verleumdet wird, auch dann, wenn jedermann ihn verlässt und verkennt, sobald Du hoffen darfst, daß dies ihm irgend Vortheil bringen kann. Oeffentlich ehren sollst Du den Edlen und Dich nie Deiner Verbindung mit ihm schämen, wenn Schicksale oder böse Menschen ihn ohnverdient zu Boden gedrückt haben. Nicht mitlächeln sollst Du, wenn lose Buben hinter seinem Rük¬ ken her ihm höhnen. Mit Vorsicht und Klug¬ heit sollst Du ihm Nachricht geben von Gefah¬ ren, die ihm und seiner bürgerlichen Ehre dro¬ hen; aber nur in so fern dies dazu dienen kann, dem Uebel auszuweichen, oder Unvorsich¬ tigkeiten wieder gut zu machen, nicht aber, wenn er dadurch blos eine unruhige Stunde gewinnt.
7.
Freunde, die uns in der Noth nicht verlas¬ sen, sind äusserst selten -- Sey Du Einer dieser seltenen Freunde! Hilf, rette, wenn Du es vermagst! opfre Dich auf-- nur vergiß nicht, was Klugheit und Gerechtigkeit gegen Dich und Andre von Dir fordern! Aber tobe nicht, klage nicht, wenn Andre nicht ein Gleiches für
Dich
verleumdet wird, auch dann, wenn jedermann ihn verlaͤſſt und verkennt, ſobald Du hoffen darfſt, daß dies ihm irgend Vortheil bringen kann. Oeffentlich ehren ſollſt Du den Edlen und Dich nie Deiner Verbindung mit ihm ſchaͤmen, wenn Schickſale oder boͤſe Menſchen ihn ohnverdient zu Boden gedruͤckt haben. Nicht mitlaͤcheln ſollſt Du, wenn loſe Buben hinter ſeinem Ruͤk¬ ken her ihm hoͤhnen. Mit Vorſicht und Klug¬ heit ſollſt Du ihm Nachricht geben von Gefah¬ ren, die ihm und ſeiner buͤrgerlichen Ehre dro¬ hen; aber nur in ſo fern dies dazu dienen kann, dem Uebel auszuweichen, oder Unvorſich¬ tigkeiten wieder gut zu machen, nicht aber, wenn er dadurch blos eine unruhige Stunde gewinnt.
7.
Freunde, die uns in der Noth nicht verlaſ¬ ſen, ſind aͤuſſerſt ſelten — Sey Du Einer dieſer ſeltenen Freunde! Hilf, rette, wenn Du es vermagſt! opfre Dich auf— nur vergiß nicht, was Klugheit und Gerechtigkeit gegen Dich und Andre von Dir fordern! Aber tobe nicht, klage nicht, wenn Andre nicht ein Gleiches fuͤr
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verleumdet wird, auch dann, wenn jedermann
ihn verlaͤſſt und verkennt, ſobald Du hoffen darfſt,
daß dies ihm irgend Vortheil bringen kann.
Oeffentlich ehren ſollſt Du den Edlen und Dich
nie Deiner Verbindung mit ihm ſchaͤmen, wenn
Schickſale oder boͤſe Menſchen ihn ohnverdient
zu Boden gedruͤckt haben. Nicht mitlaͤcheln
ſollſt Du, wenn loſe Buben hinter ſeinem Ruͤk¬
ken her ihm hoͤhnen. Mit Vorſicht und Klug¬
heit ſollſt Du ihm Nachricht geben von Gefah¬
ren, die ihm und ſeiner buͤrgerlichen Ehre dro¬
hen; aber nur in ſo fern dies dazu dienen
kann, dem Uebel auszuweichen, oder Unvorſich¬
tigkeiten wieder gut zu machen, nicht aber,
wenn er dadurch blos eine unruhige Stunde
gewinnt.
7.
Freunde, die uns in der Noth nicht verlaſ¬
ſen, ſind aͤuſſerſt ſelten — Sey Du Einer dieſer
ſeltenen Freunde! Hilf, rette, wenn Du es
vermagſt! opfre Dich auf— nur vergiß nicht,
was Klugheit und Gerechtigkeit gegen Dich
und Andre von Dir fordern! Aber tobe nicht,
klage nicht, wenn Andre nicht ein Gleiches fuͤr
Dich
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/269>, abgerufen am 20.12.2024.
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