Ueber das Verhältniß zwischen Schrift¬ steller und Leser.
1.
Ich halte es für billig, bevor ich die Werk über den Umgang mit Menschen beschliesse, mit meinen Lesern auch ein Paar Worte über unsre wechselseitigen Verhältnisse gegen einander zu reden. Zuerst also einige Bemerkungen über den Beruf, den ein Mann haben kann, ein Buch zu schreiben!
Es ist in der Vorrede zum ersten Theile gesagt worden, daß ich Schriftstellerey in unsern Zeiten für nichts mehr, als für schriftliche Un¬ terredung mit der Lesewelt halte, und daß man es dann im freundschaftlichen Gespräche so genau nicht nehmen dürfe, wenn auch einmal ein un¬ nützes Wort mit unterliefe. Man soll es also dem Schriftsteller nicht übel ausdeuten, wenn er, verführt von ein wenig Geschwätzigkeit, von der Begierde, über irgend eine Materie allerley Arten von Menschen seine Gedanken mitzuthei¬
len,
Vierzehntes Capittel.
Ueber das Verhaͤltniß zwiſchen Schrift¬ ſteller und Leſer.
1.
Ich halte es fuͤr billig, bevor ich die Werk uͤber den Umgang mit Menſchen beſchlieſſe, mit meinen Leſern auch ein Paar Worte uͤber unſre wechſelſeitigen Verhaͤltniſſe gegen einander zu reden. Zuerſt alſo einige Bemerkungen uͤber den Beruf, den ein Mann haben kann, ein Buch zu ſchreiben!
Es iſt in der Vorrede zum erſten Theile geſagt worden, daß ich Schriftſtellerey in unſern Zeiten fuͤr nichts mehr, als fuͤr ſchriftliche Un¬ terredung mit der Leſewelt halte, und daß man es dann im freundſchaftlichen Geſpraͤche ſo genau nicht nehmen duͤrfe, wenn auch einmal ein un¬ nuͤtzes Wort mit unterliefe. Man ſoll es alſo dem Schriftſteller nicht uͤbel ausdeuten, wenn er, verfuͤhrt von ein wenig Geſchwaͤtzigkeit, von der Begierde, uͤber irgend eine Materie allerley Arten von Menſchen ſeine Gedanken mitzuthei¬
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Vierzehntes Capittel.
Ueber das Verhaͤltniß zwiſchen Schrift¬
ſteller und Leſer.
1.
Ich halte es fuͤr billig, bevor ich die Werk
uͤber den Umgang mit Menſchen beſchlieſſe, mit
meinen Leſern auch ein Paar Worte uͤber unſre
wechſelſeitigen Verhaͤltniſſe gegen einander zu
reden. Zuerſt alſo einige Bemerkungen uͤber
den Beruf, den ein Mann haben kann, ein
Buch zu ſchreiben!
Es iſt in der Vorrede zum erſten Theile
geſagt worden, daß ich Schriftſtellerey in unſern
Zeiten fuͤr nichts mehr, als fuͤr ſchriftliche Un¬
terredung mit der Leſewelt halte, und daß man
es dann im freundſchaftlichen Geſpraͤche ſo genau
nicht nehmen duͤrfe, wenn auch einmal ein un¬
nuͤtzes Wort mit unterliefe. Man ſoll es alſo
dem Schriftſteller nicht uͤbel ausdeuten, wenn
er, verfuͤhrt von ein wenig Geſchwaͤtzigkeit, von
der Begierde, uͤber irgend eine Materie allerley
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/330>, abgerufen am 21.12.2024.
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