnet. Sorten: Erfurter oder Holländer Frührothkraut, Großes Ulmer Spätrothkraut, Fig. 122. Das Frühkraut, auch Winterkraut genannt, wird nur in Gärten als Gemüsegezogen; 1. Die Wachsthumsbedingungen. Das Kraut beansprucht ein feuchtwarmes Klima; im nassen und trockenen Im Herbste ist das Feld tief zu pflügen. Im nächsten Frühjahre ist das 2. Die Saat. Am sichersten wird das Kraut durch Verpflanzen gezogen. Zu diesem Zwecke Zuweilen wird der Kopfkohl von einem Schimmelpilze (Peronospora parasitica Beſondere Pflanzenbaulehre. [Abbildung]
Fig. 122. Kraut, Fig. 120, Centner- oder Rieſenkraut ꝛc.Ulmer Rothkraut (Brassica 2. Yorkerkohl oder Filderkraut mit länglichen, ſpitzzulaufenden Köpfen. Sorten: Großes Yorkerkraut, Zuckerhutkraut, Fig. 121. 3. Das Rothkraut, deſſen Kopf ſich durch violett-weinrothe Färbung auszeichnet. Sorten: Erfurter oder Holländer Frührothkraut, Großes Ulmer Spätrothkraut, Fig. 122. Das Frühkraut, auch Winterkraut genannt, wird nur in Gärten als Gemüſegezogen; 1. Die Wachsthumsbedingungen. Das Kraut beanſprucht ein feuchtwarmes Klima; im naſſen und trockenen Im Herbſte iſt das Feld tief zu pflügen. Im nächſten Frühjahre iſt das 2. Die Saat. Am ſicherſten wird das Kraut durch Verpflanzen gezogen. Zu dieſem Zwecke Zuweilen wird der Kopfkohl von einem Schimmelpilze (Peronospora parasitica <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0190" n="176"/><fw place="top" type="header">Beſondere Pflanzenbaulehre.</fw><lb/><figure><head>Fig. 122. </head><p>Ulmer Rothkraut (<hi rendition="#aq">Brassica<lb/> oleracea capitata DC.</hi>) ⚇.</p></figure><lb/> Kraut, Fig. 120, Centner- oder Rieſenkraut ꝛc.<lb/> 2. <hi rendition="#g">Yorkerkohl</hi> oder <hi rendition="#g">Filderkraut</hi> mit länglichen,<lb/> ſpitzzulaufenden Köpfen. Sorten: Großes Yorkerkraut,<lb/> Zuckerhutkraut, Fig. 121. 3. Das <hi rendition="#g">Rothkraut,</hi><lb/> deſſen Kopf ſich durch violett-weinrothe Färbung<lb/> auszeichnet. Sorten: Erfurter oder Holländer<lb/> Frührothkraut, Großes Ulmer Spätrothkraut,<lb/> Fig. 122.</p><lb/> <p>Das Frühkraut, auch Winterkraut genannt, wird nur in Gärten als Gemüſegezogen;<lb/> dagegen das Spätkraut auch im Großen auf dem Felde. Das Letztere wird meiſt<lb/> zur Viehfütterung gebaut und zwar für die Monate September und Oktober, da es<lb/> ſich nur ſchwer über Winter aufbewahren läßt. Von den Kleinwirthen werden von<lb/> dem Spätkraute, welches ſpäterhin als menſchliches Nahrungsmittel verkauft wird,<lb/> häufig die äußeren, abſtehenden Blätter abgeplattet und ſowie die Krautſtrünke zur<lb/> Viehfütterung verwendet.</p><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">1. Die Wachsthumsbedingungen.</hi> </head><lb/> <p>Das Kraut beanſprucht ein feuchtwarmes Klima; im naſſen und trockenen<lb/> Klima iſt ſein Gedeihen ſehr unſicher. Gebundene, humusreiche Bodenarten, Thon,<lb/> Lehmboden, trocken gelegtes Teichland in friſcher Lage, bei größerer Tiefgründigkeit<lb/> eignen ſich am vorzüglichſten für den Anbau des Krautes. Es verträgt und lohnt<lb/> durch Vergrößerung der Köpfe die ſtärkſten Düngungen mit Stallmiſt, menſchlichen<lb/> Excrementen, Jauche, Knochenmehl, Aſche ꝛc. Der Dünger wird ſchon im Herbſte<lb/> aufgebracht; die verdünnte Jauche zum Begießen des Krautes, während der<lb/> Vegetation, verwendet.</p><lb/> <p>Im Herbſte iſt das Feld tief zu pflügen. Im nächſten Frühjahre iſt das<lb/> Pflügen ein-, zweimal zu wiederholen, namentlich wenn das Kraut verpflanzt<lb/> werden ſoll. Bei der gartenmäßigen Cultur empfiehlt es ſich das Kraut nicht<lb/> in die Fruchtfolge aufzunehmen, ſondern auf eigenen, ſorgfältig zubereiteten Kraut-<lb/> feldern mehrere Jahre nacheinander auf derſelben Stelle anzubauen.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">2. Die Saat.</hi> </head><lb/> <p>Am ſicherſten wird das Kraut durch Verpflanzen gezogen. Zu dieſem Zwecke<lb/> wird der Same möglichſt früh im März auf ſehr ſorgfältig vorbereitete Samen-<lb/> beete, welche gegen Erdflöhe und den Froſt zu ſchützen ſind, ausgeſäet. Von 3—5<lb/> Kilogr. Samen erhält man für ein Hektar eine ausreichende Zahl von kräftigen,<lb/> jungen Pflanzen. Dieſelben werden im Mai, längſtens Anfang Juni auf das Feld<lb/> verpflanzt und zwar entweder in 0.9—1.3 Meter entfernte Reihen oder auch auf<lb/> Kämme oder auf ſchmale Beete, um in feuchten Gegenden das überflüſſige Waſſer ab-<lb/> zuhalten. Die weitere Pflege iſt dieſelbe, wie ſie jeder Hackfrucht gegeben wird.</p><lb/> <p>Zuweilen wird der Kopfkohl von einem Schimmelpilze (<hi rendition="#aq">Peronospora parasitica<lb/> Tul.</hi>) und dem weißen Roſte (<hi rendition="#aq">Cystopus candidus Lèv.</hi>) befallen. Die Zahl der<lb/> Feinde aus der Thierwelt iſt eine bedeutende, wir führen nur die ſchädlichſten an:</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [176/0190]
Beſondere Pflanzenbaulehre.
[Abbildung Fig. 122. Ulmer Rothkraut (Brassica
oleracea capitata DC.) ⚇.]
Kraut, Fig. 120, Centner- oder Rieſenkraut ꝛc.
2. Yorkerkohl oder Filderkraut mit länglichen,
ſpitzzulaufenden Köpfen. Sorten: Großes Yorkerkraut,
Zuckerhutkraut, Fig. 121. 3. Das Rothkraut,
deſſen Kopf ſich durch violett-weinrothe Färbung
auszeichnet. Sorten: Erfurter oder Holländer
Frührothkraut, Großes Ulmer Spätrothkraut,
Fig. 122.
Das Frühkraut, auch Winterkraut genannt, wird nur in Gärten als Gemüſegezogen;
dagegen das Spätkraut auch im Großen auf dem Felde. Das Letztere wird meiſt
zur Viehfütterung gebaut und zwar für die Monate September und Oktober, da es
ſich nur ſchwer über Winter aufbewahren läßt. Von den Kleinwirthen werden von
dem Spätkraute, welches ſpäterhin als menſchliches Nahrungsmittel verkauft wird,
häufig die äußeren, abſtehenden Blätter abgeplattet und ſowie die Krautſtrünke zur
Viehfütterung verwendet.
1. Die Wachsthumsbedingungen.
Das Kraut beanſprucht ein feuchtwarmes Klima; im naſſen und trockenen
Klima iſt ſein Gedeihen ſehr unſicher. Gebundene, humusreiche Bodenarten, Thon,
Lehmboden, trocken gelegtes Teichland in friſcher Lage, bei größerer Tiefgründigkeit
eignen ſich am vorzüglichſten für den Anbau des Krautes. Es verträgt und lohnt
durch Vergrößerung der Köpfe die ſtärkſten Düngungen mit Stallmiſt, menſchlichen
Excrementen, Jauche, Knochenmehl, Aſche ꝛc. Der Dünger wird ſchon im Herbſte
aufgebracht; die verdünnte Jauche zum Begießen des Krautes, während der
Vegetation, verwendet.
Im Herbſte iſt das Feld tief zu pflügen. Im nächſten Frühjahre iſt das
Pflügen ein-, zweimal zu wiederholen, namentlich wenn das Kraut verpflanzt
werden ſoll. Bei der gartenmäßigen Cultur empfiehlt es ſich das Kraut nicht
in die Fruchtfolge aufzunehmen, ſondern auf eigenen, ſorgfältig zubereiteten Kraut-
feldern mehrere Jahre nacheinander auf derſelben Stelle anzubauen.
2. Die Saat.
Am ſicherſten wird das Kraut durch Verpflanzen gezogen. Zu dieſem Zwecke
wird der Same möglichſt früh im März auf ſehr ſorgfältig vorbereitete Samen-
beete, welche gegen Erdflöhe und den Froſt zu ſchützen ſind, ausgeſäet. Von 3—5
Kilogr. Samen erhält man für ein Hektar eine ausreichende Zahl von kräftigen,
jungen Pflanzen. Dieſelben werden im Mai, längſtens Anfang Juni auf das Feld
verpflanzt und zwar entweder in 0.9—1.3 Meter entfernte Reihen oder auch auf
Kämme oder auf ſchmale Beete, um in feuchten Gegenden das überflüſſige Waſſer ab-
zuhalten. Die weitere Pflege iſt dieſelbe, wie ſie jeder Hackfrucht gegeben wird.
Zuweilen wird der Kopfkohl von einem Schimmelpilze (Peronospora parasitica
Tul.) und dem weißen Roſte (Cystopus candidus Lèv.) befallen. Die Zahl der
Feinde aus der Thierwelt iſt eine bedeutende, wir führen nur die ſchädlichſten an:
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