und schwarz, in der scheußlichsten Verzer- rung auf seinem Schatz. Er hatte in der Wuth das Fleisch von seinen Armen gefres- sen, um den wilden Hunger zu stillen. Der Teufel erzählte Fausten, auf ihrem Rückweg nach Paris, den Ausgang der Geschichte, und dieser glaubte, daß sich doch einmal die Vorsehung gerechtfertigt hätte.
4.
Der Teufel hatte ausgespäht, daß das Parlament über einen Fall richten würde, der so unerhört war, und die Menschheit so sehr beschämte, daß er es schicklich für sei- nen Plan hielt, Fausten zum Zuhörer davon zu machen. Die Sache war diese: Ein Wundarzt befand sich in der Nacht mit sei- nem treuen Diener unweit Paris auf der Landstraße. Er hörte in der Nähe das Winseln und Aechzen eines Menschen. Sein Herz zog ihn nach dem Ort hin, wo er ei- nen lebendig geräderten Mörder antraf, der ihn um Gottes Willen bat, ihn zu tödten.
Der
und ſchwarz, in der ſcheußlichſten Verzer- rung auf ſeinem Schatz. Er hatte in der Wuth das Fleiſch von ſeinen Armen gefreſ- ſen, um den wilden Hunger zu ſtillen. Der Teufel erzaͤhlte Fauſten, auf ihrem Ruͤckweg nach Paris, den Ausgang der Geſchichte, und dieſer glaubte, daß ſich doch einmal die Vorſehung gerechtfertigt haͤtte.
4.
Der Teufel hatte ausgeſpaͤht, daß das Parlament uͤber einen Fall richten wuͤrde, der ſo unerhoͤrt war, und die Menſchheit ſo ſehr beſchaͤmte, daß er es ſchicklich fuͤr ſei- nen Plan hielt, Fauſten zum Zuhoͤrer davon zu machen. Die Sache war dieſe: Ein Wundarzt befand ſich in der Nacht mit ſei- nem treuen Diener unweit Paris auf der Landſtraße. Er hoͤrte in der Naͤhe das Winſeln und Aechzen eines Menſchen. Sein Herz zog ihn nach dem Ort hin, wo er ei- nen lebendig geraͤderten Moͤrder antraf, der ihn um Gottes Willen bat, ihn zu toͤdten.
Der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0281"n="270"/>
und ſchwarz, in der ſcheußlichſten Verzer-<lb/>
rung auf ſeinem Schatz. Er hatte in der<lb/>
Wuth das Fleiſch von ſeinen Armen gefreſ-<lb/>ſen, um den wilden Hunger zu ſtillen. Der<lb/>
Teufel erzaͤhlte Fauſten, auf ihrem Ruͤckweg<lb/>
nach Paris, den Ausgang der Geſchichte,<lb/>
und dieſer glaubte, daß ſich doch einmal die<lb/>
Vorſehung gerechtfertigt haͤtte.</p></div><lb/><divn="2"><head>4.</head><lb/><p>Der Teufel hatte ausgeſpaͤht, daß das<lb/>
Parlament uͤber einen Fall richten wuͤrde,<lb/>
der ſo unerhoͤrt war, und die Menſchheit ſo<lb/>ſehr beſchaͤmte, daß er es ſchicklich fuͤr ſei-<lb/>
nen Plan hielt, Fauſten zum Zuhoͤrer davon<lb/>
zu machen. Die Sache war dieſe: Ein<lb/>
Wundarzt befand ſich in der Nacht mit ſei-<lb/>
nem treuen Diener unweit Paris auf der<lb/>
Landſtraße. Er hoͤrte in der Naͤhe das<lb/>
Winſeln und Aechzen eines Menſchen. Sein<lb/>
Herz zog ihn nach dem Ort hin, wo er ei-<lb/>
nen lebendig geraͤderten Moͤrder antraf, der<lb/>
ihn um Gottes Willen bat, ihn zu toͤdten.<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Der</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[270/0281]
und ſchwarz, in der ſcheußlichſten Verzer-
rung auf ſeinem Schatz. Er hatte in der
Wuth das Fleiſch von ſeinen Armen gefreſ-
ſen, um den wilden Hunger zu ſtillen. Der
Teufel erzaͤhlte Fauſten, auf ihrem Ruͤckweg
nach Paris, den Ausgang der Geſchichte,
und dieſer glaubte, daß ſich doch einmal die
Vorſehung gerechtfertigt haͤtte.
4.
Der Teufel hatte ausgeſpaͤht, daß das
Parlament uͤber einen Fall richten wuͤrde,
der ſo unerhoͤrt war, und die Menſchheit ſo
ſehr beſchaͤmte, daß er es ſchicklich fuͤr ſei-
nen Plan hielt, Fauſten zum Zuhoͤrer davon
zu machen. Die Sache war dieſe: Ein
Wundarzt befand ſich in der Nacht mit ſei-
nem treuen Diener unweit Paris auf der
Landſtraße. Er hoͤrte in der Naͤhe das
Winſeln und Aechzen eines Menſchen. Sein
Herz zog ihn nach dem Ort hin, wo er ei-
nen lebendig geraͤderten Moͤrder antraf, der
ihn um Gottes Willen bat, ihn zu toͤdten.
Der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/281>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.