tigkeit und wahre Kraft entgegen! Scherze nicht vertraulich mit ihnen! Laß ächter Laune nicht den Lauf; aus Furcht ein Wort zu spre¬ chen, das man misbrauchen, verdrehen könnte!
12.
Ueberhaupt rede in der großen Welt nie warme Herzenssprache! das ist dort eine fremde Mundart. Rede nicht von den reinen, süßen, einfachen häuslichen Freuden! Das sind Myste¬ rien für solche Profane. Habe Dein Gesicht in Deiner Gewalt, daß man nichts darauf geschrie¬ ben finde, weder Verwunderung, noch Freude, noch Wiederwillen, noch Verdruß! Die Hof¬ leute lesen besser Mienen, als gedruckte Sachen; Das ist fast ihr einziges Studium. Vertraue Deine Angelegenheiten niemand! Sey vorsich¬ tig, nicht nur im Reden, sondern sogar im Hö¬ ren! sonst wird Dein Name leicht compromittirt.
13.
Ich habe schon vorhin gesagt, daß unser Betragen in der großen Welt nach eines Jeden individuellen Lage modificiert werden müsse, und daß, was dem Einen darinn zu beobachten wich¬
tig,
tigkeit und wahre Kraft entgegen! Scherze nicht vertraulich mit ihnen! Laß aͤchter Laune nicht den Lauf; aus Furcht ein Wort zu ſpre¬ chen, das man misbrauchen, verdrehen koͤnnte!
12.
Ueberhaupt rede in der großen Welt nie warme Herzensſprache! das iſt dort eine fremde Mundart. Rede nicht von den reinen, ſuͤßen, einfachen haͤuslichen Freuden! Das ſind Myſte¬ rien fuͤr ſolche Profane. Habe Dein Geſicht in Deiner Gewalt, daß man nichts darauf geſchrie¬ ben finde, weder Verwunderung, noch Freude, noch Wiederwillen, noch Verdruß! Die Hof¬ leute leſen beſſer Mienen, als gedruckte Sachen; Das iſt faſt ihr einziges Studium. Vertraue Deine Angelegenheiten niemand! Sey vorſich¬ tig, nicht nur im Reden, ſondern ſogar im Hoͤ¬ ren! ſonſt wird Dein Name leicht compromittirt.
13.
Ich habe ſchon vorhin geſagt, daß unſer Betragen in der großen Welt nach eines Jeden individuellen Lage modificiert werden muͤſſe, und daß, was dem Einen darinn zu beobachten wich¬
tig,
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tigkeit und wahre Kraft entgegen! Scherze
nicht vertraulich mit ihnen! Laß aͤchter Laune
nicht den Lauf; aus Furcht ein Wort zu ſpre¬
chen, das man misbrauchen, verdrehen koͤnnte!
12.
Ueberhaupt rede in der großen Welt nie
warme Herzensſprache! das iſt dort eine fremde
Mundart. Rede nicht von den reinen, ſuͤßen,
einfachen haͤuslichen Freuden! Das ſind Myſte¬
rien fuͤr ſolche Profane. Habe Dein Geſicht in
Deiner Gewalt, daß man nichts darauf geſchrie¬
ben finde, weder Verwunderung, noch Freude,
noch Wiederwillen, noch Verdruß! Die Hof¬
leute leſen beſſer Mienen, als gedruckte Sachen;
Das iſt faſt ihr einziges Studium. Vertraue
Deine Angelegenheiten niemand! Sey vorſich¬
tig, nicht nur im Reden, ſondern ſogar im Hoͤ¬
ren! ſonſt wird Dein Name leicht compromittirt.
13.
Ich habe ſchon vorhin geſagt, daß unſer
Betragen in der großen Welt nach eines Jeden
individuellen Lage modificiert werden muͤſſe, und
daß, was dem Einen darinn zu beobachten wich¬
tig,
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/84>, abgerufen am 21.01.2025.
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