"ner Hörner und trozt auf sie, der Hirsch "seine Leichtigkeit, dem Jäger zu entflie- "hen; ist das was den Menschen unterschei- "det, weniger sein? Ich hab' es lange ge- "nug, mit den Menschen, und allem dem, "was sie ersonnen, versucht, sie haben mich "in Staub getreten, Schatten habe ich für "Wahrheit ergriffen, laß mich's nun mit "dem Teufel versuchen!"
Hier sprang er wild begeistert in den Kreiß hinein, und Klagegetön seines Wei- bes, seiner Kinder, seines Vaters erschol- len in der Ferne: "Ach verlohren! ewig verlohren!"
4.
Satan, der Herrscher der Hölle, hatte durch schrecklichen Hörner-Schall, der an der glühenden Scheibe der Sonne wieder- tönte, allen gefallnen Geistern, auf der Ober- und in der Unterwelt, kund thun las- sen, daß er heute ein großes Freudenfest ge- ben würde. Die höllischen Geister versam-
melten
„ner Hoͤrner und trozt auf ſie, der Hirſch „ſeine Leichtigkeit, dem Jaͤger zu entflie- „hen; iſt das was den Menſchen unterſchei- „det, weniger ſein? Ich hab’ es lange ge- „nug, mit den Menſchen, und allem dem, „was ſie erſonnen, verſucht, ſie haben mich „in Staub getreten, Schatten habe ich fuͤr „Wahrheit ergriffen, laß mich’s nun mit „dem Teufel verſuchen!“
Hier ſprang er wild begeiſtert in den Kreiß hinein, und Klagegetoͤn ſeines Wei- bes, ſeiner Kinder, ſeines Vaters erſchol- len in der Ferne: „Ach verlohren! ewig verlohren!“
4.
Satan, der Herrſcher der Hoͤlle, hatte durch ſchrecklichen Hoͤrner-Schall, der an der gluͤhenden Scheibe der Sonne wieder- toͤnte, allen gefallnen Geiſtern, auf der Ober- und in der Unterwelt, kund thun laſ- ſen, daß er heute ein großes Freudenfeſt ge- ben wuͤrde. Die hoͤlliſchen Geiſter verſam-
melten
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„ner Hoͤrner und trozt auf ſie, der Hirſch
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„hen; iſt das was den Menſchen unterſchei-
„det, weniger ſein? Ich hab’ es lange ge-
„nug, mit den Menſchen, und allem dem,
„was ſie erſonnen, verſucht, ſie haben mich
„in Staub getreten, Schatten habe ich fuͤr
„Wahrheit ergriffen, laß mich’s nun mit
„dem Teufel verſuchen!“
Hier ſprang er wild begeiſtert in den
Kreiß hinein, und Klagegetoͤn ſeines Wei-
bes, ſeiner Kinder, ſeines Vaters erſchol-
len in der Ferne: „Ach verlohren! ewig
verlohren!“
4.
Satan, der Herrſcher der Hoͤlle, hatte
durch ſchrecklichen Hoͤrner-Schall, der an
der gluͤhenden Scheibe der Sonne wieder-
toͤnte, allen gefallnen Geiſtern, auf der
Ober- und in der Unterwelt, kund thun laſ-
ſen, daß er heute ein großes Freudenfeſt ge-
ben wuͤrde. Die hoͤlliſchen Geiſter verſam-
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/33>, abgerufen am 21.11.2024.
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