Menge andrer Dinge, die zwar nicht eigentlich Geheimnisse sind, wovon uns aber die Vernunft lehrt, daß es besser sey, sie zu verschweigen, und andre Dinge, deren Ausbreitung wenigstens für niemand lehrreich und unterhaltend seyn kann, und wovon es doch möglich wäre, daß ihre Ver¬ plauderung irgend jemand nachtheilig seyn mögte -- Ich empfehle also eine kluge Verschwie¬ genheit, die jedoch nicht in lächerliche Mysterio¬ sität ausarten muß, als eine sehr wichtige Tugend im Umgange.
35.
Und nun weiter, zu den besondern Umgangs- Regeln -- doch vorher noch eine Erinnerung! Wenn ich allein oder auch nur vorzüglich für Frauen¬ zimmer schriebe; so würde ich eine Menge der schon gegebenen und noch folgenden Vorschriften theils gänzlich übergehn, theils modificieren, theils andre an deren Stelle setzen müssen, die aber alsdann für Männer weniger brauchbar wä¬ ren. Das ist indessen nicht der Zweck meines Buchs. Weise Frauenzimmer allein können den Personen ihres Geschlechts die besten Lehren über ihr Betragen im gesellschaftlichen Leben er¬ theilen; das ist eine Arbeit, die Männern nicht
gelin¬
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Menge andrer Dinge, die zwar nicht eigentlich Geheimniſſe ſind, wovon uns aber die Vernunft lehrt, daß es beſſer ſey, ſie zu verſchweigen, und andre Dinge, deren Ausbreitung wenigſtens fuͤr niemand lehrreich und unterhaltend ſeyn kann, und wovon es doch moͤglich waͤre, daß ihre Ver¬ plauderung irgend jemand nachtheilig ſeyn moͤgte — Ich empfehle alſo eine kluge Verſchwie¬ genheit, die jedoch nicht in laͤcherliche Myſterio¬ ſitaͤt ausarten muß, als eine ſehr wichtige Tugend im Umgange.
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Und nun weiter, zu den beſondern Umgangs- Regeln — doch vorher noch eine Erinnerung! Wenn ich allein oder auch nur vorzuͤglich fuͤr Frauen¬ zimmer ſchriebe; ſo wuͤrde ich eine Menge der ſchon gegebenen und noch folgenden Vorſchriften theils gaͤnzlich uͤbergehn, theils modificieren, theils andre an deren Stelle ſetzen muͤſſen, die aber alsdann fuͤr Maͤnner weniger brauchbar waͤ¬ ren. Das iſt indeſſen nicht der Zweck meines Buchs. Weiſe Frauenzimmer allein koͤnnen den Perſonen ihres Geſchlechts die beſten Lehren uͤber ihr Betragen im geſellſchaftlichen Leben er¬ theilen; das iſt eine Arbeit, die Maͤnnern nicht
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Menge andrer Dinge, die zwar nicht eigentlich
Geheimniſſe ſind, wovon uns aber die Vernunft
lehrt, daß es beſſer ſey, ſie zu verſchweigen, und
andre Dinge, deren Ausbreitung wenigſtens fuͤr
niemand lehrreich und unterhaltend ſeyn kann,
und wovon es doch moͤglich waͤre, daß ihre Ver¬
plauderung irgend jemand nachtheilig ſeyn
moͤgte — Ich empfehle alſo eine kluge Verſchwie¬
genheit, die jedoch nicht in laͤcherliche Myſterio¬
ſitaͤt ausarten muß, als eine ſehr wichtige Tugend
im Umgange.
35.
Und nun weiter, zu den beſondern Umgangs-
Regeln — doch vorher noch eine Erinnerung!
Wenn ich allein oder auch nur vorzuͤglich fuͤr Frauen¬
zimmer ſchriebe; ſo wuͤrde ich eine Menge der
ſchon gegebenen und noch folgenden Vorſchriften
theils gaͤnzlich uͤbergehn, theils modificieren,
theils andre an deren Stelle ſetzen muͤſſen, die
aber alsdann fuͤr Maͤnner weniger brauchbar waͤ¬
ren. Das iſt indeſſen nicht der Zweck meines
Buchs. Weiſe Frauenzimmer allein koͤnnen den
Perſonen ihres Geſchlechts die beſten Lehren
uͤber ihr Betragen im geſellſchaftlichen Leben er¬
theilen; das iſt eine Arbeit, die Maͤnnern nicht
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/115>, abgerufen am 22.07.2024.
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