Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.Die Pflege. stände wird auch bei Zuckerrüben, welche zuweilen schon im Herbste zu blühen be-ginnen, vorgenommen, um die Wurzelernte nicht zu schädigen. Den Maispflanzen nimmt man zuweilen die Fahne, den männlichen Blüthenstand, wenn bei kühler Zeit zu befürchten steht, daß die Kolben nicht ausreifen. 2. Der Schutz gegen ungünstige Bodenzustände. Mergeliger, feinkörniger Boden kann durch Regengüsse leicht derart zusammen- Nach Neßler 1) enthielt eine Erde, welche überhaupt 21.3 % Wasser zurückhalten konnte, [Tabelle] Noch häufiger als eine Verdichtung des Bodens, während die Pflanzen am Felde 1) Dr. J. Neßler, Ueber Verdunstung des Wassers aus dem Boden. Landw. Wchbl.
Wien 1870. S. 143. Die Pflege. ſtände wird auch bei Zuckerrüben, welche zuweilen ſchon im Herbſte zu blühen be-ginnen, vorgenommen, um die Wurzelernte nicht zu ſchädigen. Den Maispflanzen nimmt man zuweilen die Fahne, den männlichen Blüthenſtand, wenn bei kühler Zeit zu befürchten ſteht, daß die Kolben nicht ausreifen. 2. Der Schutz gegen ungünſtige Bodenzuſtände. Mergeliger, feinkörniger Boden kann durch Regengüſſe leicht derart zuſammen- Nach Neßler 1) enthielt eine Erde, welche überhaupt 21.3 % Waſſer zurückhalten konnte, [Tabelle] Noch häufiger als eine Verdichtung des Bodens, während die Pflanzen am Felde 1) Dr. J. Neßler, Ueber Verdunſtung des Waſſers aus dem Boden. Landw. Wchbl.
Wien 1870. S. 143. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0253" n="235"/><fw place="top" type="header">Die Pflege.</fw><lb/> ſtände wird auch bei Zuckerrüben, welche zuweilen ſchon im Herbſte zu blühen be-<lb/> ginnen, vorgenommen, um die Wurzelernte nicht zu ſchädigen. Den Maispflanzen<lb/> nimmt man zuweilen die Fahne, den männlichen Blüthenſtand, wenn bei kühler Zeit<lb/> zu befürchten ſteht, daß die Kolben nicht ausreifen.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">2. Der Schutz gegen ungünſtige Bodenzuſtände.</hi> </head><lb/> <p>Mergeliger, feinkörniger Boden kann durch Regengüſſe leicht derart zuſammen-<lb/> geſchlemmt werden, daß ſich eine verſchieden ſtarke <hi rendition="#g">Kruſte</hi> bildet, welche den Boden<lb/> gegen die Atmoſphäre abſchließt und das Eindringen des Waſſers in den Boden<lb/> verhindert. Bildet ſich die Kruſte unmittelbar nach der Ausſaat, ſo iſt dieſelbe<lb/> durch Abeggen oder bei größerer Dicke durch Abwalzen oder durch Ueberfahren mit<lb/> dem Kruſtenſtachler zu zerbrechen, damit die Luft ungehindert zu den keimenden<lb/> Samen zutreten kann. Die Keimpflanzen werden überdies durch die zerbrochene<lb/> Kruſte ungehinderter aus dem Boden hervorkommen können. Selbſt bei Pflanzen,<lb/> wie bei den Kartoffeln, deren Triebe ſtark genug wären, um ſelbſt eine mächtigere<lb/> Kruſte zu heben und zu durchbrechen, wird es zur Erleichterung des Austreibens<lb/> zu empfehlen ſein, die Kruſte zu entfernen.</p><lb/> <p>Nach Neßler <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Dr.</hi> J. Neßler, Ueber Verdunſtung des Waſſers aus dem Boden. Landw. Wchbl.<lb/> Wien 1870. S. 143.</note> enthielt eine Erde, welche überhaupt 21.3 % Waſſer zurückhalten konnte,<lb/> 6 Tage nach dem Begießen folgende Waſſermengen in 100 Theilen:</p><lb/> <table> <row> <cell/> </row> </table> <p>Noch häufiger als eine Verdichtung des Bodens, während die Pflanzen am Felde<lb/> ſtehen, wird zur Beförderung des Pflanzenwachsthums eine <hi rendition="#g">Lockerung</hi> erforderlich<lb/> ſein. Dieſe Bodenlockerung hat denſelben Zweck wie die Bodenbearbeitung überhaupt.<lb/> Durch dieſelbe wird das Eindringen des Waſſers und der Luft erleichtert und damit<lb/> der Pflanze durch Beförderung der Verwitterung während der Vegetation neue Boden-<lb/> nahrung zur Verfügung geſtellt. Dieſe Bodennahrung kann um ſo leichter aus-<lb/> genützt werden, als den Wurzeln durch die Lockerung mehr Raum zur Entwickelung<lb/> gegeben iſt. Außerdem werden durch die Bearbeitung der Pflanzenzwiſchenräume<lb/> alle Unkräuter vertilgt, welche ſonſt den Culturpflanzen den Platz und die Nahrung<lb/> wegnehmen. Inſecten, welche die Pflanzen in ihrer Jugend heimſuchen, werden<lb/> gleichzeitig, wenn auch nicht immer vernichtet, ſo doch verſcheucht und ſo lange<lb/> unſchädlich gemacht, bis die Pflanzen, welche durch die Lockerung kräftiger heran-<lb/> wachſen, den Angriffen der Schädlinge leichter widerſtehen können.</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [235/0253]
Die Pflege.
ſtände wird auch bei Zuckerrüben, welche zuweilen ſchon im Herbſte zu blühen be-
ginnen, vorgenommen, um die Wurzelernte nicht zu ſchädigen. Den Maispflanzen
nimmt man zuweilen die Fahne, den männlichen Blüthenſtand, wenn bei kühler Zeit
zu befürchten ſteht, daß die Kolben nicht ausreifen.
2. Der Schutz gegen ungünſtige Bodenzuſtände.
Mergeliger, feinkörniger Boden kann durch Regengüſſe leicht derart zuſammen-
geſchlemmt werden, daß ſich eine verſchieden ſtarke Kruſte bildet, welche den Boden
gegen die Atmoſphäre abſchließt und das Eindringen des Waſſers in den Boden
verhindert. Bildet ſich die Kruſte unmittelbar nach der Ausſaat, ſo iſt dieſelbe
durch Abeggen oder bei größerer Dicke durch Abwalzen oder durch Ueberfahren mit
dem Kruſtenſtachler zu zerbrechen, damit die Luft ungehindert zu den keimenden
Samen zutreten kann. Die Keimpflanzen werden überdies durch die zerbrochene
Kruſte ungehinderter aus dem Boden hervorkommen können. Selbſt bei Pflanzen,
wie bei den Kartoffeln, deren Triebe ſtark genug wären, um ſelbſt eine mächtigere
Kruſte zu heben und zu durchbrechen, wird es zur Erleichterung des Austreibens
zu empfehlen ſein, die Kruſte zu entfernen.
Nach Neßler 1) enthielt eine Erde, welche überhaupt 21.3 % Waſſer zurückhalten konnte,
6 Tage nach dem Begießen folgende Waſſermengen in 100 Theilen:
Noch häufiger als eine Verdichtung des Bodens, während die Pflanzen am Felde
ſtehen, wird zur Beförderung des Pflanzenwachsthums eine Lockerung erforderlich
ſein. Dieſe Bodenlockerung hat denſelben Zweck wie die Bodenbearbeitung überhaupt.
Durch dieſelbe wird das Eindringen des Waſſers und der Luft erleichtert und damit
der Pflanze durch Beförderung der Verwitterung während der Vegetation neue Boden-
nahrung zur Verfügung geſtellt. Dieſe Bodennahrung kann um ſo leichter aus-
genützt werden, als den Wurzeln durch die Lockerung mehr Raum zur Entwickelung
gegeben iſt. Außerdem werden durch die Bearbeitung der Pflanzenzwiſchenräume
alle Unkräuter vertilgt, welche ſonſt den Culturpflanzen den Platz und die Nahrung
wegnehmen. Inſecten, welche die Pflanzen in ihrer Jugend heimſuchen, werden
gleichzeitig, wenn auch nicht immer vernichtet, ſo doch verſcheucht und ſo lange
unſchädlich gemacht, bis die Pflanzen, welche durch die Lockerung kräftiger heran-
wachſen, den Angriffen der Schädlinge leichter widerſtehen können.
1) Dr. J. Neßler, Ueber Verdunſtung des Waſſers aus dem Boden. Landw. Wchbl.
Wien 1870. S. 143.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |