Nachträglicher Bericht über das Mädchen von Orlach; nebst einer Beleuchtung der Bemerkungen der Didaskalia über diese Erscheinungen, von Gerber.
Ich hatte der Redaktion der Didaskalia in Frankfurt eine treue Darstellung der Vorfälle des Mädchens von Or- kach eingeschickt, welche in Nr. 81 -- 86 v. J. aufgenom- men wurden, und auch in dem würtembergischen Landboten abgedruckt worden ist. Die Redaktion hielt es für nöthig, in den Blättern 89 u. 91 eine natürliche Erklärung dieser Erscheinungen zu versuchen, in welcher sie mich von dem Vor- wurf der Inconsequenz nicht freysprechen zu können glaubte. Nach einigen Monaten sandte ich folgenden nachträglichen Bericht ein, in welchem ich mich zugleich verpflichtet fühlte, das Unhaltbare dieser natürlichen Erklärung zu zeigen und mich gegen den Vorwurf der Inconsequenz zu vertheidigen. Die Redaktion trug jedoch Bedenken, diesen Aufsatz aufzu- nehmen, weil diese Geschichte in der Gegend von Frank- furt weder Glauben noch Theilnahme gefunden habe. Ich setzte in die Versicherung der Redaktion nicht den mindesten Zweifel und bin weit entfernt, den Lesern der Didaskalia Glauben und Theilnahme aufzwingen zu wollen. Da sich aber hoffen läßt, daß die Leser dieser Blätter mehr Inter- esse an diesen merkwürdigen Erscheinungen nehmen werden, und die natürliche Erklärung der Didaskalia als ein Vor- bild aller Erklärungen dieser Art zu betrachten ist, so wer- den sie wohl auch diesen nachträglichen Bericht und die Beleuchtung jener Erklärung ihrer Aufmerksamkeit würdigen. In dieser Widerlegung möchte wohl das Meiste berücksich-
Nachträglicher Bericht über das Mädchen von Orlach; nebſt einer Beleuchtung der Bemerkungen der Didaskalia uͤber dieſe Erſcheinungen, von Gerber.
Ich hatte der Redaktion der Didaskalia in Frankfurt eine treue Darſtellung der Vorfälle des Mädchens von Or- kach eingeſchickt, welche in Nr. 81 — 86 v. J. aufgenom- men wurden, und auch in dem würtembergiſchen Landboten abgedruckt worden iſt. Die Redaktion hielt es für nöthig, in den Blättern 89 u. 91 eine natürliche Erklärung dieſer Erſcheinungen zu verſuchen, in welcher ſie mich von dem Vor- wurf der Inconſequenz nicht freyſprechen zu können glaubte. Nach einigen Monaten ſandte ich folgenden nachträglichen Bericht ein, in welchem ich mich zugleich verpflichtet fühlte, das Unhaltbare dieſer natürlichen Erklärung zu zeigen und mich gegen den Vorwurf der Inconſequenz zu vertheidigen. Die Redaktion trug jedoch Bedenken, dieſen Aufſatz aufzu- nehmen, weil dieſe Geſchichte in der Gegend von Frank- furt weder Glauben noch Theilnahme gefunden habe. Ich ſetzte in die Verſicherung der Redaktion nicht den mindeſten Zweifel und bin weit entfernt, den Leſern der Didaskalia Glauben und Theilnahme aufzwingen zu wollen. Da ſich aber hoffen läßt, daß die Leſer dieſer Blätter mehr Inter- eſſe an dieſen merkwürdigen Erſcheinungen nehmen werden, und die natürliche Erklärung der Didaskalia als ein Vor- bild aller Erklärungen dieſer Art zu betrachten iſt, ſo wer- den ſie wohl auch dieſen nachträglichen Bericht und die Beleuchtung jener Erklärung ihrer Aufmerkſamkeit würdigen. In dieſer Widerlegung möchte wohl das Meiſte berückſich-
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[59/0073]
Nachträglicher Bericht
über
das Mädchen von Orlach;
nebſt einer Beleuchtung der Bemerkungen der Didaskalia
uͤber dieſe Erſcheinungen, von Gerber.
Ich hatte der Redaktion der Didaskalia in Frankfurt
eine treue Darſtellung der Vorfälle des Mädchens von Or-
kach eingeſchickt, welche in Nr. 81 — 86 v. J. aufgenom-
men wurden, und auch in dem würtembergiſchen Landboten
abgedruckt worden iſt. Die Redaktion hielt es für nöthig,
in den Blättern 89 u. 91 eine natürliche Erklärung dieſer
Erſcheinungen zu verſuchen, in welcher ſie mich von dem Vor-
wurf der Inconſequenz nicht freyſprechen zu können glaubte.
Nach einigen Monaten ſandte ich folgenden nachträglichen
Bericht ein, in welchem ich mich zugleich verpflichtet fühlte,
das Unhaltbare dieſer natürlichen Erklärung zu zeigen und
mich gegen den Vorwurf der Inconſequenz zu vertheidigen.
Die Redaktion trug jedoch Bedenken, dieſen Aufſatz aufzu-
nehmen, weil dieſe Geſchichte in der Gegend von Frank-
furt weder Glauben noch Theilnahme gefunden habe. Ich
ſetzte in die Verſicherung der Redaktion nicht den mindeſten
Zweifel und bin weit entfernt, den Leſern der Didaskalia
Glauben und Theilnahme aufzwingen zu wollen. Da ſich
aber hoffen läßt, daß die Leſer dieſer Blätter mehr Inter-
eſſe an dieſen merkwürdigen Erſcheinungen nehmen werden,
und die natürliche Erklärung der Didaskalia als ein Vor-
bild aller Erklärungen dieſer Art zu betrachten iſt, ſo wer-
den ſie wohl auch dieſen nachträglichen Bericht und die
Beleuchtung jener Erklärung ihrer Aufmerkſamkeit würdigen.
In dieſer Widerlegung möchte wohl das Meiſte berückſich-
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Kerner, Justinus: Geschichten Besessener neuerer Zeit. Karlsruhe, 1834, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_besessene_1834/73>, abgerufen am 23.02.2025.
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