Thust wol, wenn du zwischen viel Bücher- schreine geräthst, daß du gleich beym Ein- tritt dich der Sterblichkeit erinnerst deiner eignen Schriften, und hernach beym Her- umwandeln unter den vielen verblichnen Wer- ken dich des Spöttelns über selbige enthaltest. Zieh du vielmehr das Schiksal aller mensch- lichen Ding in Betracht; und der Geist der Spötteley wird schon von selbst die Flügel hängen lassen.
Von der Kürze.
Liebst du runden gediegnen Sinn, so bist du karglaut, und sezest da der Wörtlein nur etliche, wo andre ganze lange Zeilen daher laufen lassen. Bist dann freylich auch gar übel dran mit dem, welchem die Art des Ver- ständnisses, so ihm etwa worden ist, sich nicht anders öfnet, als durch schlackichte und viel- eckichte Gedanken. Solcherley Gedanken haben nun zwar, besieht man's beyn Lichten, nichts in sich, das nur etlichermaassen des Merkens werth sey; aber das verschlägt dem Manne nichts, dem nur durch sie das Ver- ständnis kann geöfnet werden. Er hegt und pflegt sich nun einmal mit selbigen. Mag er doch. Aber was soll's der Demut dich mit
ihm
Mittel in ſich zu gehen.
Thuſt wol, wenn du zwiſchen viel Buͤcher- ſchreine geraͤthſt, daß du gleich beym Ein- tritt dich der Sterblichkeit erinnerſt deiner eignen Schriften, und hernach beym Her- umwandeln unter den vielen verblichnen Wer- ken dich des Spoͤttelns uͤber ſelbige enthalteſt. Zieh du vielmehr das Schikſal aller menſch- lichen Ding in Betracht; und der Geiſt der Spoͤtteley wird ſchon von ſelbſt die Fluͤgel haͤngen laſſen.
Von der Kuͤrze.
Liebſt du runden gediegnen Sinn, ſo biſt du karglaut, und ſezeſt da der Woͤrtlein nur etliche, wo andre ganze lange Zeilen daher laufen laſſen. Biſt dann freylich auch gar uͤbel dran mit dem, welchem die Art des Ver- ſtaͤndniſſes, ſo ihm etwa worden iſt, ſich nicht anders oͤfnet, als durch ſchlackichte und viel- eckichte Gedanken. Solcherley Gedanken haben nun zwar, beſieht man’s beyn Lichten, nichts in ſich, das nur etlichermaaſſen des Merkens werth ſey; aber das verſchlaͤgt dem Manne nichts, dem nur durch ſie das Ver- ſtaͤndnis kann geoͤfnet werden. Er hegt und pflegt ſich nun einmal mit ſelbigen. Mag er doch. Aber was ſoll’s der Demut dich mit
ihm
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Mittel in ſich zu gehen.
Thuſt wol, wenn du zwiſchen viel Buͤcher-
ſchreine geraͤthſt, daß du gleich beym Ein-
tritt dich der Sterblichkeit erinnerſt deiner
eignen Schriften, und hernach beym Her-
umwandeln unter den vielen verblichnen Wer-
ken dich des Spoͤttelns uͤber ſelbige enthalteſt.
Zieh du vielmehr das Schikſal aller menſch-
lichen Ding in Betracht; und der Geiſt der
Spoͤtteley wird ſchon von ſelbſt die Fluͤgel
haͤngen laſſen.
Von der Kuͤrze.
Liebſt du runden gediegnen Sinn, ſo biſt
du karglaut, und ſezeſt da der Woͤrtlein nur
etliche, wo andre ganze lange Zeilen daher
laufen laſſen. Biſt dann freylich auch gar
uͤbel dran mit dem, welchem die Art des Ver-
ſtaͤndniſſes, ſo ihm etwa worden iſt, ſich nicht
anders oͤfnet, als durch ſchlackichte und viel-
eckichte Gedanken. Solcherley Gedanken
haben nun zwar, beſieht man’s beyn Lichten,
nichts in ſich, das nur etlichermaaſſen des
Merkens werth ſey; aber das verſchlaͤgt dem
Manne nichts, dem nur durch ſie das Ver-
ſtaͤndnis kann geoͤfnet werden. Er hegt und
pflegt ſich nun einmal mit ſelbigen. Mag er
doch. Aber was ſoll’s der Demut dich mit
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/240>, abgerufen am 21.11.2024.
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