Andre glücklich zu machen, in dieser Welt so wenig als möglich zu erwarten und zu fordern,
13.
Mit wem aber soll man am mehrsten umgehn? Natürlicher Weise lässt sich auch diese Frage nur nach eines Jeden besondern Lage beantworten. Hat man die Wahl; (und würk¬ lich hat man diese doch öfter als man glaubt) so wähle man sich die Weisern zu seinem Um¬ gange, Leute von denen man lernen kann, die uns nicht schmeicheln, die uns übersehen; Al¬ lein gewöhnlich gefällt es uns besser, einen Cir¬ kel untergeordneter Geister um uns her zu ver¬ sammlen, die in Kreisen tanzen, so oft unser hoher Genius seine Zauberruthe schwingt. Wir bleiben indessen dadurch immer, wie wir waren, kommen nie weiter in Weisheit und Tugend. Es giebt zwar Lagen, in welchen es nützlich und lehrreich, sich unter Menschen von allerley Fähigkeiten zu mischen, ja! wo es auch Pflicht ist, nicht blos mit Leuten umzugehn, von denen wir, sondern auch mit solchen, die von uns lernen können, und die ein Recht ha¬ ben, dies zu fordern; Diese Gefälligkeit aber
darf
Andre gluͤcklich zu machen, in dieſer Welt ſo wenig als moͤglich zu erwarten und zu fordern,
13.
Mit wem aber ſoll man am mehrſten umgehn? Natuͤrlicher Weiſe laͤſſt ſich auch dieſe Frage nur nach eines Jeden beſondern Lage beantworten. Hat man die Wahl; (und wuͤrk¬ lich hat man dieſe doch oͤfter als man glaubt) ſo waͤhle man ſich die Weiſern zu ſeinem Um¬ gange, Leute von denen man lernen kann, die uns nicht ſchmeicheln, die uns uͤberſehen; Al¬ lein gewoͤhnlich gefaͤllt es uns beſſer, einen Cir¬ kel untergeordneter Geiſter um uns her zu ver¬ ſammlen, die in Kreiſen tanzen, ſo oft unſer hoher Genius ſeine Zauberruthe ſchwingt. Wir bleiben indeſſen dadurch immer, wie wir waren, kommen nie weiter in Weisheit und Tugend. Es giebt zwar Lagen, in welchen es nuͤtzlich und lehrreich, ſich unter Menſchen von allerley Faͤhigkeiten zu miſchen, ja! wo es auch Pflicht iſt, nicht blos mit Leuten umzugehn, von denen wir, ſondern auch mit ſolchen, die von uns lernen koͤnnen, und die ein Recht ha¬ ben, dies zu fordern; Dieſe Gefaͤlligkeit aber
darf
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Andre gluͤcklich zu machen, in dieſer Welt ſo
wenig als moͤglich zu erwarten und zu fordern,
13.
Mit wem aber ſoll man am mehrſten
umgehn? Natuͤrlicher Weiſe laͤſſt ſich auch dieſe
Frage nur nach eines Jeden beſondern Lage
beantworten. Hat man die Wahl; (und wuͤrk¬
lich hat man dieſe doch oͤfter als man glaubt)
ſo waͤhle man ſich die Weiſern zu ſeinem Um¬
gange, Leute von denen man lernen kann, die
uns nicht ſchmeicheln, die uns uͤberſehen; Al¬
lein gewoͤhnlich gefaͤllt es uns beſſer, einen Cir¬
kel untergeordneter Geiſter um uns her zu ver¬
ſammlen, die in Kreiſen tanzen, ſo oft unſer
hoher Genius ſeine Zauberruthe ſchwingt.
Wir bleiben indeſſen dadurch immer, wie wir
waren, kommen nie weiter in Weisheit und
Tugend. Es giebt zwar Lagen, in welchen es
nuͤtzlich und lehrreich, ſich unter Menſchen von
allerley Faͤhigkeiten zu miſchen, ja! wo es auch
Pflicht iſt, nicht blos mit Leuten umzugehn,
von denen wir, ſondern auch mit ſolchen, die
von uns lernen koͤnnen, und die ein Recht ha¬
ben, dies zu fordern; Dieſe Gefaͤlligkeit aber
darf
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/80>, abgerufen am 22.02.2025.
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