Im achten Capittel des ersten Theils dieses Werks habe ich von dem Betragen des Herrn gegen den Diener und von den Pflichten geredet, welche der Vornehmere auf sich hat. Denen, die vom Schicksale bestimmt sind in Unterwürfigkeit zu leben, ihr Daseyn leicht und süß zu machen. Ich verweise also zuerst die Leser dahin, und füge hier nur noch einige Regeln für den Umgang mit solchen Personen hinzu, die zwar nicht in unsern Diensten, aber doch, der Geburth, dem Vermögen, oder andern bürgerlichen Verhält¬ nissen nach, tiefer als wir stehen.
2.
Man sey höflich und freundlich gegen solche Leute, denen das Glück nicht grade eine so reich¬ liche Summe nichtiger zeitlicher Vortheile zuge¬ worfen hat, als uns, und ehre das wahre Ver¬ dienst, den ächten Werth des Menschen, auch im niedern Stande! Man sey nicht, wie die
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Zweytes Capittel. Ueber den Umgang mit Geringern.
1.
Im achten Capittel des erſten Theils dieſes Werks habe ich von dem Betragen des Herrn gegen den Diener und von den Pflichten geredet, welche der Vornehmere auf ſich hat. Denen, die vom Schickſale beſtimmt ſind in Unterwuͤrfigkeit zu leben, ihr Daſeyn leicht und ſuͤß zu machen. Ich verweiſe alſo zuerſt die Leſer dahin, und fuͤge hier nur noch einige Regeln fuͤr den Umgang mit ſolchen Perſonen hinzu, die zwar nicht in unſern Dienſten, aber doch, der Geburth, dem Vermoͤgen, oder andern buͤrgerlichen Verhaͤlt¬ niſſen nach, tiefer als wir ſtehen.
2.
Man ſey hoͤflich und freundlich gegen ſolche Leute, denen das Gluͤck nicht grade eine ſo reich¬ liche Summe nichtiger zeitlicher Vortheile zuge¬ worfen hat, als uns, und ehre das wahre Ver¬ dienſt, den aͤchten Werth des Menſchen, auch im niedern Stande! Man ſey nicht, wie die
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Zweytes Capittel.
Ueber den Umgang mit Geringern.
1.
Im achten Capittel des erſten Theils dieſes
Werks habe ich von dem Betragen des Herrn
gegen den Diener und von den Pflichten geredet,
welche der Vornehmere auf ſich hat. Denen, die
vom Schickſale beſtimmt ſind in Unterwuͤrfigkeit
zu leben, ihr Daſeyn leicht und ſuͤß zu machen.
Ich verweiſe alſo zuerſt die Leſer dahin, und fuͤge
hier nur noch einige Regeln fuͤr den Umgang
mit ſolchen Perſonen hinzu, die zwar nicht in
unſern Dienſten, aber doch, der Geburth, dem
Vermoͤgen, oder andern buͤrgerlichen Verhaͤlt¬
niſſen nach, tiefer als wir ſtehen.
2.
Man ſey hoͤflich und freundlich gegen ſolche
Leute, denen das Gluͤck nicht grade eine ſo reich¬
liche Summe nichtiger zeitlicher Vortheile zuge¬
worfen hat, als uns, und ehre das wahre Ver¬
dienſt, den aͤchten Werth des Menſchen, auch
im niedern Stande! Man ſey nicht, wie die
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/56>, abgerufen am 21.12.2024.
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