Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kotzebue, August von: Menschenhaß und Reue. Berlin, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite
Sie so schwermüthig machen? Ich hörte einmal von
einem berühmten Arzt: der Menschenhaß habe sei-
nen Sitz im Blute, oder in den Nerven, oder im
Eingeweide.
Unbek. Das ist nicht mein Fall, guter Franz.
Franz. Also wirklich unglücklich? und doch so
gut! Das ist ein Jammer!
Unbek. Ich leide unverschuldet.
Franz. Armer Herr!
Unbek. Hast du vergessen, was der Greis diesen
Morgen sagte? "Es giebt noch ein anderes, besse-
res Leben!" Laß uns hoffen -- und muthig tragen!
Franz. Amen!
Zweyter Auftritt.
Lotte. Die Vorigen.
Lotte. Mit Permission, Sie sind doch der
fremde Herr, der meinen gnädigen Grafen aus dem
Wasser gezogen?
Unbek. (sieht sie starr an.)
Lotte. (zu Franz) Oder sind Sie es?
Franz. (macht ihr ein unfreundlich Gesicht.)
Lotte. Sind die Herren beyde stumm? (sie betrach-
tet sie wechselsweise; beyde sehen ihr starr ins Gesicht)

Sie ſo ſchwermuͤthig machen? Ich hoͤrte einmal von
einem beruͤhmten Arzt: der Menſchenhaß habe ſei-
nen Sitz im Blute, oder in den Nerven, oder im
Eingeweide.
Unbek. Das iſt nicht mein Fall, guter Franz.
Franz. Alſo wirklich ungluͤcklich? und doch ſo
gut! Das iſt ein Jammer!
Unbek. Ich leide unverſchuldet.
Franz. Armer Herr!
Unbek. Haſt du vergeſſen, was der Greis dieſen
Morgen ſagte? „Es giebt noch ein anderes, beſſe-
res Leben!“ Laß uns hoffen — und muthig tragen!
Franz. Amen!
Zweyter Auftritt.
Lotte. Die Vorigen.
Lotte. Mit Permiſſion, Sie ſind doch der
fremde Herr, der meinen gnaͤdigen Grafen aus dem
Waſſer gezogen?
Unbek. (ſieht ſie ſtarr an.)
Lotte. (zu Franz) Oder ſind Sie es?
Franz. (macht ihr ein unfreundlich Geſicht.)
Lotte. Sind die Herren beyde ſtumm? (ſie betrach-
tet ſie wechſelsweiſe; beyde ſehen ihr ſtarr ins Geſicht)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp who="#FRA">
              <p><pb facs="#f0080" n="72"/>
Sie &#x017F;o &#x017F;chwermu&#x0364;thig machen? Ich ho&#x0364;rte einmal von<lb/>
einem beru&#x0364;hmten Arzt: der Men&#x017F;chenhaß habe &#x017F;ei-<lb/>
nen Sitz im Blute, oder in den Nerven, oder im<lb/>
Eingeweide.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#UNBE">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Unbek.</hi> </speaker>
              <p>Das i&#x017F;t nicht mein Fall, guter Franz.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#FRA">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Franz.</hi> </speaker>
              <p>Al&#x017F;o wirklich unglu&#x0364;cklich? und doch &#x017F;o<lb/>
gut! Das i&#x017F;t ein Jammer!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#UNBE">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Unbek.</hi> </speaker>
              <p>Ich leide unver&#x017F;chuldet.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#FRA">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Franz.</hi> </speaker>
              <p>Armer Herr!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#UNBE">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Unbek.</hi> </speaker>
              <p>Ha&#x017F;t du verge&#x017F;&#x017F;en, was der Greis die&#x017F;en<lb/>
Morgen &#x017F;agte? &#x201E;Es giebt noch ein anderes, be&#x017F;&#x017F;e-<lb/>
res Leben!&#x201C; Laß uns hoffen &#x2014; und muthig tragen!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#FRA">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Franz.</hi> </speaker>
              <p>Amen!</p>
            </sp>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Zweyter Auftritt</hi>.</hi> </head><lb/>
            <stage>Lotte. Die Vorigen.</stage><lb/>
            <sp who="#LOT">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Lotte.</hi> </speaker>
              <p>Mit Permi&#x017F;&#x017F;ion, Sie &#x017F;ind doch der<lb/>
fremde Herr, der meinen gna&#x0364;digen Grafen aus dem<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er gezogen?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#UNBE">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Unbek.</hi> </speaker>
              <stage>(&#x017F;ieht &#x017F;ie &#x017F;tarr an.)</stage>
            </sp><lb/>
            <sp who="#LOT">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Lotte.</hi> </speaker>
              <stage>(zu Franz)</stage>
              <p>Oder &#x017F;ind Sie es?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#FRA">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Franz.</hi> </speaker>
              <stage>(macht ihr ein unfreundlich Ge&#x017F;icht.)</stage>
            </sp><lb/>
            <sp who="#LOT">
              <speaker> <hi rendition="#fr">Lotte.</hi> </speaker>
              <p>Sind die Herren beyde &#x017F;tumm?</p>
              <stage>(&#x017F;ie betrach-<lb/>
tet &#x017F;ie wech&#x017F;elswei&#x017F;e; beyde &#x017F;ehen ihr &#x017F;tarr ins Ge&#x017F;icht)</stage><lb/>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[72/0080] Sie ſo ſchwermuͤthig machen? Ich hoͤrte einmal von einem beruͤhmten Arzt: der Menſchenhaß habe ſei- nen Sitz im Blute, oder in den Nerven, oder im Eingeweide. Unbek. Das iſt nicht mein Fall, guter Franz. Franz. Alſo wirklich ungluͤcklich? und doch ſo gut! Das iſt ein Jammer! Unbek. Ich leide unverſchuldet. Franz. Armer Herr! Unbek. Haſt du vergeſſen, was der Greis dieſen Morgen ſagte? „Es giebt noch ein anderes, beſſe- res Leben!“ Laß uns hoffen — und muthig tragen! Franz. Amen! Zweyter Auftritt. Lotte. Die Vorigen. Lotte. Mit Permiſſion, Sie ſind doch der fremde Herr, der meinen gnaͤdigen Grafen aus dem Waſſer gezogen? Unbek. (ſieht ſie ſtarr an.) Lotte. (zu Franz) Oder ſind Sie es? Franz. (macht ihr ein unfreundlich Geſicht.) Lotte. Sind die Herren beyde ſtumm? (ſie betrach- tet ſie wechſelsweiſe; beyde ſehen ihr ſtarr ins Geſicht)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_menschenhass_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_menschenhass_1790/80
Zitationshilfe: Kotzebue, August von: Menschenhaß und Reue. Berlin, 1790, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kotzebue_menschenhass_1790/80>, abgerufen am 21.12.2024.