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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.

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Besondere Pflanzenbaulehre.
zu gewinnen suchen, indem man die Kartoffeln über einen Lattenrost abladen läßt,
welcher die zu großen Knollen abscheidet.

4. Die Pflege.

Nach der Saat überwalzt man die Kartoffelfelder, damit die Knollen an den
Boden angedrückt werden, vorausgesetzt, daß das Feld nicht zu feucht ist. Zeigt
sich viel Unkraut oder eine Kruste, so übereggt man die Kartoffeln noch vor dem
Hervortreten der Keimtriebe. Beginnen die Triebe nach 2--3 Wochen hervor-
zukommen, so wiederholt man das Uebereggen oder bearbeitet das Feld, jedoch nur
bei tiefgelegten Knollen, mit dem Exstirpator. Weiterhin wird der Boden zwischen
den Kartoffelreihen nach Bedarf zwei- bis dreimal mit der Handhacke oder mit
Spanngeräthen bearbeitet, um das Unkraut zu vertilgen und die Entwickelung der
Wurzeln und Stolonen, welche in lockerer Erde kräftiger vor sich geht, zu befördern.
Sind die Kartoffeln im Quadratverbande gelegt, so kann man auch nach zwei
Richtungen mit den Spanngeräthen durchfahren. Bei leichtem Boden und wenigem
Unkraute genügt oft ein einmaliges Behacken. Nach dem Hacken wird ein- oder
zweimal, das erstemal seichter, dann tiefer mit der Hand, dem Häufelpflug oder bei
engen Reihen mit dem Kammformer angehäufelt.

Durch frühzeitiges Heranziehen des Bodens bei dem Anhäufeln werden an einer
größeren Zahl von Achselstellen Stolonen- und Wurzelbildung hervorgerufen. Bei
der Gleichwerthigkeit der Seitenzweige mit den Stolonen kann selbst durch das Be-
decken der Stengel eine Stolonenbildung aus den Achseln der Laubblätter eintreten.
Das Anhäufeln, wie es gewöhnlich mit dem Häufelpflug oder der Hand ausgeführt
wird, kann jedoch auf Bodenarten, welche sehr dem Austrocknen unterliegen, eher
nachtheilig als förderlich werden, indem die Stengel durch den angeschütteten Boden
zusammengedrängt, zwischen sich einen hohlen Raum freilassen, welcher das Aus-
trocknen des Bodens begünstigt und somit die Stolonenbildung hemmt. Unter solchen
Verhältnissen ist das gewöhnliche Anhäufeln besser zu unterlassen. Ebenso nach-
theilig oder mindestens nutzlos ist zu spätes Anhäufeln, indem dann leicht die schon
gebildeten Knollen beschädigt werden und überdieß zu hoch mit Boden bedeckt werden,
um sich vollkommen ausbilden zu können.

Am besten empfiehlt sich auf Grund des Gülich'schen Culturverfahrens ein früh-
zeitigeres Anhäufeln, als gemeinüblich ist, etwa unmittelbar nach der zweiten Hacke,
wenn die Stengel eine Höhe von 13--16 Ctm. erreicht haben. Dabei ist es räth-
lich, um die Bildung jener oben erwähnten Hohlräume zu vermeiden, bei der Aus-
führung des Anhäufelns mit der Hand eine Hacke voll Boden auch auf und zwischen
die Triebe des Stockes zu bringen. Nach 8--10 Tagen können dann die Kämme
mit dem Häufelpflug erhöht werden.

Kurze Erwähnung verdient das Gülich'sche Culturverfahren 1). Nach demselben erhält
jede Saatknolle einen Wachsraum von 0.985 Qu.-Meter (1.15 Meter Reihenentfernung
und 0.86 Meter in der Reihe), welcher bei kleinen Knollen um die Hälfte verringert wird.

1) C. L. Gülich. Der Kartoffelbau. 3. Auflg. Altona 1869.

Beſondere Pflanzenbaulehre.
zu gewinnen ſuchen, indem man die Kartoffeln über einen Lattenroſt abladen läßt,
welcher die zu großen Knollen abſcheidet.

4. Die Pflege.

Nach der Saat überwalzt man die Kartoffelfelder, damit die Knollen an den
Boden angedrückt werden, vorausgeſetzt, daß das Feld nicht zu feucht iſt. Zeigt
ſich viel Unkraut oder eine Kruſte, ſo übereggt man die Kartoffeln noch vor dem
Hervortreten der Keimtriebe. Beginnen die Triebe nach 2—3 Wochen hervor-
zukommen, ſo wiederholt man das Uebereggen oder bearbeitet das Feld, jedoch nur
bei tiefgelegten Knollen, mit dem Exſtirpator. Weiterhin wird der Boden zwiſchen
den Kartoffelreihen nach Bedarf zwei- bis dreimal mit der Handhacke oder mit
Spanngeräthen bearbeitet, um das Unkraut zu vertilgen und die Entwickelung der
Wurzeln und Stolonen, welche in lockerer Erde kräftiger vor ſich geht, zu befördern.
Sind die Kartoffeln im Quadratverbande gelegt, ſo kann man auch nach zwei
Richtungen mit den Spanngeräthen durchfahren. Bei leichtem Boden und wenigem
Unkraute genügt oft ein einmaliges Behacken. Nach dem Hacken wird ein- oder
zweimal, das erſtemal ſeichter, dann tiefer mit der Hand, dem Häufelpflug oder bei
engen Reihen mit dem Kammformer angehäufelt.

Durch frühzeitiges Heranziehen des Bodens bei dem Anhäufeln werden an einer
größeren Zahl von Achſelſtellen Stolonen- und Wurzelbildung hervorgerufen. Bei
der Gleichwerthigkeit der Seitenzweige mit den Stolonen kann ſelbſt durch das Be-
decken der Stengel eine Stolonenbildung aus den Achſeln der Laubblätter eintreten.
Das Anhäufeln, wie es gewöhnlich mit dem Häufelpflug oder der Hand ausgeführt
wird, kann jedoch auf Bodenarten, welche ſehr dem Austrocknen unterliegen, eher
nachtheilig als förderlich werden, indem die Stengel durch den angeſchütteten Boden
zuſammengedrängt, zwiſchen ſich einen hohlen Raum freilaſſen, welcher das Aus-
trocknen des Bodens begünſtigt und ſomit die Stolonenbildung hemmt. Unter ſolchen
Verhältniſſen iſt das gewöhnliche Anhäufeln beſſer zu unterlaſſen. Ebenſo nach-
theilig oder mindeſtens nutzlos iſt zu ſpätes Anhäufeln, indem dann leicht die ſchon
gebildeten Knollen beſchädigt werden und überdieß zu hoch mit Boden bedeckt werden,
um ſich vollkommen ausbilden zu können.

Am beſten empfiehlt ſich auf Grund des Gülich’ſchen Culturverfahrens ein früh-
zeitigeres Anhäufeln, als gemeinüblich iſt, etwa unmittelbar nach der zweiten Hacke,
wenn die Stengel eine Höhe von 13—16 Ctm. erreicht haben. Dabei iſt es räth-
lich, um die Bildung jener oben erwähnten Hohlräume zu vermeiden, bei der Aus-
führung des Anhäufelns mit der Hand eine Hacke voll Boden auch auf und zwiſchen
die Triebe des Stockes zu bringen. Nach 8—10 Tagen können dann die Kämme
mit dem Häufelpflug erhöht werden.

Kurze Erwähnung verdient das Gülich’ſche Culturverfahren 1). Nach demſelben erhält
jede Saatknolle einen Wachsraum von 0.985 Qu.-Meter (1.15 Meter Reihenentfernung
und 0.86 Meter in der Reihe), welcher bei kleinen Knollen um die Hälfte verringert wird.

1) C. L. Gülich. Der Kartoffelbau. 3. Auflg. Altona 1869.
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[144/0158] Beſondere Pflanzenbaulehre. zu gewinnen ſuchen, indem man die Kartoffeln über einen Lattenroſt abladen läßt, welcher die zu großen Knollen abſcheidet. 4. Die Pflege. Nach der Saat überwalzt man die Kartoffelfelder, damit die Knollen an den Boden angedrückt werden, vorausgeſetzt, daß das Feld nicht zu feucht iſt. Zeigt ſich viel Unkraut oder eine Kruſte, ſo übereggt man die Kartoffeln noch vor dem Hervortreten der Keimtriebe. Beginnen die Triebe nach 2—3 Wochen hervor- zukommen, ſo wiederholt man das Uebereggen oder bearbeitet das Feld, jedoch nur bei tiefgelegten Knollen, mit dem Exſtirpator. Weiterhin wird der Boden zwiſchen den Kartoffelreihen nach Bedarf zwei- bis dreimal mit der Handhacke oder mit Spanngeräthen bearbeitet, um das Unkraut zu vertilgen und die Entwickelung der Wurzeln und Stolonen, welche in lockerer Erde kräftiger vor ſich geht, zu befördern. Sind die Kartoffeln im Quadratverbande gelegt, ſo kann man auch nach zwei Richtungen mit den Spanngeräthen durchfahren. Bei leichtem Boden und wenigem Unkraute genügt oft ein einmaliges Behacken. Nach dem Hacken wird ein- oder zweimal, das erſtemal ſeichter, dann tiefer mit der Hand, dem Häufelpflug oder bei engen Reihen mit dem Kammformer angehäufelt. Durch frühzeitiges Heranziehen des Bodens bei dem Anhäufeln werden an einer größeren Zahl von Achſelſtellen Stolonen- und Wurzelbildung hervorgerufen. Bei der Gleichwerthigkeit der Seitenzweige mit den Stolonen kann ſelbſt durch das Be- decken der Stengel eine Stolonenbildung aus den Achſeln der Laubblätter eintreten. Das Anhäufeln, wie es gewöhnlich mit dem Häufelpflug oder der Hand ausgeführt wird, kann jedoch auf Bodenarten, welche ſehr dem Austrocknen unterliegen, eher nachtheilig als förderlich werden, indem die Stengel durch den angeſchütteten Boden zuſammengedrängt, zwiſchen ſich einen hohlen Raum freilaſſen, welcher das Aus- trocknen des Bodens begünſtigt und ſomit die Stolonenbildung hemmt. Unter ſolchen Verhältniſſen iſt das gewöhnliche Anhäufeln beſſer zu unterlaſſen. Ebenſo nach- theilig oder mindeſtens nutzlos iſt zu ſpätes Anhäufeln, indem dann leicht die ſchon gebildeten Knollen beſchädigt werden und überdieß zu hoch mit Boden bedeckt werden, um ſich vollkommen ausbilden zu können. Am beſten empfiehlt ſich auf Grund des Gülich’ſchen Culturverfahrens ein früh- zeitigeres Anhäufeln, als gemeinüblich iſt, etwa unmittelbar nach der zweiten Hacke, wenn die Stengel eine Höhe von 13—16 Ctm. erreicht haben. Dabei iſt es räth- lich, um die Bildung jener oben erwähnten Hohlräume zu vermeiden, bei der Aus- führung des Anhäufelns mit der Hand eine Hacke voll Boden auch auf und zwiſchen die Triebe des Stockes zu bringen. Nach 8—10 Tagen können dann die Kämme mit dem Häufelpflug erhöht werden. Kurze Erwähnung verdient das Gülich’ſche Culturverfahren 1). Nach demſelben erhält jede Saatknolle einen Wachsraum von 0.985 Qu.-Meter (1.15 Meter Reihenentfernung und 0.86 Meter in der Reihe), welcher bei kleinen Knollen um die Hälfte verringert wird. 1) C. L. Gülich. Der Kartoffelbau. 3. Auflg. Altona 1869.

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Zitationshilfe: Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft02_1876/158>, abgerufen am 20.11.2024.