Kotzebue, August von: Die deutschen Kleinstädter. Leipzig, 1803. Dritter Akt. Erste Scene. Frau Staar allein. Nein, so etwas dergleichen von Ungezogen- heit ist mir noch nicht vorgekommen. Sind das die feinen Sitten in der Residenz? Gott behüte und bewahre! -- Von der Madam will ich gar nichts mehr reden, denn die liegt mir schon tief im Magen. Aber -- ich wei- se ihm den Ehrenplatz an zwischen zwey re- spectablen alten Frauen, was thut er? er läßt sie sitzen, wie ein paar Wachsbilder in ei- ner Jahrmarktsbude, und pflanzt sich mitten unter das junge Volk! -- Ey! ey! ey! -- Nein,
Dritter Akt. Erſte Scene. Frau Staar allein. Nein, ſo etwas dergleichen von Ungezogen- heit iſt mir noch nicht vorgekommen. Sind das die feinen Sitten in der Reſidenz? Gott behuͤte und bewahre! — Von der Madam will ich gar nichts mehr reden, denn die liegt mir ſchon tief im Magen. Aber — ich wei- ſe ihm den Ehrenplatz an zwiſchen zwey re- ſpectablen alten Frauen, was thut er? er laͤßt ſie ſitzen, wie ein paar Wachsbilder in ei- ner Jahrmarktsbude, und pflanzt ſich mitten unter das junge Volk! — Ey! ey! ey! — Nein,
<TEI> <text> <body> <pb facs="#f0095" n="89"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Dritter Akt.</hi> </hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Erſte Scene</hi>. </head><lb/> <sp who="#FRSTAAR"> <speaker> <hi rendition="#g">Frau Staar</hi> </speaker> <stage>allein.</stage><lb/> <p><hi rendition="#in">N</hi>ein, ſo etwas dergleichen von Ungezogen-<lb/> heit iſt mir noch nicht vorgekommen. Sind<lb/> das die feinen Sitten in der Reſidenz? Gott<lb/> behuͤte und bewahre! — Von der <hi rendition="#g">Madam</hi><lb/> will ich gar nichts mehr reden, denn die liegt<lb/> mir ſchon tief im Magen. Aber — ich wei-<lb/> ſe ihm den Ehrenplatz an zwiſchen zwey re-<lb/> ſpectablen alten Frauen, was thut er? er<lb/> laͤßt ſie ſitzen, wie ein paar Wachsbilder in ei-<lb/> ner Jahrmarktsbude, und pflanzt ſich mitten<lb/> unter das junge Volk! — Ey! ey! ey! —<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Nein,</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [89/0095]
Dritter Akt.
Erſte Scene.
Frau Staar allein.
Nein, ſo etwas dergleichen von Ungezogen-
heit iſt mir noch nicht vorgekommen. Sind
das die feinen Sitten in der Reſidenz? Gott
behuͤte und bewahre! — Von der Madam
will ich gar nichts mehr reden, denn die liegt
mir ſchon tief im Magen. Aber — ich wei-
ſe ihm den Ehrenplatz an zwiſchen zwey re-
ſpectablen alten Frauen, was thut er? er
laͤßt ſie ſitzen, wie ein paar Wachsbilder in ei-
ner Jahrmarktsbude, und pflanzt ſich mitten
unter das junge Volk! — Ey! ey! ey! —
Nein,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |