Beyhülfe der Ausrufer, wie ungestraft her- um wandern, und er würde also ...
Einige waren Anfangs dafür, daß man Vogelfreye dem Hohnlacher und seines glei- chen, andre, daß man sie dem Schreyer und seines gleichen überlassen solte; zulezt aber wurde, aus vielen und gewiß sehr guten Ur- sachen, beschlossen, daß man diejenigen Aus- rufer, die um Gesezlosigkeit ansuchen würden, auf die Vogelfreyen loslassen wolte.
Man sieht von selbst, daß hier von ehrba- ren Ausrufern die Rede nicht ist. Denn diese werden sich wol hüten, um Gesezlosig- keit anzuhalten. Aber die jungen Kritikbe- flissenen, die eben erst Ausrufer geworden sind, sezen sich leicht über solche Bedenklich- keiten weg; und weil man ihnen dieß mit Recht zutraute, so wählte man den Hohnla- cher und den Schreyer nicht.
7
Wenn sich ein Freyer oder ein Edler gegen einen Ausrufer öffentlich vertheidigt, so büst ers durch Runzel und Lächeln.
L. G.
Beyhuͤlfe der Ausrufer, wie ungeſtraft her- um wandern, und er wuͤrde alſo …
Einige waren Anfangs dafuͤr, daß man Vogelfreye dem Hohnlacher und ſeines glei- chen, andre, daß man ſie dem Schreyer und ſeines gleichen uͤberlaſſen ſolte; zulezt aber wurde, aus vielen und gewiß ſehr guten Ur- ſachen, beſchloſſen, daß man diejenigen Aus- rufer, die um Geſezloſigkeit anſuchen wuͤrden, auf die Vogelfreyen loslaſſen wolte.
Man ſieht von ſelbſt, daß hier von ehrba- ren Ausrufern die Rede nicht iſt. Denn dieſe werden ſich wol huͤten, um Geſezloſig- keit anzuhalten. Aber die jungen Kritikbe- fliſſenen, die eben erſt Ausrufer geworden ſind, ſezen ſich leicht uͤber ſolche Bedenklich- keiten weg; und weil man ihnen dieß mit Recht zutraute, ſo waͤhlte man den Hohnla- cher und den Schreyer nicht.
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Wenn ſich ein Freyer oder ein Edler gegen einen Ausrufer oͤffentlich vertheidigt, ſo buͤſt ers durch Runzel und Laͤcheln.
L. G.
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Beyhuͤlfe der Ausrufer, wie ungeſtraft her-
um wandern, und er wuͤrde alſo …
Einige waren Anfangs dafuͤr, daß man
Vogelfreye dem Hohnlacher und ſeines glei-
chen, andre, daß man ſie dem Schreyer und
ſeines gleichen uͤberlaſſen ſolte; zulezt aber
wurde, aus vielen und gewiß ſehr guten Ur-
ſachen, beſchloſſen, daß man diejenigen Aus-
rufer, die um Geſezloſigkeit anſuchen wuͤrden,
auf die Vogelfreyen loslaſſen wolte.
Man ſieht von ſelbſt, daß hier von ehrba-
ren Ausrufern die Rede nicht iſt. Denn
dieſe werden ſich wol huͤten, um Geſezloſig-
keit anzuhalten. Aber die jungen Kritikbe-
fliſſenen, die eben erſt Ausrufer geworden
ſind, ſezen ſich leicht uͤber ſolche Bedenklich-
keiten weg; und weil man ihnen dieß mit
Recht zutraute, ſo waͤhlte man den Hohnla-
cher und den Schreyer nicht.
7
Wenn ſich ein Freyer oder ein Edler gegen
einen Ausrufer oͤffentlich vertheidigt, ſo buͤſt
ers durch Runzel und Laͤcheln.
L. G.
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/155>, abgerufen am 21.11.2024.
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