Wenn dieser Hochmuth nun gar in einem armen, verachteten Subjecte wohnt; dann wird er ein Gegenstand des Mitleidens, und pflegt eben nicht viel Unheil anzurichten. Er ist aber übrigens fast immer mit Dummheit gepaart, al¬ so durch keine vernünftigen Gründe zu bessern, und keiner bescheidenen Behandlung werth. Hier hilft also nichts, als Uebermuth gegen Ue¬ bermuth zu setzen, oder zu scheinen, als bemerkte man ein hochmüthiges Betragen gar nicht; oder Leute, die sich aufblasen, gar keiner Achtsamkeit zu würdigen, sie anzusehn, als wie man auf ei¬ nen leeren Fleck hinblickt, selbst wenn man Ih¬ rer bedarf; denn wahrhaftig! -- ich habe das oft erfahren -- je mehr man nachgiebt, desto mehr fordern, desto übermüthiger werden sie. Bezahlt man sie aber mit gleicher Münze; so weiß ihre Dummheit nicht, wie sie das Ding nehmen soll, und spannt gewöhnlich andre Sai¬ ten auf.
6.
Mit sehr empfindlichen, leicht zu belei¬ digenden Leuten ist es nicht angenehm umzu¬ gehn. Allein diese Empfindlichkeit kann ver¬
schie¬
(Zweiter Th.) O
Wenn dieſer Hochmuth nun gar in einem armen, verachteten Subjecte wohnt; dann wird er ein Gegenſtand des Mitleidens, und pflegt eben nicht viel Unheil anzurichten. Er iſt aber uͤbrigens faſt immer mit Dummheit gepaart, al¬ ſo durch keine vernuͤnftigen Gruͤnde zu beſſern, und keiner beſcheidenen Behandlung werth. Hier hilft alſo nichts, als Uebermuth gegen Ue¬ bermuth zu ſetzen, oder zu ſcheinen, als bemerkte man ein hochmuͤthiges Betragen gar nicht; oder Leute, die ſich aufblaſen, gar keiner Achtſamkeit zu wuͤrdigen, ſie anzuſehn, als wie man auf ei¬ nen leeren Fleck hinblickt, ſelbſt wenn man Ih¬ rer bedarf; denn wahrhaftig! — ich habe das oft erfahren — je mehr man nachgiebt, deſto mehr fordern, deſto uͤbermuͤthiger werden ſie. Bezahlt man ſie aber mit gleicher Muͤnze; ſo weiß ihre Dummheit nicht, wie ſie das Ding nehmen ſoll, und ſpannt gewoͤhnlich andre Sai¬ ten auf.
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Mit ſehr empfindlichen, leicht zu belei¬ digenden Leuten iſt es nicht angenehm umzu¬ gehn. Allein dieſe Empfindlichkeit kann ver¬
ſchie¬
(Zweiter Th.) O
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Wenn dieſer Hochmuth nun gar in einem
armen, verachteten Subjecte wohnt; dann wird
er ein Gegenſtand des Mitleidens, und pflegt
eben nicht viel Unheil anzurichten. Er iſt aber
uͤbrigens faſt immer mit Dummheit gepaart, al¬
ſo durch keine vernuͤnftigen Gruͤnde zu beſſern,
und keiner beſcheidenen Behandlung werth.
Hier hilft alſo nichts, als Uebermuth gegen Ue¬
bermuth zu ſetzen, oder zu ſcheinen, als bemerkte
man ein hochmuͤthiges Betragen gar nicht; oder
Leute, die ſich aufblaſen, gar keiner Achtſamkeit
zu wuͤrdigen, ſie anzuſehn, als wie man auf ei¬
nen leeren Fleck hinblickt, ſelbſt wenn man Ih¬
rer bedarf; denn wahrhaftig! — ich habe das
oft erfahren — je mehr man nachgiebt, deſto
mehr fordern, deſto uͤbermuͤthiger werden ſie.
Bezahlt man ſie aber mit gleicher Muͤnze; ſo
weiß ihre Dummheit nicht, wie ſie das Ding
nehmen ſoll, und ſpannt gewoͤhnlich andre Sai¬
ten auf.
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Mit ſehr empfindlichen, leicht zu belei¬
digenden Leuten iſt es nicht angenehm umzu¬
gehn. Allein dieſe Empfindlichkeit kann ver¬
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(Zweiter Th.) O
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/231>, abgerufen am 21.12.2024.
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