geweyhet sind? -- doch hierüber ist schon oft so viel gesagt worden, daß ich es für besser halte, einen Vorhang vor solche gelehrte Prostitutionen zu ziehn, die leider! in unsern Zeiten nicht sel¬ ten gesehn werden.
5.
Es giebt Leute, die sich dadurch Gewicht zu geben suchen, daß sie sich ihrer Verbindung, ihrer Verwandschaft, Freundschaft, oder ihres Briefwechsels mit Gelehrten rühmen. Das ist eine Thorheit, der man sich enthalten soll. Ein Mann kann große Verdienste als Schriftsteller haben, ohne daß uns desfalls eine genaue Ver¬ bindung mit seiner Person Ehre macht. Man ist auch darum nicht gleich weise und gut, wenn Weise und Edle uns mit Nachsicht und Freund¬ lichkeit behandeln. Auch kann ich das Citiren und Berufen auf fremde Autoritäten, wie über¬ haupt alles Prahlen und Schmücken mit frem¬ den Federn nicht leiden. Das mittelmässigste selbst Gedachte und mit Ueberzeugung Gefühlte ist für uns mehr werth, als das Vortreflichste, so wir blos nachlassen.
6.
geweyhet ſind? — doch hieruͤber iſt ſchon oft ſo viel geſagt worden, daß ich es fuͤr beſſer halte, einen Vorhang vor ſolche gelehrte Proſtitutionen zu ziehn, die leider! in unſern Zeiten nicht ſel¬ ten geſehn werden.
5.
Es giebt Leute, die ſich dadurch Gewicht zu geben ſuchen, daß ſie ſich ihrer Verbindung, ihrer Verwandſchaft, Freundſchaft, oder ihres Briefwechſels mit Gelehrten ruͤhmen. Das iſt eine Thorheit, der man ſich enthalten ſoll. Ein Mann kann große Verdienſte als Schriftſteller haben, ohne daß uns desfalls eine genaue Ver¬ bindung mit ſeiner Perſon Ehre macht. Man iſt auch darum nicht gleich weiſe und gut, wenn Weiſe und Edle uns mit Nachſicht und Freund¬ lichkeit behandeln. Auch kann ich das Citiren und Berufen auf fremde Autoritaͤten, wie uͤber¬ haupt alles Prahlen und Schmuͤcken mit frem¬ den Federn nicht leiden. Das mittelmaͤſſigſte ſelbſt Gedachte und mit Ueberzeugung Gefuͤhlte iſt fuͤr uns mehr werth, als das Vortreflichſte, ſo wir blos nachlaſſen.
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geweyhet ſind? — doch hieruͤber iſt ſchon oft
ſo viel geſagt worden, daß ich es fuͤr beſſer halte,
einen Vorhang vor ſolche gelehrte Proſtitutionen
zu ziehn, die leider! in unſern Zeiten nicht ſel¬
ten geſehn werden.
5.
Es giebt Leute, die ſich dadurch Gewicht
zu geben ſuchen, daß ſie ſich ihrer Verbindung,
ihrer Verwandſchaft, Freundſchaft, oder ihres
Briefwechſels mit Gelehrten ruͤhmen. Das iſt
eine Thorheit, der man ſich enthalten ſoll. Ein
Mann kann große Verdienſte als Schriftſteller
haben, ohne daß uns desfalls eine genaue Ver¬
bindung mit ſeiner Perſon Ehre macht. Man
iſt auch darum nicht gleich weiſe und gut, wenn
Weiſe und Edle uns mit Nachſicht und Freund¬
lichkeit behandeln. Auch kann ich das Citiren
und Berufen auf fremde Autoritaͤten, wie uͤber¬
haupt alles Prahlen und Schmuͤcken mit frem¬
den Federn nicht leiden. Das mittelmaͤſſigſte
ſelbſt Gedachte und mit Ueberzeugung Gefuͤhlte
iſt fuͤr uns mehr werth, als das Vortreflichſte,
ſo wir blos nachlaſſen.
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/100>, abgerufen am 21.12.2024.
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