Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 2. Berlin, 1876.Die Gespinnstpflanzen. Vortheile der Anbau auf große Flächen ausdehnen. Abgesehen von zahlreichen tropi-schen und subtropischen Gespinnstpflanzen, wie der Baumwolle (Gossypium religio- sum , herbaceum Sun und arboreum L. ), der Jute (Corchorus capsularis und textilis L.), dem neuseeländischen Flachse (Phormium tenax Forst.), dem Manillahanfe (Musa textilis N. v. Es. und paradisiaca L.) etc., kommen in unseren Breiten nur die wenigen folgenden Gespinnstpflanzen zum Anbaue, und zwar aus der Familie der Lineen: der Lein (Linum usitatissimum L.), Urticeen: die Brennnessel (Urtica dioica L.), der Hanf (Canabis sativa L.), Ramie (Boehmeria nivea). 1. Der Lein. Der gemeine oder Gespinnstlein, Flachs (Linum usitatissimum L.) Sun1) wird Die Spielarten werden nach dem Verhalten der reifen, Die höchstens 14 Ctm. lange Pfahlwurzel des Leines besitzt Die spinnbare Faser findet sich als Bast in Bündeln ver- [Abbildung]
Fig. 78. Lein (Linum usitatissi- 1) A. Kodolanyi. Die Cultur und Zubereitung des Flachses. 3. Auflg. Wien 1872.
Die Geſpinnſtpflanzen. Vortheile der Anbau auf große Flächen ausdehnen. Abgeſehen von zahlreichen tropi-ſchen und ſubtropiſchen Geſpinnſtpflanzen, wie der Baumwolle (Gossypium religio- sum ♄, herbaceum ☉ und arboreum L. ♄), der Jute (Corchorus capsularis und textilis L.), dem neuſeeländiſchen Flachſe (Phormium tenax Forst.), dem Manillahanfe (Musa textilis N. v. Es. und paradisiaca L.) ꝛc., kommen in unſeren Breiten nur die wenigen folgenden Geſpinnſtpflanzen zum Anbaue, und zwar aus der Familie der Lineen: der Lein (Linum usitatissimum L.), Urticeen: die Brennneſſel (Urtica dioïca L.), der Hanf (Canabis sativa L.), Ramiè (Boehmeria nivea). 1. Der Lein. Der gemeine oder Geſpinnſtlein, Flachs (Linum usitatissimum L.) ☉1) wird Die Spielarten werden nach dem Verhalten der reifen, Die höchſtens 14 Ctm. lange Pfahlwurzel des Leines beſitzt Die ſpinnbare Faſer findet ſich als Baſt in Bündeln ver- [Abbildung]
Fig. 78. Lein (Linum usitatissi- 1) A. Kodolànyi. Die Cultur und Zubereitung des Flachſes. 3. Auflg. Wien 1872.
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Die Geſpinnſtpflanzen.
Vortheile der Anbau auf große Flächen ausdehnen. Abgeſehen von zahlreichen tropi-
ſchen und ſubtropiſchen Geſpinnſtpflanzen, wie der Baumwolle (Gossypium religio-
sum ♄, herbaceum ☉ und arboreum L. ♄), der Jute (Corchorus capsularis und
textilis L.), dem neuſeeländiſchen Flachſe (Phormium tenax Forst.), dem Manillahanfe
(Musa textilis N. v. Es. und paradisiaca L.) ꝛc., kommen in unſeren Breiten nur
die wenigen folgenden Geſpinnſtpflanzen zum Anbaue, und zwar aus der Familie der
Lineen: der Lein (Linum usitatissimum L.),
Urticeen: die Brennneſſel (Urtica dioïca L.), der Hanf (Canabis sativa L.),
Ramiè (Boehmeria nivea).
1. Der Lein.
Der gemeine oder Geſpinnſtlein, Flachs (Linum usitatissimum L.) ☉ 1) wird
vorzugsweiſe wegen ſeines baſtreichen, 0.23—1 Meter hohen, oben äſtigen Stengels
gebaut. Er beſitzt kleine, lanzettliche Blätter, einen bleibenden, achtblätterigen Kelch,
eine hinfällige, fünfbl ätterige Blumenkrone, fünf am Grunde verwachſene Staubgefäße
und eine zehnfächerige Kapſel mit je einem Samen in jedem Fache.
Die Spielarten werden nach dem Verhalten der reifen,
trockenen Samenkapſeln unterſchieden in: 1. Schließ- oder
Dreſchlein, Fig. 78, deſſen Kapſeln (Knoten, Bollen)
geſchloſſen bleiben und 2. Spring-, Klang-, Spät- oder
kleinen Lein, deſſen Kapſeln bei der Reife von ſelbſt auf-
ſpringen. Die Baſtfaſer des letzteren iſt feiner, auch ge-
währt die Pflanze einen reichlicheren Samenertrag, trotzdem
wird der Schließlein häufiger gebaut, weil er höher wird
und mehr und zugleich feſtere Faſer liefert. Der gewöhnlich
gebaute Lein blüht blau, zuweilen wird jedoch auch eine
weißblühende nicht beſtändige Leinvarietät unter dem Namen
Weißblühender oder Sicilianiſcher Lein angebaut, deſſen
Same das vierfache Gewicht und Volumen des Rigaer
Leines beſitzt und ſich vorzugsweiſe zur Oelgewinnung eignet.
Ebenſo ſelten wird der Winterlein und der ausdauernde
oder ewige Lein (Linum perenne L.) ♃ cultivirt.
Die höchſtens 14 Ctm. lange Pfahlwurzel des Leines beſitzt
nur wenige und kurze Seitenwurzeln, von welchen die aus dem
Wurzelhalſe hervorkommenden noch die längſten (5—8 Ctm.)
ſind. Das Wurzelvermögen des Leines iſt daher ſehr gering.
Die ſpinnbare Faſer findet ſich als Baſt in Bündeln ver-
einigt zwiſchen der Rinde und dem Holztheile des Stengels.
Die Flachsfaſer iſt unter dem Mikroſkope durchaus ſtielrund,
[Abbildung Fig. 78. Lein (Linum usitatissi-
mum L.) ☉.]
1) A. Kodolànyi. Die Cultur und Zubereitung des Flachſes. 3. Auflg. Wien 1872.
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