Zuversicht auf Gott, durch Hofnung und durch weise Entschliessungen! und dann tritt hervor mit heitrer Stirne, und sey der Tröster des Schwächern! Ach! es ist kein Elend in der Welt von beständiger Dauer, kein Schmerz so groß, der nicht freye Augenblicke übrig liesse; Ein gewisser Heroismus im Kampfe gegen das Unglück führt Freuden mit sich, die wahrlich das härteste Ungemach vergessen machen, und der Gedanke, Andre zu trösten und aufzurich¬ ten, erhebt wunderbar das Herz, erfüllt mit unbeschreiblicher Heiterkeit. Ich rede aus Er¬ fahrung.
18.
Wir sind darüber einig geworden, daß vollkommne Gleichheit in Denkungsart und Temperamenten zu einer glücklichen Ehe nicht nothwendig sey; traurig aber ist doch immer die Lage, wenn die Ungleichheit gar zu auffal¬ lend ist, wenn die Gattinn so an gar nichts von allem warmen Antheil nimt, was dem Gatten wichtig und interessant scheint. Trau¬ rig ist es immer, wenn man, um Genuß un¬ schuldiger Freuden, um Leiden, um hohe Ge¬ fühle, ferne Aussichten, Unternehmungen,
kurz!
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Zuverſicht auf Gott, durch Hofnung und durch weiſe Entſchlieſſungen! und dann tritt hervor mit heitrer Stirne, und ſey der Troͤſter des Schwaͤchern! Ach! es iſt kein Elend in der Welt von beſtaͤndiger Dauer, kein Schmerz ſo groß, der nicht freye Augenblicke uͤbrig lieſſe; Ein gewiſſer Heroismus im Kampfe gegen das Ungluͤck fuͤhrt Freuden mit ſich, die wahrlich das haͤrteſte Ungemach vergeſſen machen, und der Gedanke, Andre zu troͤſten und aufzurich¬ ten, erhebt wunderbar das Herz, erfuͤllt mit unbeſchreiblicher Heiterkeit. Ich rede aus Er¬ fahrung.
18.
Wir ſind daruͤber einig geworden, daß vollkommne Gleichheit in Denkungsart und Temperamenten zu einer gluͤcklichen Ehe nicht nothwendig ſey; traurig aber iſt doch immer die Lage, wenn die Ungleichheit gar zu auffal¬ lend iſt, wenn die Gattinn ſo an gar nichts von allem warmen Antheil nimt, was dem Gatten wichtig und intereſſant ſcheint. Trau¬ rig iſt es immer, wenn man, um Genuß un¬ ſchuldiger Freuden, um Leiden, um hohe Ge¬ fuͤhle, ferne Ausſichten, Unternehmungen,
kurz!
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Zuverſicht auf Gott, durch Hofnung und durch
weiſe Entſchlieſſungen! und dann tritt hervor
mit heitrer Stirne, und ſey der Troͤſter des
Schwaͤchern! Ach! es iſt kein Elend in der
Welt von beſtaͤndiger Dauer, kein Schmerz
ſo groß, der nicht freye Augenblicke uͤbrig lieſſe;
Ein gewiſſer Heroismus im Kampfe gegen das
Ungluͤck fuͤhrt Freuden mit ſich, die wahrlich
das haͤrteſte Ungemach vergeſſen machen, und
der Gedanke, Andre zu troͤſten und aufzurich¬
ten, erhebt wunderbar das Herz, erfuͤllt mit
unbeſchreiblicher Heiterkeit. Ich rede aus Er¬
fahrung.
18.
Wir ſind daruͤber einig geworden, daß
vollkommne Gleichheit in Denkungsart und
Temperamenten zu einer gluͤcklichen Ehe nicht
nothwendig ſey; traurig aber iſt doch immer
die Lage, wenn die Ungleichheit gar zu auffal¬
lend iſt, wenn die Gattinn ſo an gar nichts
von allem warmen Antheil nimt, was dem
Gatten wichtig und intereſſant ſcheint. Trau¬
rig iſt es immer, wenn man, um Genuß un¬
ſchuldiger Freuden, um Leiden, um hohe Ge¬
fuͤhle, ferne Ausſichten, Unternehmungen,
kurz!
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/181>, abgerufen am 22.02.2025.
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