Krafft, Guido: Lehrbuch der Landwirthschaft auf wissenschaftlicher und praktischer Grundlage. Bd. 1. Berlin, 1875.Die Bodenbearbeitung. der Scharspitze (zu sehr in den Boden oder gegen das Land) wegen des Vorder-gestelles nicht so leicht bemerkbar als bei den Schwingpflügen. Zur Vermeidung eines unnöthigen Kraftverbrauches empfiehlt es sich daher erstere als Schwingpflüge zu versuchen und dann erst, nachdem die Scharspitze etwas nach abwärts gerichtet wurde, mit dem Vorderwagen zu versehen. 4. Die Pflugformen. Die überwiegendste Zahl der Pflugformen, die ortsüblichen Pflüge, verdanken Unter den verbesserten Pflügen treten besonders zwei Entwickelungsreihen durch Der ersten, formenreichsten Entwickelungsreihe diente als Ausgangspunkt der Bra- [Abbildung]
Fig. 44. Der Rotherham Pflug steht in Beziehung zu dem Small'schen, schottischen undJ. & F. Howard's Champion Pflug mit Schälschar. -- Pflug LB für zwei Pferde, Gewicht Bailey Pflug, welcher letzterer wieder als Stammvater für viele amerikanische Pflüge (Fig. 38, S. 106) anzusehen ist. Die amerikanischen Pflüge haben gegenüber den englischen ein kürzeres Streichbrett und statt des eisernen einen hölzernen Grindel. Die zweite, die deutsche Linie nimmt ihren Ausgang von einem durch Schwerz Die Bodenbearbeitung. der Scharſpitze (zu ſehr in den Boden oder gegen das Land) wegen des Vorder-geſtelles nicht ſo leicht bemerkbar als bei den Schwingpflügen. Zur Vermeidung eines unnöthigen Kraftverbrauches empfiehlt es ſich daher erſtere als Schwingpflüge zu verſuchen und dann erſt, nachdem die Scharſpitze etwas nach abwärts gerichtet wurde, mit dem Vorderwagen zu verſehen. 4. Die Pflugformen. Die überwiegendſte Zahl der Pflugformen, die ortsüblichen Pflüge, verdanken Unter den verbeſſerten Pflügen treten beſonders zwei Entwickelungsreihen durch Der erſten, formenreichſten Entwickelungsreihe diente als Ausgangspunkt der Bra- [Abbildung]
Fig. 44. Der Rotherham Pflug ſteht in Beziehung zu dem Small'ſchen, ſchottiſchen undJ. & F. Howard's Champion Pflug mit Schälſchar. — Pflug LB für zwei Pferde, Gewicht Bailey Pflug, welcher letzterer wieder als Stammvater für viele amerikaniſche Pflüge (Fig. 38, S. 106) anzuſehen iſt. Die amerikaniſchen Pflüge haben gegenüber den engliſchen ein kürzeres Streichbrett und ſtatt des eiſernen einen hölzernen Grindel. Die zweite, die deutſche Linie nimmt ihren Ausgang von einem durch Schwerz <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0129" n="111"/><fw place="top" type="header">Die Bodenbearbeitung.</fw><lb/> der Scharſpitze (zu ſehr in den Boden oder gegen das Land) wegen des Vorder-<lb/> geſtelles nicht ſo leicht bemerkbar als bei den Schwingpflügen. Zur Vermeidung eines<lb/> unnöthigen Kraftverbrauches empfiehlt es ſich daher erſtere als Schwingpflüge zu<lb/> verſuchen und dann erſt, nachdem die Scharſpitze etwas nach abwärts gerichtet wurde,<lb/> mit dem Vorderwagen zu verſehen.</p> </div><lb/> <div n="5"> <head> <hi rendition="#b">4. Die Pflugformen.</hi> </head><lb/> <p>Die überwiegendſte Zahl der Pflugformen, die ortsüblichen Pflüge, verdanken<lb/> ihre Entſtehung der allmäligen Anpaſſung an die gegebenen Bodenverhältniſſe, welche<lb/> je nach der Culturſtufe in verſchieden vollkommener Weiſe erreicht wird. Neben<lb/> dieſen Landpflügen entſtanden zahlreiche, verbeſſerte Pflugformen, bei welchen jedoch die<lb/> nach mathematiſchen Grundfätzen conſtruirten Pflüge die Minderzahl bilden. Von<lb/> letzteren nennen wir J. Bailey's Pflug (Newcaſtle 1795), Strecker's Pflug (Wien<lb/> um 1850) und Kleyle's Pflug (Wien 1851).</p><lb/> <p>Unter den verbeſſerten Pflügen treten beſonders zwei Entwickelungsreihen durch<lb/> die weite Verbreitung hervor, welche die dieſen Reihen angehörenden Pflüge er-<lb/> langt haben.</p><lb/> <p>Der erſten, formenreichſten Entwickelungsreihe diente als Ausgangspunkt der Bra-<lb/> banter Landpflug. Von dieſem Stammvater zweigen ſich zwei Linien ab, die wir<lb/> als die engliſche und deutſche bezeichnen wollen. Erſterer gehört wahrſcheinlich der<lb/> Rotherham Pflug an, welcher der Vater aller neueren engliſchen Pflüge, wie der<lb/> Pflüge von Busby, Ball, Ranſome, Hornsby, Finlayſon und Howard, Fig. 44, iſt.<lb/><figure><head>Fig. 44. </head><p>J. & F. Howard's Champion Pflug mit Schälſchar. — Pflug <hi rendition="#aq">LB</hi> für zwei Pferde, Gewicht<lb/> 115 Kilogr., Preis 110 Mark, 55 fl.</p></figure><lb/> Der Rotherham Pflug ſteht in Beziehung zu dem Small'ſchen, ſchottiſchen und<lb/> Bailey Pflug, welcher letzterer wieder als Stammvater für viele amerikaniſche Pflüge<lb/> (Fig. 38, S. 106) anzuſehen iſt. Die amerikaniſchen Pflüge haben gegenüber den<lb/> engliſchen ein kürzeres Streichbrett und ſtatt des eiſernen einen hölzernen Grindel.</p><lb/> <p>Die zweite, die deutſche Linie nimmt ihren Ausgang von einem durch Schwerz<lb/> im Jahre 1819 in Württemberg eingeführten Brabanter Pflug. Aus dem Schwerz'-<lb/> ſchen Pflug iſt der Hohenheimer Pflug (Fig. 22. S. 96) hervorgegangen, welcher wieder<lb/> das Vorbild für eine große Zahl von Pflügen mit mittellangem Streichbrette wurde,<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [111/0129]
Die Bodenbearbeitung.
der Scharſpitze (zu ſehr in den Boden oder gegen das Land) wegen des Vorder-
geſtelles nicht ſo leicht bemerkbar als bei den Schwingpflügen. Zur Vermeidung eines
unnöthigen Kraftverbrauches empfiehlt es ſich daher erſtere als Schwingpflüge zu
verſuchen und dann erſt, nachdem die Scharſpitze etwas nach abwärts gerichtet wurde,
mit dem Vorderwagen zu verſehen.
4. Die Pflugformen.
Die überwiegendſte Zahl der Pflugformen, die ortsüblichen Pflüge, verdanken
ihre Entſtehung der allmäligen Anpaſſung an die gegebenen Bodenverhältniſſe, welche
je nach der Culturſtufe in verſchieden vollkommener Weiſe erreicht wird. Neben
dieſen Landpflügen entſtanden zahlreiche, verbeſſerte Pflugformen, bei welchen jedoch die
nach mathematiſchen Grundfätzen conſtruirten Pflüge die Minderzahl bilden. Von
letzteren nennen wir J. Bailey's Pflug (Newcaſtle 1795), Strecker's Pflug (Wien
um 1850) und Kleyle's Pflug (Wien 1851).
Unter den verbeſſerten Pflügen treten beſonders zwei Entwickelungsreihen durch
die weite Verbreitung hervor, welche die dieſen Reihen angehörenden Pflüge er-
langt haben.
Der erſten, formenreichſten Entwickelungsreihe diente als Ausgangspunkt der Bra-
banter Landpflug. Von dieſem Stammvater zweigen ſich zwei Linien ab, die wir
als die engliſche und deutſche bezeichnen wollen. Erſterer gehört wahrſcheinlich der
Rotherham Pflug an, welcher der Vater aller neueren engliſchen Pflüge, wie der
Pflüge von Busby, Ball, Ranſome, Hornsby, Finlayſon und Howard, Fig. 44, iſt.
[Abbildung Fig. 44. J. & F. Howard's Champion Pflug mit Schälſchar. — Pflug LB für zwei Pferde, Gewicht
115 Kilogr., Preis 110 Mark, 55 fl.]
Der Rotherham Pflug ſteht in Beziehung zu dem Small'ſchen, ſchottiſchen und
Bailey Pflug, welcher letzterer wieder als Stammvater für viele amerikaniſche Pflüge
(Fig. 38, S. 106) anzuſehen iſt. Die amerikaniſchen Pflüge haben gegenüber den
engliſchen ein kürzeres Streichbrett und ſtatt des eiſernen einen hölzernen Grindel.
Die zweite, die deutſche Linie nimmt ihren Ausgang von einem durch Schwerz
im Jahre 1819 in Württemberg eingeführten Brabanter Pflug. Aus dem Schwerz'-
ſchen Pflug iſt der Hohenheimer Pflug (Fig. 22. S. 96) hervorgegangen, welcher wieder
das Vorbild für eine große Zahl von Pflügen mit mittellangem Streichbrette wurde,
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