jüngern Jahren nicht ganz unheilbar, wenn Die, welche einen solchen Mann umgeben, stets edel und grade gegen ihn handeln, ohne sich um seine Grillen und Launen zu bekümmern, und er dadurch endlich überzeugt wird, daß es noch Redlichkeit und Freundschaft in der Welt giebt. Bey alten Personen hingegen fasst dies Uebel immer tiefere Wurzel, und muß mit Gedult er¬ tragen werden.
13.
Neidische, schadenfrohe, misgünstige und eifersüchtige Gemüthsarten sollten wohl nur das Erbtheil hämischer, niederträchtiger Menschen seyn; und doch trifft man leider! einen unglücklichen Zusatz von diesen bösen Eigenschaf¬ ten in den Herzen solcher Leute an, die übrigens manche gute Eigenschaft haben -- Allein so schwach ist die menschliche Natur! -- Ehrgeiz und Eitelkeit können in uns das Gefühl erwe¬ cken. Andern ein Glück nicht zu gönnen, nach welchem wir ausschließlich streben; sey es nun Vermögen, Glanz, Ruhm, Schönheit, Gelehr¬ samkeit, Macht, ein Freund, eine Geliebte, oder was es auch sey; und sobald dann diese
Em¬
juͤngern Jahren nicht ganz unheilbar, wenn Die, welche einen ſolchen Mann umgeben, ſtets edel und grade gegen ihn handeln, ohne ſich um ſeine Grillen und Launen zu bekuͤmmern, und er dadurch endlich uͤberzeugt wird, daß es noch Redlichkeit und Freundſchaft in der Welt giebt. Bey alten Perſonen hingegen faſſt dies Uebel immer tiefere Wurzel, und muß mit Gedult er¬ tragen werden.
13.
Neidiſche, ſchadenfrohe, misguͤnſtige und eiferſuͤchtige Gemuͤthsarten ſollten wohl nur das Erbtheil haͤmiſcher, niedertraͤchtiger Menſchen ſeyn; und doch trifft man leider! einen ungluͤcklichen Zuſatz von dieſen boͤſen Eigenſchaf¬ ten in den Herzen ſolcher Leute an, die uͤbrigens manche gute Eigenſchaft haben — Allein ſo ſchwach iſt die menſchliche Natur! — Ehrgeiz und Eitelkeit koͤnnen in uns das Gefuͤhl erwe¬ cken. Andern ein Gluͤck nicht zu goͤnnen, nach welchem wir ausſchließlich ſtreben; ſey es nun Vermoͤgen, Glanz, Ruhm, Schoͤnheit, Gelehr¬ ſamkeit, Macht, ein Freund, eine Geliebte, oder was es auch ſey; und ſobald dann dieſe
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juͤngern Jahren nicht ganz unheilbar, wenn
Die, welche einen ſolchen Mann umgeben, ſtets
edel und grade gegen ihn handeln, ohne ſich um
ſeine Grillen und Launen zu bekuͤmmern, und
er dadurch endlich uͤberzeugt wird, daß es noch
Redlichkeit und Freundſchaft in der Welt giebt.
Bey alten Perſonen hingegen faſſt dies Uebel
immer tiefere Wurzel, und muß mit Gedult er¬
tragen werden.
13.
Neidiſche, ſchadenfrohe, misguͤnſtige
und eiferſuͤchtige Gemuͤthsarten ſollten wohl
nur das Erbtheil haͤmiſcher, niedertraͤchtiger
Menſchen ſeyn; und doch trifft man leider! einen
ungluͤcklichen Zuſatz von dieſen boͤſen Eigenſchaf¬
ten in den Herzen ſolcher Leute an, die uͤbrigens
manche gute Eigenſchaft haben — Allein ſo
ſchwach iſt die menſchliche Natur! — Ehrgeiz
und Eitelkeit koͤnnen in uns das Gefuͤhl erwe¬
cken. Andern ein Gluͤck nicht zu goͤnnen, nach
welchem wir ausſchließlich ſtreben; ſey es nun
Vermoͤgen, Glanz, Ruhm, Schoͤnheit, Gelehr¬
ſamkeit, Macht, ein Freund, eine Geliebte,
oder was es auch ſey; und ſobald dann dieſe
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/242>, abgerufen am 21.11.2024.
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