Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.Besondere Pflanzenbaulehre. Ein Theil dieser Abfälle gewährt bedeutende Futtermengen, welche in Dünger um-gewandelt, dem Boden die entzogenen Nährstoffe wieder zurückerstatten. Am vortheil- haftesten wird sich die Cultur der Hackfrüchte herausstellen, wenn durch Vermehrung des Capitals- und Düngeraufwandes möglichst hohe Ernteerträge angestrebt werden, indem sich dann die nahezu gleichbleibenden Arbeitskosten auf eine größere Erntemenge vertheilen: Am häufigsten werden von den Knollenfrüchten cultivirt und zwar aus Im Anhange sollen einige Futterpflanzen, deren Stengel und Blätter zur Ver- 1. Der Kohlrabi. [Abbildung]
Fig. 89. Spätkohlrabi (Brassica oleracea gongy- Der Kohlrabi, Oberkohlrabi, Ober- Beſondere Pflanzenbaulehre. Ein Theil dieſer Abfälle gewährt bedeutende Futtermengen, welche in Dünger um-gewandelt, dem Boden die entzogenen Nährſtoffe wieder zurückerſtatten. Am vortheil- hafteſten wird ſich die Cultur der Hackfrüchte herausſtellen, wenn durch Vermehrung des Capitals- und Düngeraufwandes möglichſt hohe Ernteerträge angeſtrebt werden, indem ſich dann die nahezu gleichbleibenden Arbeitskoſten auf eine größere Erntemenge vertheilen: Am häufigſten werden von den Knollenfrüchten cultivirt und zwar aus Im Anhange ſollen einige Futterpflanzen, deren Stengel und Blätter zur Ver- 1. Der Kohlrabi. [Abbildung]
Fig. 89. Spätkohlrabi (Brassica oleracea gongy- Der Kohlrabi, Oberkohlrabi, Ober- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0148" n="134"/><fw place="top" type="header">Beſondere Pflanzenbaulehre.</fw><lb/> Ein Theil dieſer Abfälle gewährt bedeutende Futtermengen, welche in Dünger um-<lb/> gewandelt, dem Boden die entzogenen Nährſtoffe wieder zurückerſtatten. Am vortheil-<lb/> hafteſten wird ſich die Cultur der Hackfrüchte herausſtellen, wenn durch Vermehrung des<lb/> Capitals- und Düngeraufwandes möglichſt hohe Ernteerträge angeſtrebt werden, indem<lb/> ſich dann die nahezu gleichbleibenden Arbeitskoſten auf eine größere Erntemenge vertheilen:</p><lb/> <p>Am häufigſten werden von den <hi rendition="#g">Knollenfrüchten</hi> cultivirt und zwar aus<lb/> der Familie der<lb/><hi rendition="#g">Cruciferen</hi>: der <hi rendition="#g">Kohlrabi</hi> (<hi rendition="#aq">Brassica oleracea gongyloides L.</hi>)<lb/><hi rendition="#g">Solaneen</hi>: die <hi rendition="#g">Kartoffel</hi> (<hi rendition="#aq">Solanum tuberosum L.</hi>)<lb/><hi rendition="#g">Compoſiten</hi>: der <hi rendition="#g">Topinambur</hi> (<hi rendition="#aq">Helianthus tuberosus L.</hi>).<lb/> Von den <hi rendition="#g">Wurzelfrüchten</hi> werden gebaut aus der Familie der<lb/><hi rendition="#g">Chenopodeen</hi>: die <hi rendition="#g">Runkelrübe</hi> (<hi rendition="#aq">Beta vulgaris L.</hi>),<lb/><hi rendition="#g">Cruciferen</hi>: die <hi rendition="#g">Steck</hi>- oder <hi rendition="#g">Kohlrübe</hi> (<hi rendition="#aq">Brassica napus rapifera DC.</hi>),<lb/> die weiße oder <hi rendition="#g">Waſſerrübe</hi> (<hi rendition="#aq">Brassica rapa rapifera DC</hi>),<lb/><hi rendition="#g">Cucurbitaceen</hi>: der Kürbis (<hi rendition="#aq">Cucurbita Pepo L.</hi>),<lb/><hi rendition="#g">Umbelliferen</hi>: die Sellerie (<hi rendition="#aq">Apium graveolens L.</hi>), die <hi rendition="#g">Paſtinake</hi><lb/> (<hi rendition="#aq">Pastinaca sativa L.</hi>), die <hi rendition="#g">Möhre</hi> (<hi rendition="#aq">Daucus carota L.</hi>),<lb/><hi rendition="#g">Compoſiten</hi>: die <hi rendition="#g">Cichorie</hi> (<hi rendition="#aq">Cichorium intybus L.</hi>).</p><lb/> <p>Im Anhange ſollen einige Futterpflanzen, deren Stengel und Blätter zur Ver-<lb/> wendung kommen, jedoch in der Cultur mit den Knollengewächſen übereinſtimmen,<lb/> beſprochen werden und zwar aus der Familie der<lb/><hi rendition="#g">Cruciferen</hi>: der Winterkohl, <hi rendition="#g">Kuhkohl</hi> (<hi rendition="#aq">Brassica oleracea acephala<lb/> DC.</hi>), das <hi rendition="#g">Kopfkraut</hi> (<hi rendition="#aq">Brassica oleracea capitata DC.</hi>).</p><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">1. Der Kohlrabi.</hi> </head><lb/> <figure> <head>Fig. 89. </head> <p>Spätkohlrabi (<hi rendition="#aq">Brassica oleracea gongy-<lb/> loides L.</hi>). ⚇</p> </figure><lb/> <p>Der Kohlrabi, Oberkohlrabi, Ober-<lb/> rübe (<hi rendition="#aq">Brassica oleracea gongyloides L.</hi>) ⚇<lb/> wird nur vereinzelt im Größeren am<lb/> Felde, gewöhnlich nur im Garten oder<lb/> als Zwiſchenfrucht in Hopfengärten als<lb/> Gemüſe angebaut. Für das Feld eignet<lb/> ſich beſonders der Spätkohlrabi, Fig. 89.<lb/> Derſelbe gedeiht am beſten auf mehr<lb/> leichtem als ſchwerem Boden, der ſich in<lb/> gutem Düngungszuſtande befinden und<lb/> vor Winter tief gepflügt werden ſoll.<lb/> Die nöthigen Pflanzen erzieht man auf<lb/> beſonderen Gartenbeeten, auf welchen die<lb/> Ausſaat nicht vor Anfang April ſtatt-<lb/> finden ſoll, um zu vermeiden, daß die<lb/> Pflanzen in die Blüthe ſchießen. Bei<lb/> dichtem Stande im Gartenbeete erhält<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [134/0148]
Beſondere Pflanzenbaulehre.
Ein Theil dieſer Abfälle gewährt bedeutende Futtermengen, welche in Dünger um-
gewandelt, dem Boden die entzogenen Nährſtoffe wieder zurückerſtatten. Am vortheil-
hafteſten wird ſich die Cultur der Hackfrüchte herausſtellen, wenn durch Vermehrung des
Capitals- und Düngeraufwandes möglichſt hohe Ernteerträge angeſtrebt werden, indem
ſich dann die nahezu gleichbleibenden Arbeitskoſten auf eine größere Erntemenge vertheilen:
Am häufigſten werden von den Knollenfrüchten cultivirt und zwar aus
der Familie der
Cruciferen: der Kohlrabi (Brassica oleracea gongyloides L.)
Solaneen: die Kartoffel (Solanum tuberosum L.)
Compoſiten: der Topinambur (Helianthus tuberosus L.).
Von den Wurzelfrüchten werden gebaut aus der Familie der
Chenopodeen: die Runkelrübe (Beta vulgaris L.),
Cruciferen: die Steck- oder Kohlrübe (Brassica napus rapifera DC.),
die weiße oder Waſſerrübe (Brassica rapa rapifera DC),
Cucurbitaceen: der Kürbis (Cucurbita Pepo L.),
Umbelliferen: die Sellerie (Apium graveolens L.), die Paſtinake
(Pastinaca sativa L.), die Möhre (Daucus carota L.),
Compoſiten: die Cichorie (Cichorium intybus L.).
Im Anhange ſollen einige Futterpflanzen, deren Stengel und Blätter zur Ver-
wendung kommen, jedoch in der Cultur mit den Knollengewächſen übereinſtimmen,
beſprochen werden und zwar aus der Familie der
Cruciferen: der Winterkohl, Kuhkohl (Brassica oleracea acephala
DC.), das Kopfkraut (Brassica oleracea capitata DC.).
1. Der Kohlrabi.
[Abbildung Fig. 89. Spätkohlrabi (Brassica oleracea gongy-
loides L.). ⚇ ]
Der Kohlrabi, Oberkohlrabi, Ober-
rübe (Brassica oleracea gongyloides L.) ⚇
wird nur vereinzelt im Größeren am
Felde, gewöhnlich nur im Garten oder
als Zwiſchenfrucht in Hopfengärten als
Gemüſe angebaut. Für das Feld eignet
ſich beſonders der Spätkohlrabi, Fig. 89.
Derſelbe gedeiht am beſten auf mehr
leichtem als ſchwerem Boden, der ſich in
gutem Düngungszuſtande befinden und
vor Winter tief gepflügt werden ſoll.
Die nöthigen Pflanzen erzieht man auf
beſonderen Gartenbeeten, auf welchen die
Ausſaat nicht vor Anfang April ſtatt-
finden ſoll, um zu vermeiden, daß die
Pflanzen in die Blüthe ſchießen. Bei
dichtem Stande im Gartenbeete erhält
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