setzen, lächerlich geizig. Meine Freunde haben mir oft im Scherze vorgeworfen, daß ich auf diese Art karg in Schreib-Materialien sey, und ich gestehe diese Schwachheit. So wenig reich ich bin; so kostet es mich doch geringere Ueber¬ windung, mich von einem halben Gulden, als von einem holländischen Brief-Bogen zu schei¬ den, obgleich man für zwölf Groschen vielleicht ein Buch des feinsten Papiers kaufen kann.
Die allgemeine Regel im Umgange mit geizigen Leuten ist wohl die, daß, wenn man ihre Gunst erhalten will, man nichts von ihnen fordern müsse; Da dies nun aber nicht immer zu ändern ist; so scheint es der Klugheit gemäß, daß man prüfe, zu welcher der vorhin geschilder¬ ten Gattungen von Geizigen der Mann, mit dem man es zu thun hat, gehöre, um darnach seine Behandlung einzurichten.
15.
Reden wir itzt von dem Betragen gegen Un¬ dankbare! Ich habe bey mancher Gelegenheit erinnert, daß man auf dieser Erde, auch bey den edelsten und weisesten Handlungen, weder
auf
(Zweiter Th.) P
ſetzen, laͤcherlich geizig. Meine Freunde haben mir oft im Scherze vorgeworfen, daß ich auf dieſe Art karg in Schreib-Materialien ſey, und ich geſtehe dieſe Schwachheit. So wenig reich ich bin; ſo koſtet es mich doch geringere Ueber¬ windung, mich von einem halben Gulden, als von einem hollaͤndiſchen Brief-Bogen zu ſchei¬ den, obgleich man fuͤr zwoͤlf Groſchen vielleicht ein Buch des feinſten Papiers kaufen kann.
Die allgemeine Regel im Umgange mit geizigen Leuten iſt wohl die, daß, wenn man ihre Gunſt erhalten will, man nichts von ihnen fordern muͤſſe; Da dies nun aber nicht immer zu aͤndern iſt; ſo ſcheint es der Klugheit gemaͤß, daß man pruͤfe, zu welcher der vorhin geſchilder¬ ten Gattungen von Geizigen der Mann, mit dem man es zu thun hat, gehoͤre, um darnach ſeine Behandlung einzurichten.
15.
Reden wir itzt von dem Betragen gegen Un¬ dankbare! Ich habe bey mancher Gelegenheit erinnert, daß man auf dieſer Erde, auch bey den edelſten und weiſeſten Handlungen, weder
auf
(Zweiter Th.) P
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ſetzen, laͤcherlich geizig. Meine Freunde haben
mir oft im Scherze vorgeworfen, daß ich auf
dieſe Art karg in Schreib-Materialien ſey, und
ich geſtehe dieſe Schwachheit. So wenig reich
ich bin; ſo koſtet es mich doch geringere Ueber¬
windung, mich von einem halben Gulden, als
von einem hollaͤndiſchen Brief-Bogen zu ſchei¬
den, obgleich man fuͤr zwoͤlf Groſchen vielleicht
ein Buch des feinſten Papiers kaufen kann.
Die allgemeine Regel im Umgange mit
geizigen Leuten iſt wohl die, daß, wenn man
ihre Gunſt erhalten will, man nichts von ihnen
fordern muͤſſe; Da dies nun aber nicht immer
zu aͤndern iſt; ſo ſcheint es der Klugheit gemaͤß,
daß man pruͤfe, zu welcher der vorhin geſchilder¬
ten Gattungen von Geizigen der Mann, mit
dem man es zu thun hat, gehoͤre, um darnach
ſeine Behandlung einzurichten.
15.
Reden wir itzt von dem Betragen gegen Un¬
dankbare! Ich habe bey mancher Gelegenheit
erinnert, daß man auf dieſer Erde, auch bey
den edelſten und weiſeſten Handlungen, weder
auf
(Zweiter Th.) P
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/247>, abgerufen am 21.11.2024.
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