Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892.

Bild:
<< vorherige Seite

dass der Thee auf die Zahl und den Inhalt der neu auftretenden
Vorstellungsverbindungen eine gewisse Wirkung ausgeübt hätte. Leider
lässt sich die Zahl der neuen Associationen in den einzelnen Reihen
nicht gut mit einander vergleichen, weil dieselbe durch die Uebung
fortschreitend abnimmt. Da jedoch diese Abnahme vom 5. Tage an
nur eine sehr langsame ist, so erscheint es doch unter Vorbehalt zu-
lässig, aus den vier letzten Alkohol- und Theeversuchen, wie aus den
3 letzten Normalreihen mit Ausschluss der Abendversuche folgende
Durchschnittszahlen neu auftretender Associationen zu bilden:

Tabelle XLVII.

[Tabelle]

Nach ihrer Stellung in der ganzen Versuchsperiode sollte man er-
warten, dass die Alkoholreihen die grösste, die Theereihen und Normal-
reihen annähernd gleich viel neue Associationen liefern würden. Statt
dessen zeigt sich, dass wenigstens in den beiden ersten Gruppen die
medicamentös beeinflussten Versuchsreihen durchschnittlich nicht so
viele neue Verbindungen hervorbringen wie die Normalversuche. Hin-
sichtlich des Alkohols haben wir früher bereits die Vermuthung ge-
wonnen, dass er eingeübte Associationen nicht mehr lockere, sondern
eher befestige; für den Thee scheint das in noch höherem Masse zu
gelten. Allerdings muss man dabei die Reihenfolge der Versuche be-
rücksichtigen, welche ohnedies für den Alkohol etwas höhere Zahlen
bedingen würde. Allein selbst dann, wenn man den Theeversuch
5 für die Durchschnittsberechnung noch mit heranzieht, erhält man
erst die folgenden Werthe:

[Tabelle]

Die Zunahme der Zahlen in der Gruppe III ist wol auf die normale
oder medicamentöse Ermüdung zu beziehen, da wir wissen, dass die
Ermüdung den Zusammenhang der Vorstellungen lockert. Sie ist,
wie zu erwarten war, beim Alkohol grösser, als beim Thee, aber
auch hier deutlich. Wodurch die Zunahme der neuen Associationen
in der zweiten Gruppe der Normalreihen bedingt war, ist mir nicht
klar geworden. Derselben geht eine Vergrösserung der Associations-

dass der Thee auf die Zahl und den Inhalt der neu auftretenden
Vorstellungsverbindungen eine gewisse Wirkung ausgeübt hätte. Leider
lässt sich die Zahl der neuen Associationen in den einzelnen Reihen
nicht gut mit einander vergleichen, weil dieselbe durch die Uebung
fortschreitend abnimmt. Da jedoch diese Abnahme vom 5. Tage an
nur eine sehr langsame ist, so erscheint es doch unter Vorbehalt zu-
lässig, aus den vier letzten Alkohol- und Theeversuchen, wie aus den
3 letzten Normalreihen mit Ausschluss der Abendversuche folgende
Durchschnittszahlen neu auftretender Associationen zu bilden:

Tabelle XLVII.

[Tabelle]

Nach ihrer Stellung in der ganzen Versuchsperiode sollte man er-
warten, dass die Alkoholreihen die grösste, die Theereihen und Normal-
reihen annähernd gleich viel neue Associationen liefern würden. Statt
dessen zeigt sich, dass wenigstens in den beiden ersten Gruppen die
medicamentös beeinflussten Versuchsreihen durchschnittlich nicht so
viele neue Verbindungen hervorbringen wie die Normalversuche. Hin-
sichtlich des Alkohols haben wir früher bereits die Vermuthung ge-
wonnen, dass er eingeübte Associationen nicht mehr lockere, sondern
eher befestige; für den Thee scheint das in noch höherem Masse zu
gelten. Allerdings muss man dabei die Reihenfolge der Versuche be-
rücksichtigen, welche ohnedies für den Alkohol etwas höhere Zahlen
bedingen würde. Allein selbst dann, wenn man den Theeversuch
5 für die Durchschnittsberechnung noch mit heranzieht, erhält man
erst die folgenden Werthe:

[Tabelle]

Die Zunahme der Zahlen in der Gruppe III ist wol auf die normale
oder medicamentöse Ermüdung zu beziehen, da wir wissen, dass die
Ermüdung den Zusammenhang der Vorstellungen lockert. Sie ist,
wie zu erwarten war, beim Alkohol grösser, als beim Thee, aber
auch hier deutlich. Wodurch die Zunahme der neuen Associationen
in der zweiten Gruppe der Normalreihen bedingt war, ist mir nicht
klar geworden. Derselben geht eine Vergrösserung der Associations-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0136" n="120"/>
dass der Thee auf die Zahl und den Inhalt der <hi rendition="#g">neu</hi> auftretenden<lb/>
Vorstellungsverbindungen eine gewisse Wirkung ausgeübt hätte. Leider<lb/>
lässt sich die Zahl der neuen Associationen in den einzelnen Reihen<lb/>
nicht gut mit einander vergleichen, weil dieselbe durch die Uebung<lb/>
fortschreitend abnimmt. Da jedoch diese Abnahme vom 5. Tage an<lb/>
nur eine sehr langsame ist, so erscheint es doch unter Vorbehalt zu-<lb/>
lässig, aus den vier letzten Alkohol- und Theeversuchen, wie aus den<lb/>
3 letzten Normalreihen mit Ausschluss der Abendversuche folgende<lb/>
Durchschnittszahlen neu auftretender Associationen zu bilden:</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Tabelle</hi> XLVII.</hi> </p><lb/>
          <table>
            <row>
              <cell/>
            </row>
          </table>
          <p>Nach ihrer Stellung in der ganzen Versuchsperiode sollte man er-<lb/>
warten, dass die Alkoholreihen die grösste, die Theereihen und Normal-<lb/>
reihen annähernd gleich viel neue Associationen liefern würden. Statt<lb/>
dessen zeigt sich, dass wenigstens in den beiden ersten Gruppen die<lb/>
medicamentös beeinflussten Versuchsreihen durchschnittlich nicht so<lb/>
viele neue Verbindungen hervorbringen wie die Normalversuche. Hin-<lb/>
sichtlich des Alkohols haben wir früher bereits die Vermuthung ge-<lb/>
wonnen, dass er eingeübte Associationen nicht mehr lockere, sondern<lb/>
eher befestige; für den Thee scheint das in noch höherem Masse zu<lb/>
gelten. Allerdings muss man dabei die Reihenfolge der Versuche be-<lb/>
rücksichtigen, welche ohnedies für den Alkohol etwas höhere Zahlen<lb/>
bedingen würde. Allein selbst dann, wenn man den Theeversuch<lb/><hi rendition="#b">5</hi> für die Durchschnittsberechnung noch mit heranzieht, erhält man<lb/>
erst die folgenden Werthe:<lb/><table><row><cell/></row></table></p>
          <p>Die Zunahme der Zahlen in der Gruppe III ist wol auf die normale<lb/>
oder medicamentöse Ermüdung zu beziehen, da wir wissen, dass die<lb/>
Ermüdung den Zusammenhang der Vorstellungen lockert. Sie ist,<lb/>
wie zu erwarten war, beim Alkohol grösser, als beim Thee, aber<lb/>
auch hier deutlich. Wodurch die Zunahme der neuen Associationen<lb/>
in der zweiten Gruppe der Normalreihen bedingt war, ist mir nicht<lb/>
klar geworden. Derselben geht eine Vergrösserung der Associations-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[120/0136] dass der Thee auf die Zahl und den Inhalt der neu auftretenden Vorstellungsverbindungen eine gewisse Wirkung ausgeübt hätte. Leider lässt sich die Zahl der neuen Associationen in den einzelnen Reihen nicht gut mit einander vergleichen, weil dieselbe durch die Uebung fortschreitend abnimmt. Da jedoch diese Abnahme vom 5. Tage an nur eine sehr langsame ist, so erscheint es doch unter Vorbehalt zu- lässig, aus den vier letzten Alkohol- und Theeversuchen, wie aus den 3 letzten Normalreihen mit Ausschluss der Abendversuche folgende Durchschnittszahlen neu auftretender Associationen zu bilden: Tabelle XLVII. Nach ihrer Stellung in der ganzen Versuchsperiode sollte man er- warten, dass die Alkoholreihen die grösste, die Theereihen und Normal- reihen annähernd gleich viel neue Associationen liefern würden. Statt dessen zeigt sich, dass wenigstens in den beiden ersten Gruppen die medicamentös beeinflussten Versuchsreihen durchschnittlich nicht so viele neue Verbindungen hervorbringen wie die Normalversuche. Hin- sichtlich des Alkohols haben wir früher bereits die Vermuthung ge- wonnen, dass er eingeübte Associationen nicht mehr lockere, sondern eher befestige; für den Thee scheint das in noch höherem Masse zu gelten. Allerdings muss man dabei die Reihenfolge der Versuche be- rücksichtigen, welche ohnedies für den Alkohol etwas höhere Zahlen bedingen würde. Allein selbst dann, wenn man den Theeversuch 5 für die Durchschnittsberechnung noch mit heranzieht, erhält man erst die folgenden Werthe: Die Zunahme der Zahlen in der Gruppe III ist wol auf die normale oder medicamentöse Ermüdung zu beziehen, da wir wissen, dass die Ermüdung den Zusammenhang der Vorstellungen lockert. Sie ist, wie zu erwarten war, beim Alkohol grösser, als beim Thee, aber auch hier deutlich. Wodurch die Zunahme der neuen Associationen in der zweiten Gruppe der Normalreihen bedingt war, ist mir nicht klar geworden. Derselben geht eine Vergrösserung der Associations-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kraepelin_arzneimittel_1892
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kraepelin_arzneimittel_1892/136
Zitationshilfe: Kraepelin, Emil: Ueber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorgänge durch einige Arzneimittel. Jena, 1892, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kraepelin_arzneimittel_1892/136>, abgerufen am 26.04.2024.