Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788.

Bild:
<< vorherige Seite

gen und Kümmernisse wachsen, und der Genuß
vermindert wird, so leicht als möglich zu ma¬
chen, daß ich kein Bedenken trage, dem Jüng¬
linge und Knaben zuzurufen: "Vor einem
"grauen Haupte sollst Du aufstehn! Ehre das
"Alter! Suche den Umgang älterer kluger
"Leute! Verachte nicht den Rath der kältern
"Vernunft, die Warnung des Erfahrnen!
"Thue dem Greise, was Du willst, daß man
"Dir thun solle, wenn einst Deiner Scheitel
"Haar versilbert seyn wird! Pflege Seiner,
"und verlasse ihn nicht, wenn die wilde leicht¬
"fertige Jugend ihn flieht!"

Uebrigens aber ist es auch gewiß, daß es
sehr viel alte Gecke und Schöpse, so wie hie
und da weise Jünglinge giebt, die schon geernd¬
tet haben, wo Andre noch kaum ihr Hand¬
werksgeräthe zum graben und pflügen schlei¬
fen.

7.

Nun noch etwas von dem Umgange mit
Kindern, aber nur sehr wenig! denn hiervon
weitläuftig zu reden, daß hiesse ein Werk über

Er¬
G

gen und Kuͤmmerniſſe wachſen, und der Genuß
vermindert wird, ſo leicht als moͤglich zu ma¬
chen, daß ich kein Bedenken trage, dem Juͤng¬
linge und Knaben zuzurufen: „Vor einem
„grauen Haupte ſollſt Du aufſtehn! Ehre das
„Alter! Suche den Umgang aͤlterer kluger
„Leute! Verachte nicht den Rath der kaͤltern
„Vernunft, die Warnung des Erfahrnen!
„Thue dem Greiſe, was Du willſt, daß man
„Dir thun ſolle, wenn einſt Deiner Scheitel
„Haar verſilbert ſeyn wird! Pflege Seiner,
„und verlaſſe ihn nicht, wenn die wilde leicht¬
„fertige Jugend ihn flieht!“

Uebrigens aber iſt es auch gewiß, daß es
ſehr viel alte Gecke und Schoͤpſe, ſo wie hie
und da weiſe Juͤnglinge giebt, die ſchon geernd¬
tet haben, wo Andre noch kaum ihr Hand¬
werksgeraͤthe zum graben und pfluͤgen ſchlei¬
fen.

7.

Nun noch etwas von dem Umgange mit
Kindern, aber nur ſehr wenig! denn hiervon
weitlaͤuftig zu reden, daß hieſſe ein Werk uͤber

Er¬
G
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0127" n="97"/>
gen und Ku&#x0364;mmerni&#x017F;&#x017F;e wach&#x017F;en, und der Genuß<lb/>
vermindert wird, &#x017F;o leicht als mo&#x0364;glich zu ma¬<lb/>
chen, daß ich kein Bedenken trage, dem Ju&#x0364;ng¬<lb/>
linge und Knaben zuzurufen: &#x201E;Vor einem<lb/>
&#x201E;grauen Haupte &#x017F;oll&#x017F;t Du auf&#x017F;tehn! Ehre das<lb/>
&#x201E;Alter! Suche den Umgang a&#x0364;lterer kluger<lb/>
&#x201E;Leute! Verachte nicht den Rath der ka&#x0364;ltern<lb/>
&#x201E;Vernunft, die Warnung des Erfahrnen!<lb/>
&#x201E;Thue dem Grei&#x017F;e, was Du will&#x017F;t, daß man<lb/>
&#x201E;Dir thun &#x017F;olle, wenn ein&#x017F;t Deiner Scheitel<lb/>
&#x201E;Haar ver&#x017F;ilbert &#x017F;eyn wird! Pflege Seiner,<lb/>
&#x201E;und verla&#x017F;&#x017F;e ihn nicht, wenn die wilde leicht¬<lb/>
&#x201E;fertige Jugend ihn flieht!&#x201C;</p><lb/>
            <p>Uebrigens aber i&#x017F;t es auch gewiß, daß es<lb/>
&#x017F;ehr viel alte Gecke und Scho&#x0364;p&#x017F;e, &#x017F;o wie hie<lb/>
und da wei&#x017F;e Ju&#x0364;nglinge giebt, die &#x017F;chon geernd¬<lb/>
tet haben, wo Andre noch kaum ihr Hand¬<lb/>
werksgera&#x0364;the zum graben und pflu&#x0364;gen &#x017F;chlei¬<lb/>
fen.</p><lb/>
          </div>
          <div n="3">
            <head>7.<lb/></head>
            <p>Nun noch etwas von dem Umgange mit<lb/>
Kindern, aber nur &#x017F;ehr wenig! denn hiervon<lb/>
weitla&#x0364;uftig zu reden, daß hie&#x017F;&#x017F;e ein Werk u&#x0364;ber<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G<lb/></fw> <fw place="bottom" type="catch">Er¬<lb/></fw>
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[97/0127] gen und Kuͤmmerniſſe wachſen, und der Genuß vermindert wird, ſo leicht als moͤglich zu ma¬ chen, daß ich kein Bedenken trage, dem Juͤng¬ linge und Knaben zuzurufen: „Vor einem „grauen Haupte ſollſt Du aufſtehn! Ehre das „Alter! Suche den Umgang aͤlterer kluger „Leute! Verachte nicht den Rath der kaͤltern „Vernunft, die Warnung des Erfahrnen! „Thue dem Greiſe, was Du willſt, daß man „Dir thun ſolle, wenn einſt Deiner Scheitel „Haar verſilbert ſeyn wird! Pflege Seiner, „und verlaſſe ihn nicht, wenn die wilde leicht¬ „fertige Jugend ihn flieht!“ Uebrigens aber iſt es auch gewiß, daß es ſehr viel alte Gecke und Schoͤpſe, ſo wie hie und da weiſe Juͤnglinge giebt, die ſchon geernd¬ tet haben, wo Andre noch kaum ihr Hand¬ werksgeraͤthe zum graben und pfluͤgen ſchlei¬ fen. 7. Nun noch etwas von dem Umgange mit Kindern, aber nur ſehr wenig! denn hiervon weitlaͤuftig zu reden, daß hieſſe ein Werk uͤber Er¬ G

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/127
Zitationshilfe: Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/127>, abgerufen am 20.12.2024.