Kerner, Justinus: Geschichten Besessener neuerer Zeit. Karlsruhe, 1834.Idee ihre unbegreifliche Ansteckungskraft auf alle die vor Vernunft- und Natur-Zusammenhang. Die Rationalisten meinen, wenn sie den großen Gesetzes- Was von dieser Sache zu halten ist, habe ich in frü- Der Vernunft- und Natur-Zusammenhang gilt nur für Idee ihre unbegreifliche Anſteckungskraft auf alle die vor Vernunft- und Natur-Zuſammenhang. Die Rationaliſten meinen, wenn ſie den großen Geſetzes- Was von dieſer Sache zu halten iſt, habe ich in frü- Der Vernunft- und Natur-Zuſammenhang gilt nur für <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0193" n="179"/> Idee ihre unbegreifliche Anſteckungskraft auf alle die vor<lb/> Gericht geladenen Zeugen ausgebreitet hätte, — eine Mei-<lb/> nung, die gefährlicher wäre, als das Hexenwerk ſelbſt.<lb/> Für das Verbrechen ſelbſt müßte übrigens das richterliche<lb/> Urtheil ſehr gelind ausfallen. Die Perſon ginge frei aus,<lb/> und nur die fixe Idee müßte auf dem Scheiterhaufen ver-<lb/> brannt werden.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Vernunft- und Natur-Zuſammenhang</hi>.</head><lb/> <p>Die Rationaliſten meinen, wenn ſie den großen Geſetzes-<lb/> plan von Vernunft und Natur in eine Wagſchale legen,<lb/> und alle Thatſachen der Hexenprotokolle in die andere, ſo<lb/> müſſe das ſchwere Dogma zuverläſſig das leichte Hexen-<lb/> werk wegſchnellen. Aber ſo iſt es nicht, die Thatſache<lb/> wiegt weit ſchwerer, als alle Dogmen zuſammengenommen.<lb/> Es iſt ein Wahn, wenn man glaubt, man dürfe die That-<lb/> ſache entweder läugnen oder wenigſtens ſo beſchneiden, daß<lb/> das Dogma ihm anpaßt. Vielmehr ſteht die Macht des<lb/> Geſchehens über allem Raiſonnement, und die Theorie muß<lb/> ſich ſo lange ſtrecken, bis ſie die Thatſache erreicht.</p><lb/> <p>Was von dieſer Sache zu halten iſt, habe ich in frü-<lb/> hern Sätzen deutlich auseinander gelegt, und es wäre Ueber-<lb/> fluß, die gleiche Anſicht hier wieder vorzubringen. Ich be-<lb/> merke hier nur den Hauptpunkt, um den ſich das Ganze<lb/> dreht.</p><lb/> <p>Der Vernunft- und Natur-Zuſammenhang gilt nur für<lb/> die Ordnungen, in welche der Menſch geſtellt iſt, nämlich<lb/> die phyſiſche, organiſche und intelligible Ordnung. In je-<lb/> der dieſer Ordnungen iſt eine Proportion von Potenzen,<lb/> welche in ihren Gliedern zwar einen mannigfaltigen Wech-<lb/> ſel geſtattet, aber ſie doch gebunden hält. In der phyſiſchen<lb/> Ordnung bilden dieſe Proportion: Schwere, Wärme und<lb/> Licht; in der organiſchen: Reproduction, Irritabilität und<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [179/0193]
Idee ihre unbegreifliche Anſteckungskraft auf alle die vor
Gericht geladenen Zeugen ausgebreitet hätte, — eine Mei-
nung, die gefährlicher wäre, als das Hexenwerk ſelbſt.
Für das Verbrechen ſelbſt müßte übrigens das richterliche
Urtheil ſehr gelind ausfallen. Die Perſon ginge frei aus,
und nur die fixe Idee müßte auf dem Scheiterhaufen ver-
brannt werden.
Vernunft- und Natur-Zuſammenhang.
Die Rationaliſten meinen, wenn ſie den großen Geſetzes-
plan von Vernunft und Natur in eine Wagſchale legen,
und alle Thatſachen der Hexenprotokolle in die andere, ſo
müſſe das ſchwere Dogma zuverläſſig das leichte Hexen-
werk wegſchnellen. Aber ſo iſt es nicht, die Thatſache
wiegt weit ſchwerer, als alle Dogmen zuſammengenommen.
Es iſt ein Wahn, wenn man glaubt, man dürfe die That-
ſache entweder läugnen oder wenigſtens ſo beſchneiden, daß
das Dogma ihm anpaßt. Vielmehr ſteht die Macht des
Geſchehens über allem Raiſonnement, und die Theorie muß
ſich ſo lange ſtrecken, bis ſie die Thatſache erreicht.
Was von dieſer Sache zu halten iſt, habe ich in frü-
hern Sätzen deutlich auseinander gelegt, und es wäre Ueber-
fluß, die gleiche Anſicht hier wieder vorzubringen. Ich be-
merke hier nur den Hauptpunkt, um den ſich das Ganze
dreht.
Der Vernunft- und Natur-Zuſammenhang gilt nur für
die Ordnungen, in welche der Menſch geſtellt iſt, nämlich
die phyſiſche, organiſche und intelligible Ordnung. In je-
der dieſer Ordnungen iſt eine Proportion von Potenzen,
welche in ihren Gliedern zwar einen mannigfaltigen Wech-
ſel geſtattet, aber ſie doch gebunden hält. In der phyſiſchen
Ordnung bilden dieſe Proportion: Schwere, Wärme und
Licht; in der organiſchen: Reproduction, Irritabilität und
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