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Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.

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war ich doch so selig! Ich gieng in den Straßen, da wa-
ren eine Menge Leute, unter die mischte ich mich, und
gieng als hinter ihnen her. Plötzlich aber schlug ich einem
Herrn von hinten auf die Schulter, er schaute herum und
-- husch! flog ich in der blauen Luft von dannen. Da sa-
hen alle Leute mir nach und schrien und staunten, und
wußten nicht wie das geschah."

Heute Morgen aber sprach er: diese Nacht flog ich mit
einem Todtengerippe dem Monde zu.

Seht! das verräth doch böses Blut und -- ihr müßt
mich nicht auslachen -- mit ihm treibt doch zuletzt noch der
Teufel sein Spiel.
Der Schmid.
Hum!
Die Frau steht auf.
Setzt euch Nachbar!
(Der Schmid schaut sich nach einem Stuhle um.)
Der Schmid.
Und ihr?
Die Frau.
O läg' ich im Grabe!

Die Scene wechselt.
Kirchhof. Der Gärtner mit dem Dichter im Blumentopfe.
Der Gärtner.
Steht fest! steht fest! ihr seyd aber auch verdammt
schwer! Kaum reichen meine Kräfte zu, euch in die Woh-
nung eurer Geliebten, der schönen Elsbeth, zu bringen.
J. Kerners Gedichte. 14
war ich doch ſo ſelig! Ich gieng in den Straßen, da wa-
ren eine Menge Leute, unter die miſchte ich mich, und
gieng als hinter ihnen her. Ploͤtzlich aber ſchlug ich einem
Herrn von hinten auf die Schulter, er ſchaute herum und
— huſch! flog ich in der blauen Luft von dannen. Da ſa-
hen alle Leute mir nach und ſchrien und ſtaunten, und
wußten nicht wie das geſchah.“

Heute Morgen aber ſprach er: dieſe Nacht flog ich mit
einem Todtengerippe dem Monde zu.

Seht! das verraͤth doch boͤſes Blut und — ihr muͤßt
mich nicht auslachen — mit ihm treibt doch zuletzt noch der
Teufel ſein Spiel.
Der Schmid.
Hum!
Die Frau ſteht auf.
Setzt euch Nachbar!
(Der Schmid ſchaut ſich nach einem Stuhle um.)
Der Schmid.
Und ihr?
Die Frau.
O laͤg' ich im Grabe!

Die Scene wechſelt.
Kirchhof. Der Gaͤrtner mit dem Dichter im Blumentopfe.
Der Gaͤrtner.
Steht feſt! ſteht feſt! ihr ſeyd aber auch verdammt
ſchwer! Kaum reichen meine Kraͤfte zu, euch in die Woh-
nung eurer Geliebten, der ſchoͤnen Elsbeth, zu bringen.
J. Kerners Gedichte. 14
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[209/0221] war ich doch ſo ſelig! Ich gieng in den Straßen, da wa- ren eine Menge Leute, unter die miſchte ich mich, und gieng als hinter ihnen her. Ploͤtzlich aber ſchlug ich einem Herrn von hinten auf die Schulter, er ſchaute herum und — huſch! flog ich in der blauen Luft von dannen. Da ſa- hen alle Leute mir nach und ſchrien und ſtaunten, und wußten nicht wie das geſchah.“ Heute Morgen aber ſprach er: dieſe Nacht flog ich mit einem Todtengerippe dem Monde zu. Seht! das verraͤth doch boͤſes Blut und — ihr muͤßt mich nicht auslachen — mit ihm treibt doch zuletzt noch der Teufel ſein Spiel. Der Schmid. Hum! Die Frau ſteht auf. Setzt euch Nachbar! (Der Schmid ſchaut ſich nach einem Stuhle um.) Der Schmid. Und ihr? Die Frau. O laͤg' ich im Grabe! Die Scene wechſelt. Kirchhof. Der Gaͤrtner mit dem Dichter im Blumentopfe. Der Gaͤrtner. Steht feſt! ſteht feſt! ihr ſeyd aber auch verdammt ſchwer! Kaum reichen meine Kraͤfte zu, euch in die Woh- nung eurer Geliebten, der ſchoͤnen Elsbeth, zu bringen. J. Kerners Gedichte. 14

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Zitationshilfe: Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_gedichte_1826/221>, abgerufen am 21.11.2024.