Wärmecapacität (heißer, hitziger Boden, wie Kalk-, Sandboden) erkältet und erwärmt sich früher als eine Erde mit höherer Wärmecapacität (kalter Boden, wie Thon-, Humusboden). Ersterer ist daher für zarte Pflanzen unfruchtbar. Eine gewisse Höhe der Wärmecapacität, welche zwischen den beiden Extremen Quarz und Humus liegt (milder, warmer Boden) ist eine nothwendige Bedingung für einen frucht- baren Boden.
4. Die Bodenarten.
Die vorstehend besprochenen Bestandtheile bilden zusammen den Cultur- oder Ackerboden. Je nach dem Antheile, welchen dieselben an der Bodenbildung nehmen, entstehen Verschiedenheiten, welche besondere Eigenschaften des Bodens, oder verschiedene Bodenarten bedingen. Nachdem die physikalischen Eigenschaften eines Bodens unter der Voraussetzung eines bestimmten Nährstoffvorrathes, in hervorragendster Weise die Ertragsfähigkeit eines Bodens bestimmen, so ist es vollkommen gerechtfertigt, wenn die Bodenarten nicht nach dem Gehalte an Bodennährstoffen, sondern nach dem Vorherrschen von 1. Gesteinen, 2 Sand, 3. Thon, 4. Lehm, 5. Mergel, 6. Kalk, 7. Gyps etc., 8. Humus unterschieden werden.
1. Der Geröll- oder Kiesboden.
Enthält ein Boden größere Mengen an unverwitterten Gesteinstrümmern, während die Feinerde oft nur 1/3 der Masse und weniger ausmacht, so erhalten die physi- kalischen und chemischen Eigenschaften der Gesteinstrümmer über alle anderen Boden- bestandtheile das Uebergewicht. Je nach der Beschaffenheit und Menge der Gesteins- trümmer bezeichnet man derartigen Boden als Gruß-, Grant-, Geröll-, Kies- boden, als Schuttland. Je mehr Gesteine sich finden, um so weniger Erdkrume wird dieser Boden enthalten und um so mehr steht derselbe an der Grenze der Cultur- fähigkeit, da seine Bearbeitung um so schwieriger wird. Bestehen die Trümmer aus Gesteinen, welche durch Verwitterung werthvolle Bodennährstoffe liefern, so kann diese Bodenart immerhin, wenn auch nicht für die landwirthschaftliche Benützung, so doch für die Waldcultur oder die Cultur des tiefwurzelnden, mit der Hand bearbeiteten Weinstockes geeignet sein. Wird dagegen der Geröllboden von grobkörnigen, eisenoxydul- haltigen Sandsteinen oder von Quarztrümmern gebildet, so ist er unfruchtbar.
Treten die Gesteinstrümmer gegenüber den anderen Bodenbestandtheilen zurück, so erhält die Bodenart nur das Beiwort "steinig". Auf gebundenen Bodenarten kann ein mäßiger Gehalt an Steinen zur Lockerung nur vortheilhaft sein, ebenso können humose, leichte Kalkböden, Flugsand, stark abhängige Felder durch Steine vor dem schnellen Austrocknen, dem Verwehen und Abschwemmen geschützt werden.
2. Der Sandboden.
Treten die Gesteinstrümmer in einer Menge von mindestens 80 % der Ge- sammtbodenmasse als Sand auf, so erhält der Boden die Bezeichnung Sandboden.
Die größten Mengen Sand liefert die Verwitterung und das Zerfallen der Con- glomerate und Sandsteine. Je älteren Formationen (Grauwacke, Zechstein, Bunten-
Allgemeine Ackerbaulehre.
Wärmecapacität (heißer, hitziger Boden, wie Kalk-, Sandboden) erkältet und erwärmt ſich früher als eine Erde mit höherer Wärmecapacität (kalter Boden, wie Thon-, Humusboden). Erſterer iſt daher für zarte Pflanzen unfruchtbar. Eine gewiſſe Höhe der Wärmecapacität, welche zwiſchen den beiden Extremen Quarz und Humus liegt (milder, warmer Boden) iſt eine nothwendige Bedingung für einen frucht- baren Boden.
4. Die Bodenarten.
Die vorſtehend beſprochenen Beſtandtheile bilden zuſammen den Cultur- oder Ackerboden. Je nach dem Antheile, welchen dieſelben an der Bodenbildung nehmen, entſtehen Verſchiedenheiten, welche beſondere Eigenſchaften des Bodens, oder verſchiedene Bodenarten bedingen. Nachdem die phyſikaliſchen Eigenſchaften eines Bodens unter der Vorausſetzung eines beſtimmten Nährſtoffvorrathes, in hervorragendſter Weiſe die Ertragsfähigkeit eines Bodens beſtimmen, ſo iſt es vollkommen gerechtfertigt, wenn die Bodenarten nicht nach dem Gehalte an Bodennährſtoffen, ſondern nach dem Vorherrſchen von 1. Geſteinen, 2 Sand, 3. Thon, 4. Lehm, 5. Mergel, 6. Kalk, 7. Gyps ꝛc., 8. Humus unterſchieden werden.
1. Der Geröll- oder Kiesboden.
Enthält ein Boden größere Mengen an unverwitterten Geſteinstrümmern, während die Feinerde oft nur ⅓ der Maſſe und weniger ausmacht, ſo erhalten die phyſi- kaliſchen und chemiſchen Eigenſchaften der Geſteinstrümmer über alle anderen Boden- beſtandtheile das Uebergewicht. Je nach der Beſchaffenheit und Menge der Geſteins- trümmer bezeichnet man derartigen Boden als Gruß-, Grant-, Geröll-, Kies- boden, als Schuttland. Je mehr Geſteine ſich finden, um ſo weniger Erdkrume wird dieſer Boden enthalten und um ſo mehr ſteht derſelbe an der Grenze der Cultur- fähigkeit, da ſeine Bearbeitung um ſo ſchwieriger wird. Beſtehen die Trümmer aus Geſteinen, welche durch Verwitterung werthvolle Bodennährſtoffe liefern, ſo kann dieſe Bodenart immerhin, wenn auch nicht für die landwirthſchaftliche Benützung, ſo doch für die Waldcultur oder die Cultur des tiefwurzelnden, mit der Hand bearbeiteten Weinſtockes geeignet ſein. Wird dagegen der Geröllboden von grobkörnigen, eiſenoxydul- haltigen Sandſteinen oder von Quarztrümmern gebildet, ſo iſt er unfruchtbar.
Treten die Geſteinstrümmer gegenüber den anderen Bodenbeſtandtheilen zurück, ſo erhält die Bodenart nur das Beiwort „ſteinig“. Auf gebundenen Bodenarten kann ein mäßiger Gehalt an Steinen zur Lockerung nur vortheilhaft ſein, ebenſo können humoſe, leichte Kalkböden, Flugſand, ſtark abhängige Felder durch Steine vor dem ſchnellen Austrocknen, dem Verwehen und Abſchwemmen geſchützt werden.
2. Der Sandboden.
Treten die Geſteinstrümmer in einer Menge von mindeſtens 80 % der Ge- ſammtbodenmaſſe als Sand auf, ſo erhält der Boden die Bezeichnung Sandboden.
Die größten Mengen Sand liefert die Verwitterung und das Zerfallen der Con- glomerate und Sandſteine. Je älteren Formationen (Grauwacke, Zechſtein, Bunten-
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Allgemeine Ackerbaulehre.
Wärmecapacität (heißer, hitziger Boden, wie Kalk-, Sandboden) erkältet und
erwärmt ſich früher als eine Erde mit höherer Wärmecapacität (kalter Boden, wie
Thon-, Humusboden). Erſterer iſt daher für zarte Pflanzen unfruchtbar. Eine gewiſſe
Höhe der Wärmecapacität, welche zwiſchen den beiden Extremen Quarz und Humus
liegt (milder, warmer Boden) iſt eine nothwendige Bedingung für einen frucht-
baren Boden.
4. Die Bodenarten.
Die vorſtehend beſprochenen Beſtandtheile bilden zuſammen den Cultur- oder
Ackerboden. Je nach dem Antheile, welchen dieſelben an der Bodenbildung nehmen,
entſtehen Verſchiedenheiten, welche beſondere Eigenſchaften des Bodens, oder verſchiedene
Bodenarten bedingen. Nachdem die phyſikaliſchen Eigenſchaften eines Bodens
unter der Vorausſetzung eines beſtimmten Nährſtoffvorrathes, in hervorragendſter
Weiſe die Ertragsfähigkeit eines Bodens beſtimmen, ſo iſt es vollkommen gerechtfertigt,
wenn die Bodenarten nicht nach dem Gehalte an Bodennährſtoffen, ſondern nach
dem Vorherrſchen von 1. Geſteinen, 2 Sand, 3. Thon, 4. Lehm, 5. Mergel,
6. Kalk, 7. Gyps ꝛc., 8. Humus unterſchieden werden.
1. Der Geröll- oder Kiesboden.
Enthält ein Boden größere Mengen an unverwitterten Geſteinstrümmern, während
die Feinerde oft nur ⅓ der Maſſe und weniger ausmacht, ſo erhalten die phyſi-
kaliſchen und chemiſchen Eigenſchaften der Geſteinstrümmer über alle anderen Boden-
beſtandtheile das Uebergewicht. Je nach der Beſchaffenheit und Menge der Geſteins-
trümmer bezeichnet man derartigen Boden als Gruß-, Grant-, Geröll-, Kies-
boden, als Schuttland. Je mehr Geſteine ſich finden, um ſo weniger Erdkrume
wird dieſer Boden enthalten und um ſo mehr ſteht derſelbe an der Grenze der Cultur-
fähigkeit, da ſeine Bearbeitung um ſo ſchwieriger wird. Beſtehen die Trümmer aus
Geſteinen, welche durch Verwitterung werthvolle Bodennährſtoffe liefern, ſo kann dieſe
Bodenart immerhin, wenn auch nicht für die landwirthſchaftliche Benützung, ſo doch
für die Waldcultur oder die Cultur des tiefwurzelnden, mit der Hand bearbeiteten
Weinſtockes geeignet ſein. Wird dagegen der Geröllboden von grobkörnigen, eiſenoxydul-
haltigen Sandſteinen oder von Quarztrümmern gebildet, ſo iſt er unfruchtbar.
Treten die Geſteinstrümmer gegenüber den anderen Bodenbeſtandtheilen zurück,
ſo erhält die Bodenart nur das Beiwort „ſteinig“. Auf gebundenen Bodenarten
kann ein mäßiger Gehalt an Steinen zur Lockerung nur vortheilhaft ſein, ebenſo
können humoſe, leichte Kalkböden, Flugſand, ſtark abhängige Felder durch Steine vor
dem ſchnellen Austrocknen, dem Verwehen und Abſchwemmen geſchützt werden.
2. Der Sandboden.
Treten die Geſteinstrümmer in einer Menge von mindeſtens 80 % der Ge-
ſammtbodenmaſſe als Sand auf, ſo erhält der Boden die Bezeichnung Sandboden.
Die größten Mengen Sand liefert die Verwitterung und das Zerfallen der Con-
glomerate und Sandſteine. Je älteren Formationen (Grauwacke, Zechſtein, Bunten-
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Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/krafft_landwirthschaft01_1875/66>, abgerufen am 07.01.2025.
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