Meine Herren! In der Bildungsgeschichte der einzelnen OrganeRückblick auf die erste Bildung des Darmes. bei der Entwicklung des Darmkanales angelangt, erlaube ich mir zuvörderst Sie daran zu erinnern, dass ich Ihnen schon im allgemei- nen Theile die allererste Anlage des Verdauungsapparates ausführ- lich geschildert habe (Vorl. XIV). Sie haben damals erfahren, wie im Bereiche der Embryonalanlage das innere Keimblatt oder Darm- drüsenblatt unter Betheiligung einer Schicht des mittleren Keim- blattes, der Darmfaserplatte, nach und nach vom Dottersacke sich abschnürt und anfangs zu einer Halbrinne, bald aber zu einem vorn und hinten geschlossenen Rohre sich gestaltet. Dass dieses Rohr oder die Anlage des Darmes endlich ganz vom Dottersacke sich ablöst und mit einer vorderen und hinteren Oeffnung sich versieht, ist ebenfalls schon beschrieben worden und können wir uns mithin gleich zur Betrachtung der weiteren Entwicklung des Darmkanales wenden, indem wir den in den Figg. 47, 4 und 51 dargestellten Zu- stand als Ausgangspunct nehmen. Vorher ist jedoch noch die Glie- derung des embryonalen Darmkanales noch etwas einlässlicher zu besprechen als es in früheren Stunden geschah.
Fasst man die allerersten Zustände des Darmkanales ins Auge,Abschnitte des embryonalen Darmes. wie sie die Figg. 45 und 47, 2 darstellen, so ergibt sich als zweck- mässigste Eintheilung des Darmes die gang und gäbe in Munddarm (Rathke), Mitteldarm (Wolff) und Afterdarm (Rathke). Aus dem Munddarme, der auch Anfangsdarm heisst, gestaltet sich, wenn man die hier stattfindende Einstülpung von aussen dazu nimmt, die Mund- und Rachenhöhle, sowie die Speiseröhre sammt dem Magen
Vierunddreissigste Vorlesung.
V. Entwicklung des Darmsystems.
A. Entwicklung des Darmkanales.
Meine Herren! In der Bildungsgeschichte der einzelnen OrganeRückblick auf die erste Bildung des Darmes. bei der Entwicklung des Darmkanales angelangt, erlaube ich mir zuvörderst Sie daran zu erinnern, dass ich Ihnen schon im allgemei- nen Theile die allererste Anlage des Verdauungsapparates ausführ- lich geschildert habe (Vorl. XIV). Sie haben damals erfahren, wie im Bereiche der Embryonalanlage das innere Keimblatt oder Darm- drüsenblatt unter Betheiligung einer Schicht des mittleren Keim- blattes, der Darmfaserplatte, nach und nach vom Dottersacke sich abschnürt und anfangs zu einer Halbrinne, bald aber zu einem vorn und hinten geschlossenen Rohre sich gestaltet. Dass dieses Rohr oder die Anlage des Darmes endlich ganz vom Dottersacke sich ablöst und mit einer vorderen und hinteren Oeffnung sich versieht, ist ebenfalls schon beschrieben worden und können wir uns mithin gleich zur Betrachtung der weiteren Entwicklung des Darmkanales wenden, indem wir den in den Figg. 47, 4 und 51 dargestellten Zu- stand als Ausgangspunct nehmen. Vorher ist jedoch noch die Glie- derung des embryonalen Darmkanales noch etwas einlässlicher zu besprechen als es in früheren Stunden geschah.
Fasst man die allerersten Zustände des Darmkanales ins Auge,Abschnitte des embryonalen Darmes. wie sie die Figg. 45 und 47, 2 darstellen, so ergibt sich als zweck- mässigste Eintheilung des Darmes die gang und gäbe in Munddarm (Rathke), Mitteldarm (Wolff) und Afterdarm (Rathke). Aus dem Munddarme, der auch Anfangsdarm heisst, gestaltet sich, wenn man die hier stattfindende Einstülpung von aussen dazu nimmt, die Mund- und Rachenhöhle, sowie die Speiseröhre sammt dem Magen
<TEI><text><body><pbfacs="#f0367"n="[351]"/><divn="1"><head><hirendition="#b">Vierunddreissigste Vorlesung.</hi></head><lb/><divn="2"><head>V. Entwicklung des Darmsystems.</head><lb/><divn="2"><head>A. <hirendition="#g">Entwicklung des Darmkanales</hi>.</head><lb/><p>Meine Herren! In der Bildungsgeschichte der einzelnen Organe<noteplace="right">Rückblick auf<lb/>
die erste Bildung<lb/>
des Darmes.</note><lb/>
bei der Entwicklung des Darmkanales angelangt, erlaube ich mir<lb/>
zuvörderst Sie daran zu erinnern, dass ich Ihnen schon im allgemei-<lb/>
nen Theile die allererste Anlage des Verdauungsapparates ausführ-<lb/>
lich geschildert habe (Vorl. XIV). Sie haben damals erfahren, wie<lb/>
im Bereiche der Embryonalanlage das innere Keimblatt oder <hirendition="#g">Darm-<lb/>
drüsenblatt</hi> unter Betheiligung einer Schicht des mittleren Keim-<lb/>
blattes, der <hirendition="#g">Darmfaserplatte</hi>, nach und nach vom Dottersacke<lb/>
sich abschnürt und anfangs zu einer Halbrinne, bald aber zu einem<lb/>
vorn und hinten geschlossenen Rohre sich gestaltet. Dass dieses<lb/>
Rohr oder die Anlage des Darmes endlich ganz vom Dottersacke sich<lb/>
ablöst und mit einer vorderen und hinteren Oeffnung sich versieht,<lb/>
ist ebenfalls schon beschrieben worden und können wir uns mithin<lb/>
gleich zur Betrachtung der weiteren Entwicklung des Darmkanales<lb/>
wenden, indem wir den in den Figg. 47, 4 und 51 dargestellten Zu-<lb/>
stand als Ausgangspunct nehmen. Vorher ist jedoch noch die Glie-<lb/>
derung des embryonalen Darmkanales noch etwas einlässlicher zu<lb/>
besprechen als es in früheren Stunden geschah.</p><lb/><p>Fasst man die allerersten Zustände des Darmkanales ins Auge,<noteplace="right">Abschnitte des<lb/>
embryonalen<lb/>
Darmes.</note><lb/>
wie sie die Figg. 45 und 47, 2 darstellen, so ergibt sich als zweck-<lb/>
mässigste Eintheilung des Darmes die gang und gäbe in <hirendition="#g">Munddarm</hi><lb/>
(<hirendition="#k">Rathke</hi>), <hirendition="#g">Mitteldarm</hi> (<hirendition="#k">Wolff</hi>) und <hirendition="#g">Afterdarm</hi> (<hirendition="#k">Rathke</hi>). Aus<lb/>
dem Munddarme, der auch Anfangsdarm heisst, gestaltet sich, wenn<lb/>
man die hier stattfindende Einstülpung von aussen dazu nimmt, die<lb/>
Mund- und Rachenhöhle, sowie die Speiseröhre sammt dem Magen<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[[351]/0367]
Vierunddreissigste Vorlesung.
V. Entwicklung des Darmsystems.
A. Entwicklung des Darmkanales.
Meine Herren! In der Bildungsgeschichte der einzelnen Organe
bei der Entwicklung des Darmkanales angelangt, erlaube ich mir
zuvörderst Sie daran zu erinnern, dass ich Ihnen schon im allgemei-
nen Theile die allererste Anlage des Verdauungsapparates ausführ-
lich geschildert habe (Vorl. XIV). Sie haben damals erfahren, wie
im Bereiche der Embryonalanlage das innere Keimblatt oder Darm-
drüsenblatt unter Betheiligung einer Schicht des mittleren Keim-
blattes, der Darmfaserplatte, nach und nach vom Dottersacke
sich abschnürt und anfangs zu einer Halbrinne, bald aber zu einem
vorn und hinten geschlossenen Rohre sich gestaltet. Dass dieses
Rohr oder die Anlage des Darmes endlich ganz vom Dottersacke sich
ablöst und mit einer vorderen und hinteren Oeffnung sich versieht,
ist ebenfalls schon beschrieben worden und können wir uns mithin
gleich zur Betrachtung der weiteren Entwicklung des Darmkanales
wenden, indem wir den in den Figg. 47, 4 und 51 dargestellten Zu-
stand als Ausgangspunct nehmen. Vorher ist jedoch noch die Glie-
derung des embryonalen Darmkanales noch etwas einlässlicher zu
besprechen als es in früheren Stunden geschah.
Rückblick auf
die erste Bildung
des Darmes.
Fasst man die allerersten Zustände des Darmkanales ins Auge,
wie sie die Figg. 45 und 47, 2 darstellen, so ergibt sich als zweck-
mässigste Eintheilung des Darmes die gang und gäbe in Munddarm
(Rathke), Mitteldarm (Wolff) und Afterdarm (Rathke). Aus
dem Munddarme, der auch Anfangsdarm heisst, gestaltet sich, wenn
man die hier stattfindende Einstülpung von aussen dazu nimmt, die
Mund- und Rachenhöhle, sowie die Speiseröhre sammt dem Magen
Abschnitte des
embryonalen
Darmes.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kölliker, Albert von: Entwicklungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. Leipzig, 1861, S. [351]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/koelliker_entwicklungs_1861/367>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.