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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788.

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16.

Noch mögten alle diese Regeln der Vor¬
sichtigkeit nicht so gefährlich zu übertreten seyn
im Umgange mit solchen Personen, die zwar
nicht frey von den Fehlern einer vornehmen Er¬
ziehung, übrigens aber gut geartet, wohlwollend
und verständig sind; allein doppelt wichtig wird
ihre Befolgung, wenn man es mit vornehmen
Pinseln, mit Menschen zu thun hat, die zugleich
hochmüthig, unwissend, dumm, von Jedem, wie
ein Rohr, hin und her zu leiten, mistrauisch,
kalt und rachsüchtig sind, und ich bedaure jede
Christen- Seele, die von dergleichen kleinen und
großen Tirannen abhängen muß.

17.

Wenn Du das glänzende Unglück hast, der
Liebling eines schwachen Erden- Götzen zu seyn;
so bereite Dich nicht nur selber dazu vor, daß
diese Freude nicht lange dauern, daß ein Schmeich¬
ler Dich aus Deinen Posten verdrängen wird;
sondern zeige auch sowohl Deinem Sultane,
daß Du nicht gänzlich von seinen Blicken lebst,
als auch dem Volke, wie wenig Du Dir auf die¬
sen nichtigen Vorzug zu gut thust, wie unwe¬

sent¬
16.

Noch moͤgten alle dieſe Regeln der Vor¬
ſichtigkeit nicht ſo gefaͤhrlich zu uͤbertreten ſeyn
im Umgange mit ſolchen Perſonen, die zwar
nicht frey von den Fehlern einer vornehmen Er¬
ziehung, uͤbrigens aber gut geartet, wohlwollend
und verſtaͤndig ſind; allein doppelt wichtig wird
ihre Befolgung, wenn man es mit vornehmen
Pinſeln, mit Menſchen zu thun hat, die zugleich
hochmuͤthig, unwiſſend, dumm, von Jedem, wie
ein Rohr, hin und her zu leiten, mistrauiſch,
kalt und rachſuͤchtig ſind, und ich bedaure jede
Chriſten- Seele, die von dergleichen kleinen und
großen Tirannen abhaͤngen muß.

17.

Wenn Du das glaͤnzende Ungluͤck haſt, der
Liebling eines ſchwachen Erden- Goͤtzen zu ſeyn;
ſo bereite Dich nicht nur ſelber dazu vor, daß
dieſe Freude nicht lange dauern, daß ein Schmeich¬
ler Dich aus Deinen Poſten verdraͤngen wird;
ſondern zeige auch ſowohl Deinem Sultane,
daß Du nicht gaͤnzlich von ſeinen Blicken lebſt,
als auch dem Volke, wie wenig Du Dir auf die¬
ſen nichtigen Vorzug zu gut thuſt, wie unwe¬

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[26/0048] 16. Noch moͤgten alle dieſe Regeln der Vor¬ ſichtigkeit nicht ſo gefaͤhrlich zu uͤbertreten ſeyn im Umgange mit ſolchen Perſonen, die zwar nicht frey von den Fehlern einer vornehmen Er¬ ziehung, uͤbrigens aber gut geartet, wohlwollend und verſtaͤndig ſind; allein doppelt wichtig wird ihre Befolgung, wenn man es mit vornehmen Pinſeln, mit Menſchen zu thun hat, die zugleich hochmuͤthig, unwiſſend, dumm, von Jedem, wie ein Rohr, hin und her zu leiten, mistrauiſch, kalt und rachſuͤchtig ſind, und ich bedaure jede Chriſten- Seele, die von dergleichen kleinen und großen Tirannen abhaͤngen muß. 17. Wenn Du das glaͤnzende Ungluͤck haſt, der Liebling eines ſchwachen Erden- Goͤtzen zu ſeyn; ſo bereite Dich nicht nur ſelber dazu vor, daß dieſe Freude nicht lange dauern, daß ein Schmeich¬ ler Dich aus Deinen Poſten verdraͤngen wird; ſondern zeige auch ſowohl Deinem Sultane, daß Du nicht gaͤnzlich von ſeinen Blicken lebſt, als auch dem Volke, wie wenig Du Dir auf die¬ ſen nichtigen Vorzug zu gut thuſt, wie unwe¬ ſent¬

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Zitationshilfe: Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/48>, abgerufen am 21.11.2024.