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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788.

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das Uebel vermehren und die Besserung hindern,
da soll man alle Kräfte aufspannen, seine ganze
Lebhaftigkeit in Bewegung setzen, um Heiter¬
keit, Muth, Trost und Hofnung in das Ge¬
müth des Kranken zurückzurufen.

4.

Noch schonender als mit diesen Leidenden
soll man mit Leuten umgehn, auf welchen die
schwere Hand des Schicksals liegt; mit Un¬
glücklichen, Armen, Bedrängten, Verstoßenen
und Zurückgesetzten, mit Verirrten und Gefalle¬
nen. Reden wir von jeder dieser Classen ein
Paar Worte besonders!

Nim Dich des Armen an, wenn Dir Gott
die Mittel in die Hände gegeben hat, seine Noth
zu erleichtern! Weise nicht den Dürftigen von
Deiner Thür zurück, so lange Du noch, ohne
Ungerechtigkeit gegen die Deinigen, eine kleine
Gabe zu geben hast! Sey es wenig oder viel;
so gieb es mit gutem Herzen, und -- wie ich
bey Gelegenheit gesagt habe, als von der Art
Wohlthaten zu erzeigen die Rede war, -- gieb
es mit guter Manier! Calculiere nicht so genau,

ob

das Uebel vermehren und die Beſſerung hindern,
da ſoll man alle Kraͤfte aufſpannen, ſeine ganze
Lebhaftigkeit in Bewegung ſetzen, um Heiter¬
keit, Muth, Troſt und Hofnung in das Ge¬
muͤth des Kranken zuruͤckzurufen.

4.

Noch ſchonender als mit dieſen Leidenden
ſoll man mit Leuten umgehn, auf welchen die
ſchwere Hand des Schickſals liegt; mit Un¬
gluͤcklichen, Armen, Bedraͤngten, Verſtoßenen
und Zuruͤckgeſetzten, mit Verirrten und Gefalle¬
nen. Reden wir von jeder dieſer Claſſen ein
Paar Worte beſonders!

Nim Dich des Armen an, wenn Dir Gott
die Mittel in die Haͤnde gegeben hat, ſeine Noth
zu erleichtern! Weiſe nicht den Duͤrftigen von
Deiner Thuͤr zuruͤck, ſo lange Du noch, ohne
Ungerechtigkeit gegen die Deinigen, eine kleine
Gabe zu geben haſt! Sey es wenig oder viel;
ſo gieb es mit gutem Herzen, und — wie ich
bey Gelegenheit geſagt habe, als von der Art
Wohlthaten zu erzeigen die Rede war, — gieb
es mit guter Manier! Calculiere nicht ſo genau,

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[188/0210] das Uebel vermehren und die Beſſerung hindern, da ſoll man alle Kraͤfte aufſpannen, ſeine ganze Lebhaftigkeit in Bewegung ſetzen, um Heiter¬ keit, Muth, Troſt und Hofnung in das Ge¬ muͤth des Kranken zuruͤckzurufen. 4. Noch ſchonender als mit dieſen Leidenden ſoll man mit Leuten umgehn, auf welchen die ſchwere Hand des Schickſals liegt; mit Un¬ gluͤcklichen, Armen, Bedraͤngten, Verſtoßenen und Zuruͤckgeſetzten, mit Verirrten und Gefalle¬ nen. Reden wir von jeder dieſer Claſſen ein Paar Worte beſonders! Nim Dich des Armen an, wenn Dir Gott die Mittel in die Haͤnde gegeben hat, ſeine Noth zu erleichtern! Weiſe nicht den Duͤrftigen von Deiner Thuͤr zuruͤck, ſo lange Du noch, ohne Ungerechtigkeit gegen die Deinigen, eine kleine Gabe zu geben haſt! Sey es wenig oder viel; ſo gieb es mit gutem Herzen, und — wie ich bey Gelegenheit geſagt habe, als von der Art Wohlthaten zu erzeigen die Rede war, — gieb es mit guter Manier! Calculiere nicht ſo genau, ob

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Zitationshilfe: Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/210>, abgerufen am 21.11.2024.