auch wol Meisterwerk seine Lebenstage hat zubracht, geblinzt, und gethan, als ob's sehen könt, beekelt und gethan, als hätt's 'ne Zunge, wenn solch Männlein nun selbst 'ne Schrift fertigt, und mit selbiger vor aller Welt Augen hervortrit. Darinn lebt und webt denn nun nichts, ist noch Kraft noch Anmut; Anstrengens wol, und vielerley miswachsner Zier; und wird kein halb Wort gehalten von alle dem, was da war durch so viel vorgängige Klügeley versprochen wor- den, auf die Ereignis hin, daß der Klügling einst selbsten aufträt, und redete. Lassen's auch die Zuhörer dafür das eine Ohr hinein- gehn, und das andre wieder hinaus, und vergessen's Uebermorgen.
Gutachten über etliche Redensarten.
Sich mit ausländischen Schellen behän- gen .. Dinge, die aufrecht stehen, um- kehren, damit man sie umgekehrt zeigen könne .. Den Musen die Leyer stimmen .. Nach der Pfeife des Tauben tanzen .. Den Pfuscher einseifen, und ihn mit dem weissen Barte sizen lassen .. Nicht einmal des Ero- stratus Ruhm erlangen können, weil's nicht brennen will .. Einen kleinen Zwek für
einen
auch wol Meiſterwerk ſeine Lebenstage hat zubracht, geblinzt, und gethan, als ob’s ſehen koͤnt, beekelt und gethan, als haͤtt’s ’ne Zunge, wenn ſolch Maͤnnlein nun ſelbſt ’ne Schrift fertigt, und mit ſelbiger vor aller Welt Augen hervortrit. Darinn lebt und webt denn nun nichts, iſt noch Kraft noch Anmut; Anſtrengens wol, und vielerley miswachsner Zier; und wird kein halb Wort gehalten von alle dem, was da war durch ſo viel vorgaͤngige Kluͤgeley verſprochen wor- den, auf die Ereignis hin, daß der Kluͤgling einſt ſelbſten auftraͤt, und redete. Laſſen’s auch die Zuhoͤrer dafuͤr das eine Ohr hinein- gehn, und das andre wieder hinaus, und vergeſſen’s Uebermorgen.
Gutachten uͤber etliche Redensarten.
Sich mit auslaͤndiſchen Schellen behaͤn- gen .. Dinge, die aufrecht ſtehen, um- kehren, damit man ſie umgekehrt zeigen koͤnne .. Den Muſen die Leyer ſtimmen .. Nach der Pfeife des Tauben tanzen .. Den Pfuſcher einſeifen, und ihn mit dem weiſſen Barte ſizen laſſen .. Nicht einmal des Ero- ſtratus Ruhm erlangen koͤnnen, weil’s nicht brennen will .. Einen kleinen Zwek fuͤr
einen
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auch wol Meiſterwerk ſeine Lebenstage hat
zubracht, geblinzt, und gethan, als ob’s
ſehen koͤnt, beekelt und gethan, als haͤtt’s
’ne Zunge, wenn ſolch Maͤnnlein nun ſelbſt
’ne Schrift fertigt, und mit ſelbiger vor aller
Welt Augen hervortrit. Darinn lebt und
webt denn nun nichts, iſt noch Kraft noch
Anmut; Anſtrengens wol, und vielerley
miswachsner Zier; und wird kein halb Wort
gehalten von alle dem, was da war durch
ſo viel vorgaͤngige Kluͤgeley verſprochen wor-
den, auf die Ereignis hin, daß der Kluͤgling
einſt ſelbſten auftraͤt, und redete. Laſſen’s
auch die Zuhoͤrer dafuͤr das eine Ohr hinein-
gehn, und das andre wieder hinaus, und
vergeſſen’s Uebermorgen.
Gutachten uͤber etliche Redensarten.
Sich mit auslaͤndiſchen Schellen behaͤn-
gen .. Dinge, die aufrecht ſtehen, um-
kehren, damit man ſie umgekehrt zeigen
koͤnne .. Den Muſen die Leyer ſtimmen ..
Nach der Pfeife des Tauben tanzen .. Den
Pfuſcher einſeifen, und ihn mit dem weiſſen
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/216>, abgerufen am 21.12.2024.
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