Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Oden. Hamburg, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Chöre.
[Abbildung]
Goldener Traum, du, den ich nie nicht erfüllt seh,
Strahlengestalt, wie der Tag schön, wenn er auf-
wacht,

Komm du dennoch zurück, und schwebe
Mir vor dem trunkenen Blick!
Decken sie denn Kronen umsonst, daß des Traumes
Himmlisches Bild sie ins Daseyn nicht verwandeln?
Soll ihr Marmor sie auch schon decken,
Wenn die Verwandlung geschieht?
Königessohn! Edelster! dir, ja die schönste
Leyer ertönt zu dem schönsten der Gesänge
Dir, der einst es vollführt! Dein warten
Ehren der Religion!
Ließ mich das Grab; säng ich von dir! Zu der schön-
sten

Leyer ertönt mein Gesang nicht; doch begeistert
Säng' ich! schöpft' aus der Freude tiefsten
Strömen, Vollführer, dein Lob!
Groß
Die Choͤre.
[Abbildung]
Goldener Traum, du, den ich nie nicht erfuͤllt ſeh,
Strahlengeſtalt, wie der Tag ſchoͤn, wenn er auf-
wacht,

Komm du dennoch zuruͤck, und ſchwebe
Mir vor dem trunkenen Blick!
Decken ſie denn Kronen umſonſt, daß des Traumes
Himmliſches Bild ſie ins Daſeyn nicht verwandeln?
Soll ihr Marmor ſie auch ſchon decken,
Wenn die Verwandlung geſchieht?
Koͤnigesſohn! Edelſter! dir, ja die ſchoͤnſte
Leyer ertoͤnt zu dem ſchoͤnſten der Geſaͤnge
Dir, der einſt es vollfuͤhrt! Dein warten
Ehren der Religion!
Ließ mich das Grab; ſaͤng ich von dir! Zu der ſchoͤn-
ſten

Leyer ertoͤnt mein Geſang nicht; doch begeiſtert
Saͤng’ ich! ſchoͤpft’ aus der Freude tiefſten
Stroͤmen, Vollfuͤhrer, dein Lob!
Groß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0182" n="174"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Die Cho&#x0364;re.</hi> </head><lb/>
          <figure/>
          <lg>
            <lg n="231">
              <l>Goldener Traum, du, den ich nie nicht erfu&#x0364;llt &#x017F;eh,</l><lb/>
              <l>Strahlenge&#x017F;talt, wie der Tag &#x017F;cho&#x0364;n, wenn er auf-<lb/><hi rendition="#et">wacht,</hi></l><lb/>
              <l>Komm du dennoch zuru&#x0364;ck, und &#x017F;chwebe</l><lb/>
              <l>Mir vor dem trunkenen Blick!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="232">
              <l>Decken &#x017F;ie denn Kronen um&#x017F;on&#x017F;t, daß des Traumes</l><lb/>
              <l>Himmli&#x017F;ches Bild &#x017F;ie ins Da&#x017F;eyn nicht verwandeln?</l><lb/>
              <l>Soll ihr Marmor &#x017F;ie auch &#x017F;chon decken,</l><lb/>
              <l>Wenn die Verwandlung ge&#x017F;chieht?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="233">
              <l>Ko&#x0364;niges&#x017F;ohn! Edel&#x017F;ter! dir, ja die &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te</l><lb/>
              <l>Leyer erto&#x0364;nt zu dem &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten der Ge&#x017F;a&#x0364;nge</l><lb/>
              <l>Dir, der ein&#x017F;t es vollfu&#x0364;hrt! Dein warten</l><lb/>
              <l>Ehren der Religion!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="234">
              <l>Ließ mich das Grab; &#x017F;a&#x0364;ng ich von dir! Zu der &#x017F;cho&#x0364;n-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ten</hi></l><lb/>
              <l>Leyer erto&#x0364;nt mein Ge&#x017F;ang nicht; doch begei&#x017F;tert</l><lb/>
              <l>Sa&#x0364;ng&#x2019; ich! &#x017F;cho&#x0364;pft&#x2019; aus der Freude tief&#x017F;ten</l><lb/>
              <l>Stro&#x0364;men, Vollfu&#x0364;hrer, dein Lob!</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Groß</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[174/0182] Die Choͤre. [Abbildung] Goldener Traum, du, den ich nie nicht erfuͤllt ſeh, Strahlengeſtalt, wie der Tag ſchoͤn, wenn er auf- wacht, Komm du dennoch zuruͤck, und ſchwebe Mir vor dem trunkenen Blick! Decken ſie denn Kronen umſonſt, daß des Traumes Himmliſches Bild ſie ins Daſeyn nicht verwandeln? Soll ihr Marmor ſie auch ſchon decken, Wenn die Verwandlung geſchieht? Koͤnigesſohn! Edelſter! dir, ja die ſchoͤnſte Leyer ertoͤnt zu dem ſchoͤnſten der Geſaͤnge Dir, der einſt es vollfuͤhrt! Dein warten Ehren der Religion! Ließ mich das Grab; ſaͤng ich von dir! Zu der ſchoͤn- ſten Leyer ertoͤnt mein Geſang nicht; doch begeiſtert Saͤng’ ich! ſchoͤpft’ aus der Freude tiefſten Stroͤmen, Vollfuͤhrer, dein Lob! Groß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_oden_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_oden_1771/182
Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Oden. Hamburg, 1771, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_oden_1771/182>, abgerufen am 21.11.2024.