[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Oden. Hamburg, 1771.Teone.
[Abbildung]
Still auf dem Blatt ruhte das Lied, noch erschrocken Vor dem Getös' des Rhapsoden, der es herlas, Unbekannt mit der sanftern Stimme Laut', und dem vollerem Ton. Dicht an Homer schrie sein Geschrey! Auf den Dreyfuß Setzt' ihn sein Wahn, und verbarg ihm, daß Achilles Leyer sank, und des Mäoniden Genius zornig entfloh. Aber o lern, Sängerinn selbst, von Teonens Zaubernder Kunst, wenn dem Inhalt sie wie Wachs schmilzt, Und der Seele des Liedes gleiche, Schöne Gespielinnen wählt. Hörst du, wie sie, an der Gewalt des Rhapsoden, Rächet das Lied! wie dem Ohre sie es bildet! Sind nicht, Sängerin, dieser Töne Wendungen auch Melodie? Ja M 2
Teone.
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Still auf dem Blatt ruhte das Lied, noch erſchrocken Vor dem Getoͤſ’ des Rhapſoden, der es herlas, Unbekannt mit der ſanftern Stimme Laut’, und dem vollerem Ton. Dicht an Homer ſchrie ſein Geſchrey! Auf den Dreyfuß Setzt’ ihn ſein Wahn, und verbarg ihm, daß Achilles Leyer ſank, und des Maͤoniden Genius zornig entfloh. Aber o lern, Saͤngerinn ſelbſt, von Teonens Zaubernder Kunſt, wenn dem Inhalt ſie wie Wachs ſchmilzt, Und der Seele des Liedes gleiche, Schoͤne Geſpielinnen waͤhlt. Hoͤrſt du, wie ſie, an der Gewalt des Rhapſoden, Raͤchet das Lied! wie dem Ohre ſie es bildet! Sind nicht, Saͤngerin, dieſer Toͤne Wendungen auch Melodie? Ja M 2
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Teone.
[Abbildung]
Still auf dem Blatt ruhte das Lied, noch erſchrocken
Vor dem Getoͤſ’ des Rhapſoden, der es herlas,
Unbekannt mit der ſanftern Stimme
Laut’, und dem vollerem Ton.
Dicht an Homer ſchrie ſein Geſchrey! Auf den Dreyfuß
Setzt’ ihn ſein Wahn, und verbarg ihm, daß Achilles
Leyer ſank, und des Maͤoniden
Genius zornig entfloh.
Aber o lern, Saͤngerinn ſelbſt, von Teonens
Zaubernder Kunſt, wenn dem Inhalt ſie wie Wachs
ſchmilzt,
Und der Seele des Liedes gleiche,
Schoͤne Geſpielinnen waͤhlt.
Hoͤrſt du, wie ſie, an der Gewalt des Rhapſoden,
Raͤchet das Lied! wie dem Ohre ſie es bildet!
Sind nicht, Saͤngerin, dieſer Toͤne
Wendungen auch Melodie?
Ja
M 2
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