Körner, Theodor: Leyer und Schwerdt. Berlin, 1814.Die Eichen. 1811. Abend wird's, des Tages Stimmen schweigen, Röther strahlt der Sonne letztes Glühn, Und hier sitz' ich unter euren Zweigen,Und das Herz ist mir so voll, so kühn! Alter Zeiten alte treue Zeugen,Schmückt euch doch des Lebens frisches Grün, Und der Vorwelt kräftige GestaltenSind uns noch in eurer Pracht enthalten. Viel des Edlen hat die Zeit zertrümmert, Viel des Schönen starb den frühen Tod; Durch die reichen Blätterkränze schimmertSeinen Abschied dort das Abendroth. Doch um das Verhängniß unbekümmert,Hat vergebens euch die Zeit bedroht, Und es ruft mir aus der Zweige Wehen:Alles Große muß im Tod bestehen! -- Die Eichen. 1811. Abend wird's, des Tages Stimmen ſchweigen, Roͤther ſtrahlt der Sonne letztes Gluͤhn, Und hier ſitz' ich unter euren Zweigen,Und das Herz iſt mir ſo voll, ſo kuͤhn! Alter Zeiten alte treue Zeugen,Schmuͤckt euch doch des Lebens friſches Gruͤn, Und der Vorwelt kraͤftige GeſtaltenSind uns noch in eurer Pracht enthalten. Viel des Edlen hat die Zeit zertruͤmmert, Viel des Schoͤnen ſtarb den fruͤhen Tod; Durch die reichen Blaͤtterkraͤnze ſchimmertSeinen Abſchied dort das Abendroth. Doch um das Verhaͤngniß unbekuͤmmert,Hat vergebens euch die Zeit bedroht, Und es ruft mir aus der Zweige Wehen:Alles Große muß im Tod beſtehen! — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0016" n="4"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Die Eichen</hi>.<lb/></head> <p rendition="#c">1811.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">A</hi>bend wird's, des Tages Stimmen ſchweigen,</l><lb/> <l rendition="#et">Roͤther ſtrahlt der Sonne letztes Gluͤhn,</l><lb/> <l>Und hier ſitz' ich unter euren Zweigen,</l><lb/> <l rendition="#et">Und das Herz iſt mir ſo voll, ſo kuͤhn!</l><lb/> <l>Alter Zeiten alte treue Zeugen,</l><lb/> <l rendition="#et">Schmuͤckt euch doch des Lebens friſches Gruͤn,</l><lb/> <l>Und der Vorwelt kraͤftige Geſtalten</l><lb/> <l>Sind uns noch in eurer Pracht enthalten.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Viel des Edlen hat die Zeit zertruͤmmert,</l><lb/> <l rendition="#et">Viel des Schoͤnen ſtarb den fruͤhen Tod;</l><lb/> <l>Durch die reichen Blaͤtterkraͤnze ſchimmert</l><lb/> <l rendition="#et">Seinen Abſchied dort das Abendroth.</l><lb/> <l>Doch um das Verhaͤngniß unbekuͤmmert,</l><lb/> <l rendition="#et">Hat vergebens euch die Zeit bedroht,</l><lb/> <l>Und es ruft mir aus der Zweige Wehen:</l><lb/> <l>Alles Große muß im Tod beſtehen! —</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0016]
Die Eichen.
1811.
Abend wird's, des Tages Stimmen ſchweigen,
Roͤther ſtrahlt der Sonne letztes Gluͤhn,
Und hier ſitz' ich unter euren Zweigen,
Und das Herz iſt mir ſo voll, ſo kuͤhn!
Alter Zeiten alte treue Zeugen,
Schmuͤckt euch doch des Lebens friſches Gruͤn,
Und der Vorwelt kraͤftige Geſtalten
Sind uns noch in eurer Pracht enthalten.
Viel des Edlen hat die Zeit zertruͤmmert,
Viel des Schoͤnen ſtarb den fruͤhen Tod;
Durch die reichen Blaͤtterkraͤnze ſchimmert
Seinen Abſchied dort das Abendroth.
Doch um das Verhaͤngniß unbekuͤmmert,
Hat vergebens euch die Zeit bedroht,
Und es ruft mir aus der Zweige Wehen:
Alles Große muß im Tod beſtehen! —
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