stehen, uns trösten, aufrichten, tragen helfen, uns, wo es höchst nöthig ist und wir des¬ sen werth sind, alles aufopfern was man ohne Verletzung seiner Ehre und der Gerechtigkeit gegen sich selbst und die Seinigen aufopfern darf, uns die Wahr¬ heit nicht verhehlen, uns aufmerksam auf un¬ sre Mängel machen, ohne uns vorsetzlich zu beleidigen, uns allen andern Menschen vorzie¬ hen, in so fern es ohne Unbilligkeit geschehen kann -- -- suchen wir ernstlich Solche; nun! so finden wir Deren gewiß -- Viele? nein! das sage ich nicht, aber doch wohl ein Paar für jeden Biedermann, und was braucht man mehr in dieser Welt?
6.
Hast Du nun einen solchen treuen Freund gefunden; so bewahre ihn auch! Halte ihn in Ehren, auch dann, wenn das Glück Dich plötz¬ lich über ihn erhebt, auch da, wo Dein Freund nicht glänzt, wo Deine Verbindung mit ihm durch die Stimme des Volks nicht gerechtfer¬ tigt zu werden scheint! Schäme Dich nie Dei¬ nes ärmern, weniger hochgeschätzten Freundes!
Be¬
ſtehen, uns troͤſten, aufrichten, tragen helfen, uns, wo es hoͤchſt noͤthig iſt und wir deſ¬ ſen werth ſind, alles aufopfern was man ohne Verletzung ſeiner Ehre und der Gerechtigkeit gegen ſich ſelbſt und die Seinigen aufopfern darf, uns die Wahr¬ heit nicht verhehlen, uns aufmerkſam auf un¬ ſre Maͤngel machen, ohne uns vorſetzlich zu beleidigen, uns allen andern Menſchen vorzie¬ hen, in ſo fern es ohne Unbilligkeit geſchehen kann — — ſuchen wir ernſtlich Solche; nun! ſo finden wir Deren gewiß — Viele? nein! das ſage ich nicht, aber doch wohl ein Paar fuͤr jeden Biedermann, und was braucht man mehr in dieſer Welt?
6.
Haſt Du nun einen ſolchen treuen Freund gefunden; ſo bewahre ihn auch! Halte ihn in Ehren, auch dann, wenn das Gluͤck Dich ploͤtz¬ lich uͤber ihn erhebt, auch da, wo Dein Freund nicht glaͤnzt, wo Deine Verbindung mit ihm durch die Stimme des Volks nicht gerechtfer¬ tigt zu werden ſcheint! Schaͤme Dich nie Dei¬ nes aͤrmern, weniger hochgeſchaͤtzten Freundes!
Be¬
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ſtehen, uns troͤſten, aufrichten, tragen helfen,
uns, wo es hoͤchſt noͤthig iſt und wir deſ¬
ſen werth ſind, alles aufopfern was man
ohne Verletzung ſeiner Ehre und der
Gerechtigkeit gegen ſich ſelbſt und die
Seinigen aufopfern darf, uns die Wahr¬
heit nicht verhehlen, uns aufmerkſam auf un¬
ſre Maͤngel machen, ohne uns vorſetzlich zu
beleidigen, uns allen andern Menſchen vorzie¬
hen, in ſo fern es ohne Unbilligkeit geſchehen
kann — — ſuchen wir ernſtlich Solche; nun!
ſo finden wir Deren gewiß — Viele? nein!
das ſage ich nicht, aber doch wohl ein Paar
fuͤr jeden Biedermann, und was braucht man
mehr in dieſer Welt?
6.
Haſt Du nun einen ſolchen treuen Freund
gefunden; ſo bewahre ihn auch! Halte ihn in
Ehren, auch dann, wenn das Gluͤck Dich ploͤtz¬
lich uͤber ihn erhebt, auch da, wo Dein Freund
nicht glaͤnzt, wo Deine Verbindung mit ihm
durch die Stimme des Volks nicht gerechtfer¬
tigt zu werden ſcheint! Schaͤme Dich nie Dei¬
nes aͤrmern, weniger hochgeſchaͤtzten Freundes!
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/267>, abgerufen am 22.02.2025.
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