Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Oden. Hamburg, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite
Das neue Jahrhundert.
Weht sanft auf ihren Grüften, ihr Winde!
Und hat ein unwissender Arm
Ausgegraben den Staub der Patrioten,
Verweht ihn nicht!
Veracht' ihn, Leyer, wer sie nicht ehrt!
Und stammt' er auch aus altem Heldenstamme, ver-
acht' ihn!

Sie entrissen uns der hundertköpfigen Herrschsucht.
Und gaben uns Einen König!
O Freyheit!
Silberton dem Ohre!
Licht dem Verstand, und hoher Flug zu denken!
Dem Herzen groß Gefühl!
O Freyheit! Freyheit! nicht nur der Demokrat
Weiß, wer du bist,
Des guten Königs glücklicher Sohn
Der weiß es auch.
Nicht allein für ein Vaterland,
Wo das Gesetz, und Hunderte herschen,
Auch für ein Vaterland,
Wo das Gesetz, und Einer herscht,
Ersteigt, wem diesen Tod sein grosses Herz verdienk,
Ein hohes Thermopylä,
Oder einen andern Altar des Ruhms,
Und lockt sein Haar, und stirbt!
Uns
J 2
Das neue Jahrhundert.
Weht ſanft auf ihren Gruͤften, ihr Winde!
Und hat ein unwiſſender Arm
Ausgegraben den Staub der Patrioten,
Verweht ihn nicht!
Veracht’ ihn, Leyer, wer ſie nicht ehrt!
Und ſtammt’ er auch aus altem Heldenſtamme, ver-
acht’ ihn!

Sie entriſſen uns der hundertkoͤpfigen Herrſchſucht.
Und gaben uns Einen Koͤnig!
O Freyheit!
Silberton dem Ohre!
Licht dem Verſtand, und hoher Flug zu denken!
Dem Herzen groß Gefuͤhl!
O Freyheit! Freyheit! nicht nur der Demokrat
Weiß, wer du biſt,
Des guten Koͤnigs gluͤcklicher Sohn
Der weiß es auch.
Nicht allein fuͤr ein Vaterland,
Wo das Geſetz, und Hunderte herſchen,
Auch fuͤr ein Vaterland,
Wo das Geſetz, und Einer herſcht,
Erſteigt, wem dieſen Tod ſein groſſes Herz verdienk,
Ein hohes Thermopylaͤ,
Oder einen andern Altar des Ruhms,
Und lockt ſein Haar, und ſtirbt!
Unſ
J 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0139" n="131"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das neue Jahrhundert.</hi> </head><lb/>
          <lg>
            <lg n="46">
              <l>Weht &#x017F;anft auf ihren Gru&#x0364;ften, ihr Winde!</l><lb/>
              <l>Und hat ein unwi&#x017F;&#x017F;ender Arm</l><lb/>
              <l>Ausgegraben den Staub der Patrioten,</l><lb/>
              <l>Verweht ihn nicht!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="47">
              <l>Veracht&#x2019; ihn, Leyer, wer &#x017F;ie nicht ehrt!</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;tammt&#x2019; er auch aus altem Helden&#x017F;tamme, ver-<lb/><hi rendition="#et">acht&#x2019; ihn!</hi></l><lb/>
              <l>Sie entri&#x017F;&#x017F;en uns der hundertko&#x0364;pfigen Herr&#x017F;ch&#x017F;ucht.</l><lb/>
              <l>Und gaben uns Einen Ko&#x0364;nig!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="48">
              <l>O Freyheit!</l><lb/>
              <l>Silberton dem Ohre!</l><lb/>
              <l>Licht dem Ver&#x017F;tand, und hoher Flug zu denken!</l><lb/>
              <l>Dem Herzen groß Gefu&#x0364;hl!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="49">
              <l>O Freyheit! Freyheit! nicht nur der Demokrat</l><lb/>
              <l>Weiß, wer du bi&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Des guten Ko&#x0364;nigs glu&#x0364;cklicher Sohn</l><lb/>
              <l>Der weiß es auch.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="50">
              <l>Nicht allein fu&#x0364;r ein Vaterland,</l><lb/>
              <l>Wo das Ge&#x017F;etz, und Hunderte her&#x017F;chen,</l><lb/>
              <l>Auch fu&#x0364;r ein Vaterland,</l><lb/>
              <l>Wo das Ge&#x017F;etz, und Einer her&#x017F;cht,</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="51">
              <l>Er&#x017F;teigt, wem die&#x017F;en Tod &#x017F;ein gro&#x017F;&#x017F;es Herz verdienk,</l><lb/>
              <l>Ein hohes Thermopyla&#x0364;,</l><lb/>
              <l>Oder einen andern Altar des Ruhms,</l><lb/>
              <l>Und lockt &#x017F;ein Haar, und &#x017F;tirbt!</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">J 2</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Un&#x017F;</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[131/0139] Das neue Jahrhundert. Weht ſanft auf ihren Gruͤften, ihr Winde! Und hat ein unwiſſender Arm Ausgegraben den Staub der Patrioten, Verweht ihn nicht! Veracht’ ihn, Leyer, wer ſie nicht ehrt! Und ſtammt’ er auch aus altem Heldenſtamme, ver- acht’ ihn! Sie entriſſen uns der hundertkoͤpfigen Herrſchſucht. Und gaben uns Einen Koͤnig! O Freyheit! Silberton dem Ohre! Licht dem Verſtand, und hoher Flug zu denken! Dem Herzen groß Gefuͤhl! O Freyheit! Freyheit! nicht nur der Demokrat Weiß, wer du biſt, Des guten Koͤnigs gluͤcklicher Sohn Der weiß es auch. Nicht allein fuͤr ein Vaterland, Wo das Geſetz, und Hunderte herſchen, Auch fuͤr ein Vaterland, Wo das Geſetz, und Einer herſcht, Erſteigt, wem dieſen Tod ſein groſſes Herz verdienk, Ein hohes Thermopylaͤ, Oder einen andern Altar des Ruhms, Und lockt ſein Haar, und ſtirbt! Unſ J 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_oden_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_oden_1771/139
Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Oden. Hamburg, 1771, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_oden_1771/139>, abgerufen am 21.12.2024.