Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Oden. Hamburg, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite
Dem Erlöser.
[Abbildung]
Der Seraph stammelts, und die Unendlichkeit
Bebts durch den Umkreis ihrer Gefilde nach
Dein hohes Lob, o Sohn! Wer bin ich,
Daß ich mich auch in die Jubel dränge?
Von Staube Staub! Doch wohnt ein Unsterblicher
Von hoher Abkunft in den Verwesungen!
Und denkt Gedanken, daß Entzückung
Durch die erschütterte Nerve schauert!
Auch du wirst einmal mehr wie Verwesung seyn,
Der Seele Schatten, Hütte, von Erd' erbaut,
Und andrer Schauer Trunkenheiten
Werden dich dort, wo du schlummerst, wecken.
Der Leben Schauplatz, Feld, wo wir schlummerten,
Wo Adams Enkel wird, was sein Vaker war,
Als er sich jetzt der Schöpfung Armen
Jauchzend entriß, und ein Leben dastand!
O
A 2
Dem Erloͤſer.
[Abbildung]
Der Seraph ſtammelts, und die Unendlichkeit
Bebts durch den Umkreis ihrer Gefilde nach
Dein hohes Lob, o Sohn! Wer bin ich,
Daß ich mich auch in die Jubel draͤnge?
Von Staube Staub! Doch wohnt ein Unſterblicher
Von hoher Abkunft in den Verweſungen!
Und denkt Gedanken, daß Entzuͤckung
Durch die erſchuͤtterte Nerve ſchauert!
Auch du wirſt einmal mehr wie Verweſung ſeyn,
Der Seele Schatten, Huͤtte, von Erd’ erbaut,
Und andrer Schauer Trunkenheiten
Werden dich dort, wo du ſchlummerſt, wecken.
Der Leben Schauplatz, Feld, wo wir ſchlummerten,
Wo Adams Enkel wird, was ſein Vaker war,
Als er ſich jetzt der Schoͤpfung Armen
Jauchzend entriß, und ein Leben daſtand!
O
A 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0011" n="[3]"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Dem Erlo&#x0364;&#x017F;er.</hi> </head><lb/>
          <figure/>
          <lg>
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">D</hi>er Seraph &#x017F;tammelts, und die Unendlichkeit</l><lb/>
              <l>Bebts durch den Umkreis ihrer Gefilde nach</l><lb/>
              <l>Dein hohes Lob, o Sohn! Wer bin ich,</l><lb/>
              <l>Daß ich mich auch in die Jubel dra&#x0364;nge?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l><hi rendition="#in">V</hi>on Staube Staub! Doch wohnt ein Un&#x017F;terblicher</l><lb/>
              <l>Von hoher Abkunft in den Verwe&#x017F;ungen!</l><lb/>
              <l>Und denkt Gedanken, daß Entzu&#x0364;ckung</l><lb/>
              <l>Durch die er&#x017F;chu&#x0364;tterte Nerve &#x017F;chauert!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l><hi rendition="#in">A</hi>uch du wir&#x017F;t einmal mehr wie Verwe&#x017F;ung &#x017F;eyn,</l><lb/>
              <l>Der Seele Schatten, Hu&#x0364;tte, von Erd&#x2019; erbaut,</l><lb/>
              <l>Und andrer Schauer Trunkenheiten</l><lb/>
              <l>Werden dich dort, wo du &#x017F;chlummer&#x017F;t, wecken.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l><hi rendition="#in">D</hi>er Leben Schauplatz, Feld, wo wir &#x017F;chlummerten,</l><lb/>
              <l>Wo Adams Enkel wird, was &#x017F;ein Vaker war,</l><lb/>
              <l>Als er &#x017F;ich jetzt der Scho&#x0364;pfung Armen</l><lb/>
              <l>Jauchzend entriß, und ein Leben da&#x017F;tand!</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">A 2</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">O</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[3]/0011] Dem Erloͤſer. [Abbildung] Der Seraph ſtammelts, und die Unendlichkeit Bebts durch den Umkreis ihrer Gefilde nach Dein hohes Lob, o Sohn! Wer bin ich, Daß ich mich auch in die Jubel draͤnge? Von Staube Staub! Doch wohnt ein Unſterblicher Von hoher Abkunft in den Verweſungen! Und denkt Gedanken, daß Entzuͤckung Durch die erſchuͤtterte Nerve ſchauert! Auch du wirſt einmal mehr wie Verweſung ſeyn, Der Seele Schatten, Huͤtte, von Erd’ erbaut, Und andrer Schauer Trunkenheiten Werden dich dort, wo du ſchlummerſt, wecken. Der Leben Schauplatz, Feld, wo wir ſchlummerten, Wo Adams Enkel wird, was ſein Vaker war, Als er ſich jetzt der Schoͤpfung Armen Jauchzend entriß, und ein Leben daſtand! O A 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_oden_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_oden_1771/11
Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Oden. Hamburg, 1771, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_oden_1771/11>, abgerufen am 30.12.2024.