liche Sache machen, sobald von Lobes-Erhebung alter Zeiten und Heruntersetzung der gegen¬ wärtigen, deren Ton sie nie kennen lernen, die Rede ist.
2.
Selten nehmen ältere Leute so billige Rück¬ sicht, daß sie sich in Gedanken an die Stelle jün¬ gerer Personen setzten, die Freuden derselben nicht stöhrten sondern vielmehr zu befördern, und durch Theilnahme lebhafter zu machen such¬ ten. Sie denken sich nicht in ihre eigenen Ju¬ gendjahre zurück; Greise verlangen von Jüng¬ lingen die nemliche ruhige, nüchterne, kalt¬ blütige Ueberlegung, Abwägung des Nützlichen und Nöthigen gegen das Entbehrliche, die nem¬ liche Gesetztheit, die ihnen Jahre, Erfahrung und physische Herabspannung gegeben haben. Die Spiele der Jugend scheinen ihnen unbedeu¬ tend, die Scherze leichtfertig. Es ist aber wahr¬ lich erstaunlich schwer, sich so ganz in die Lage zu¬ rückzudenken in welcher wir vor zwanzig oder dreyssig Jahren waren, und bey dem besten Wil¬ len entstehen daraus manche unbillige Urtheile und manche Uebereilungen bey Erziehung der
Ju¬
liche Sache machen, ſobald von Lobes-Erhebung alter Zeiten und Herunterſetzung der gegen¬ waͤrtigen, deren Ton ſie nie kennen lernen, die Rede iſt.
2.
Selten nehmen aͤltere Leute ſo billige Ruͤck¬ ſicht, daß ſie ſich in Gedanken an die Stelle juͤn¬ gerer Perſonen ſetzten, die Freuden derſelben nicht ſtoͤhrten ſondern vielmehr zu befoͤrdern, und durch Theilnahme lebhafter zu machen ſuch¬ ten. Sie denken ſich nicht in ihre eigenen Ju¬ gendjahre zuruͤck; Greiſe verlangen von Juͤng¬ lingen die nemliche ruhige, nuͤchterne, kalt¬ bluͤtige Ueberlegung, Abwaͤgung des Nuͤtzlichen und Noͤthigen gegen das Entbehrliche, die nem¬ liche Geſetztheit, die ihnen Jahre, Erfahrung und phyſiſche Herabſpannung gegeben haben. Die Spiele der Jugend ſcheinen ihnen unbedeu¬ tend, die Scherze leichtfertig. Es iſt aber wahr¬ lich erſtaunlich ſchwer, ſich ſo ganz in die Lage zu¬ ruͤckzudenken in welcher wir vor zwanzig oder dreyſſig Jahren waren, und bey dem beſten Wil¬ len entſtehen daraus manche unbillige Urtheile und manche Uebereilungen bey Erziehung der
Ju¬
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liche Sache machen, ſobald von Lobes-Erhebung
alter Zeiten und Herunterſetzung der gegen¬
waͤrtigen, deren Ton ſie nie kennen lernen, die
Rede iſt.
2.
Selten nehmen aͤltere Leute ſo billige Ruͤck¬
ſicht, daß ſie ſich in Gedanken an die Stelle juͤn¬
gerer Perſonen ſetzten, die Freuden derſelben
nicht ſtoͤhrten ſondern vielmehr zu befoͤrdern,
und durch Theilnahme lebhafter zu machen ſuch¬
ten. Sie denken ſich nicht in ihre eigenen Ju¬
gendjahre zuruͤck; Greiſe verlangen von Juͤng¬
lingen die nemliche ruhige, nuͤchterne, kalt¬
bluͤtige Ueberlegung, Abwaͤgung des Nuͤtzlichen
und Noͤthigen gegen das Entbehrliche, die nem¬
liche Geſetztheit, die ihnen Jahre, Erfahrung
und phyſiſche Herabſpannung gegeben haben.
Die Spiele der Jugend ſcheinen ihnen unbedeu¬
tend, die Scherze leichtfertig. Es iſt aber wahr¬
lich erſtaunlich ſchwer, ſich ſo ganz in die Lage zu¬
ruͤckzudenken in welcher wir vor zwanzig oder
dreyſſig Jahren waren, und bey dem beſten Wil¬
len entſtehen daraus manche unbillige Urtheile
und manche Uebereilungen bey Erziehung der
Ju¬
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/120>, abgerufen am 22.02.2025.
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