Ich legte meine Hand auf den Mund, und schwieg Vor Gott! Itzt nehm' ich meine Harfe wieder aus dem Staub auf, Und lasse vor Gott, vor Gott sie erschallen!
Wenn dem Tage der Garben zu reifen, Gesät ist meine Saat; Wenn gepflanzt ist im Himmel meine Seele, Zu wachsen zur Ceder Gottes;
Wenn ich erkenne, Wie ich erkennet werde! Schwing dich über diese Höhe, mein Flug, empor! Wenn ich liebe, wie ich geliebet werde!
Von Gott geliebet! ... Anbetung, Anbetung, von Gott! Ach dann! allein wie vermag ich es hier Nur fern zu empfinden!
Was ist es in mir, daß ich so endlich bin? Und dennoch weniger endlich zu seyn! Dürste mit diesem heissem Durste? Das ist es in mir: Einst werd' ich weniger endlich seyn.
Wie
Die Gluͤckſeligkeit Aller.
Ich legte meine Hand auf den Mund, und ſchwieg Vor Gott! Itzt nehm’ ich meine Harfe wieder aus dem Staub auf, Und laſſe vor Gott, vor Gott ſie erſchallen!
Wenn dem Tage der Garben zu reifen, Geſaͤt iſt meine Saat; Wenn gepflanzt iſt im Himmel meine Seele, Zu wachſen zur Ceder Gottes;
Wenn ich erkenne, Wie ich erkennet werde! Schwing dich uͤber dieſe Hoͤhe, mein Flug, empor! Wenn ich liebe, wie ich geliebet werde!
Von Gott geliebet! … Anbetung, Anbetung, von Gott! Ach dann! allein wie vermag ich es hier Nur fern zu empfinden!
Was iſt es in mir, daß ich ſo endlich bin? Und dennoch weniger endlich zu ſeyn! Duͤrſte mit dieſem heiſſem Durſte? Das iſt es in mir: Einſt werd’ ich weniger endlich ſeyn.
Wie
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Die Gluͤckſeligkeit Aller.
Ich legte meine Hand auf den Mund, und ſchwieg
Vor Gott!
Itzt nehm’ ich meine Harfe wieder aus dem
Staub auf,
Und laſſe vor Gott, vor Gott ſie erſchallen!
Wenn dem Tage der Garben zu reifen,
Geſaͤt iſt meine Saat;
Wenn gepflanzt iſt im Himmel meine Seele,
Zu wachſen zur Ceder Gottes;
Wenn ich erkenne,
Wie ich erkennet werde!
Schwing dich uͤber dieſe Hoͤhe, mein Flug, empor!
Wenn ich liebe, wie ich geliebet werde!
Von Gott geliebet! …
Anbetung, Anbetung, von Gott!
Ach dann! allein wie vermag ich es hier
Nur fern zu empfinden!
Was iſt es in mir, daß ich ſo endlich bin?
Und dennoch weniger endlich zu ſeyn!
Duͤrſte mit dieſem heiſſem Durſte?
Das iſt es in mir: Einſt werd’ ich weniger
endlich ſeyn.
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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Oden. Hamburg, 1771, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_oden_1771/40>, abgerufen am 17.02.2025.
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