[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Oden. Hamburg, 1771.Skulda.
[Abbildung]
Ich lernt' es im innersten Hain, Welche Lieder der Barden ah! In die Nacht deines Thals sinken, Untergang, Welch auf den Höhen der Tag bleibend um- strahlt. Ich sahe, noch beb' ich davor! Sah der richtenden Norne Wink! Ich vernahm, hör' ihn noch! ihres Fluges Schlag, Daß bis hinauf in des Hains Wipfel es scholl! Gekühlt von dem wehenden Quell Saß, und hatt' auf die Telyn sanft Sich gelehnt Braga. Jezt brachte Geister ihm, Die sie, in Nächten des Monds, Liedern ent- lockt, Die Norne Werandi, und sie (Nornen)Hatt' in Leiber gehüllt, die ganz Für den Geist waren, ganz jeden leisen Zug Sprachen, Gebilder, als wärs wahre Gestalt; Zehn (Nornen) Untergöttinnen, Skulda, der Zukunft,
Werandi, der gegenwärtigen Zeit. Skulda.
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Ich lernt’ es im innerſten Hain, Welche Lieder der Barden ah! In die Nacht deines Thals ſinken, Untergang, Welch auf den Hoͤhen der Tag bleibend um- ſtrahlt. Ich ſahe, noch beb’ ich davor! Sah der richtenden Norne Wink! Ich vernahm, hoͤr’ ihn noch! ihres Fluges Schlag, Daß bis hinauf in des Hains Wipfel es ſcholl! Gekuͤhlt von dem wehenden Quell Saß, und hatt’ auf die Telyn ſanft Sich gelehnt Braga. Jezt brachte Geiſter ihm, Die ſie, in Naͤchten des Monds, Liedern ent- lockt, Die Norne Werandi, und ſie (Nornen)Hatt’ in Leiber gehuͤllt, die ganz Fuͤr den Geiſt waren, ganz jeden leiſen Zug Sprachen, Gebilder, als waͤrs wahre Geſtalt; Zehn (Nornen) Untergoͤttinnen, Skulda, der Zukunft,
Werandi, der gegenwaͤrtigen Zeit. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0170" n="162"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Skulda.</hi> </head><lb/> <figure/> <lg> <lg n="181"> <l>Ich lernt’ es im innerſten Hain,</l><lb/> <l>Welche Lieder der Barden ah!</l><lb/> <l>In die Nacht deines Thals ſinken, Untergang,</l><lb/> <l>Welch auf den Hoͤhen der Tag bleibend um-<lb/><hi rendition="#et">ſtrahlt.</hi></l> </lg><lb/> <lg n="182"> <l>Ich ſahe, noch beb’ ich davor!</l><lb/> <l>Sah der richtenden Norne Wink!</l><lb/> <l>Ich vernahm, hoͤr’ ihn noch! ihres Fluges Schlag,</l><lb/> <l>Daß bis hinauf in des Hains Wipfel es ſcholl!</l> </lg><lb/> <lg n="183"> <l>Gekuͤhlt von dem wehenden Quell</l><lb/> <l>Saß, und hatt’ auf die Telyn ſanft</l><lb/> <l>Sich gelehnt Braga. Jezt brachte Geiſter ihm,</l><lb/> <l>Die ſie, in Naͤchten des Monds, Liedern ent-<lb/><hi rendition="#et">lockt,</hi></l> </lg><lb/> <lg n="184"> <l>Die Norne Werandi, und ſie</l><lb/> <l>Hatt’ in Leiber gehuͤllt, die ganz</l><lb/> <l>Fuͤr den Geiſt waren, ganz jeden leiſen Zug</l><lb/> <l>Sprachen, Gebilder, als waͤrs wahre Geſtalt;</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Zehn</fw><lb/> <note place="foot" n="(Nornen)">Untergoͤttinnen, Skulda, der Zukunft,<lb/> Werandi, der gegenwaͤrtigen Zeit.</note><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [162/0170]
Skulda.
[Abbildung]
Ich lernt’ es im innerſten Hain,
Welche Lieder der Barden ah!
In die Nacht deines Thals ſinken, Untergang,
Welch auf den Hoͤhen der Tag bleibend um-
ſtrahlt.
Ich ſahe, noch beb’ ich davor!
Sah der richtenden Norne Wink!
Ich vernahm, hoͤr’ ihn noch! ihres Fluges Schlag,
Daß bis hinauf in des Hains Wipfel es ſcholl!
Gekuͤhlt von dem wehenden Quell
Saß, und hatt’ auf die Telyn ſanft
Sich gelehnt Braga. Jezt brachte Geiſter ihm,
Die ſie, in Naͤchten des Monds, Liedern ent-
lockt,
Die Norne Werandi, und ſie
Hatt’ in Leiber gehuͤllt, die ganz
Fuͤr den Geiſt waren, ganz jeden leiſen Zug
Sprachen, Gebilder, als waͤrs wahre Geſtalt;
Zehn
(Nornen)
(Nornen) Untergoͤttinnen, Skulda, der Zukunft,
Werandi, der gegenwaͤrtigen Zeit.
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Zitationshilfe: | [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Oden. Hamburg, 1771, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_oden_1771/170>, abgerufen am 22.07.2024. |