der Periode ist, in welcher sie nach der Mode frey¬ geisterische Grundsätze haben muß, von religiosen Gegenständen unterhältst. Denn auch das hat seine Gesetze, die von der Mode bestimmt werden. Jünglinge fangen an im fünf und zwanzigsten Jahre alt zu werden, nicht mehr zu tanzen, sich den Cirkeln der Greise zuzugesellen, ein feyerli¬ ches, philosophisches, ein Geschäfts-Gesicht mit in die Gesellschaft zu bringen. Kommen sie aber nahe an die Vierzige, dann werden sie wieder jung, hüpfen herum, spielen um Pfänder mit jungen Mädgen -- das alles muß man beobach¬ ten und seine Maaßregeln darnach nehmen.
6.
Uebrigens gestehe ich -- es bleibt aber un¬ ter uns -- daß der Ton, welcher jetzt unter un¬ sern ganz jungen Leuten ziemlich allgemein an Höfen und in der feinen Welt eingeschlichen ist, mir gar nicht so gefallen will, wie der, welcher vor etwa zwanzig Jahren herrschte. Viele von ihnen kommen mir äusserst ungeschliffen und plump vor; Es scheint mir, als suchten sie etwas darinn, Bescheidenheit, Höflichkeit und Delica¬ tesse zu beleidigen, stumm, ungefällig gegen Da¬
men
D 3
der Periode iſt, in welcher ſie nach der Mode frey¬ geiſteriſche Grundſaͤtze haben muß, von religioſen Gegenſtaͤnden unterhaͤltſt. Denn auch das hat ſeine Geſetze, die von der Mode beſtimmt werden. Juͤnglinge fangen an im fuͤnf und zwanzigſten Jahre alt zu werden, nicht mehr zu tanzen, ſich den Cirkeln der Greiſe zuzugeſellen, ein feyerli¬ ches, philoſophiſches, ein Geſchaͤfts-Geſicht mit in die Geſellſchaft zu bringen. Kommen ſie aber nahe an die Vierzige, dann werden ſie wieder jung, huͤpfen herum, ſpielen um Pfaͤnder mit jungen Maͤdgen — das alles muß man beobach¬ ten und ſeine Maaßregeln darnach nehmen.
6.
Uebrigens geſtehe ich — es bleibt aber un¬ ter uns — daß der Ton, welcher jetzt unter un¬ ſern ganz jungen Leuten ziemlich allgemein an Hoͤfen und in der feinen Welt eingeſchlichen iſt, mir gar nicht ſo gefallen will, wie der, welcher vor etwa zwanzig Jahren herrſchte. Viele von ihnen kommen mir aͤuſſerſt ungeſchliffen und plump vor; Es ſcheint mir, als ſuchten ſie etwas darinn, Beſcheidenheit, Hoͤflichkeit und Delica¬ teſſe zu beleidigen, ſtumm, ungefaͤllig gegen Da¬
men
D 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0075"n="53"/>
der Periode iſt, in welcher ſie nach der Mode frey¬<lb/>
geiſteriſche Grundſaͤtze haben muß, von religioſen<lb/>
Gegenſtaͤnden unterhaͤltſt. Denn auch das hat<lb/>ſeine Geſetze, die von der Mode beſtimmt werden.<lb/>
Juͤnglinge fangen an im fuͤnf und zwanzigſten<lb/>
Jahre alt zu werden, nicht mehr zu tanzen, ſich<lb/>
den Cirkeln der Greiſe zuzugeſellen, ein feyerli¬<lb/>
ches, philoſophiſches, ein Geſchaͤfts-Geſicht mit<lb/>
in die Geſellſchaft zu bringen. Kommen ſie aber<lb/>
nahe an die Vierzige, dann werden ſie wieder<lb/>
jung, huͤpfen herum, ſpielen um Pfaͤnder mit<lb/>
jungen Maͤdgen — das alles muß man beobach¬<lb/>
ten und ſeine Maaßregeln darnach nehmen.</p><lb/></div><divn="3"><head>6.<lb/></head><p>Uebrigens geſtehe ich — es bleibt aber un¬<lb/>
ter uns — daß der Ton, welcher jetzt unter un¬<lb/>ſern ganz jungen Leuten ziemlich allgemein an<lb/>
Hoͤfen und in der feinen Welt eingeſchlichen iſt,<lb/>
mir gar nicht ſo gefallen will, wie der, welcher<lb/>
vor etwa zwanzig Jahren herrſchte. Viele von<lb/>
ihnen kommen mir aͤuſſerſt ungeſchliffen und<lb/>
plump vor; Es ſcheint mir, als ſuchten ſie etwas<lb/>
darinn, Beſcheidenheit, Hoͤflichkeit und Delica¬<lb/>
teſſe zu beleidigen, ſtumm, ungefaͤllig gegen Da¬<lb/><fwplace="bottom"type="catch">men<lb/></fw><fwplace="bottom"type="sig">D 3<lb/></fw></p></div></div></div></body></text></TEI>
[53/0075]
der Periode iſt, in welcher ſie nach der Mode frey¬
geiſteriſche Grundſaͤtze haben muß, von religioſen
Gegenſtaͤnden unterhaͤltſt. Denn auch das hat
ſeine Geſetze, die von der Mode beſtimmt werden.
Juͤnglinge fangen an im fuͤnf und zwanzigſten
Jahre alt zu werden, nicht mehr zu tanzen, ſich
den Cirkeln der Greiſe zuzugeſellen, ein feyerli¬
ches, philoſophiſches, ein Geſchaͤfts-Geſicht mit
in die Geſellſchaft zu bringen. Kommen ſie aber
nahe an die Vierzige, dann werden ſie wieder
jung, huͤpfen herum, ſpielen um Pfaͤnder mit
jungen Maͤdgen — das alles muß man beobach¬
ten und ſeine Maaßregeln darnach nehmen.
6.
Uebrigens geſtehe ich — es bleibt aber un¬
ter uns — daß der Ton, welcher jetzt unter un¬
ſern ganz jungen Leuten ziemlich allgemein an
Hoͤfen und in der feinen Welt eingeſchlichen iſt,
mir gar nicht ſo gefallen will, wie der, welcher
vor etwa zwanzig Jahren herrſchte. Viele von
ihnen kommen mir aͤuſſerſt ungeſchliffen und
plump vor; Es ſcheint mir, als ſuchten ſie etwas
darinn, Beſcheidenheit, Hoͤflichkeit und Delica¬
teſſe zu beleidigen, ſtumm, ungefaͤllig gegen Da¬
men
D 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/75>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.