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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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Deutsche Probe. §. 91. Gaarmachen.

Damit es sich nicht mit einer rothen Kupferoxydulhaut
überzieht, nimmt man den Scherben nach dem Blicken rasch
aus dem Ofen und kühlt ihn in vorhinniger Weise ab, wo dann
bei richtiger Wahrnehmung dieses Augenblicks die sehr geringe
Kupferverschlackung durch einen Rückhalt des Königs von 0,1--0,2 %
Antimon aufgewogen wird. Die Schlacke ist höchstens
unterwärts der Stelle, wo der König gelegen hat, etwas rothge-
färbt. Letzterer zeigt beim Breitklopfen rothe, bei mehr Antimon
graue Farbe auf dem Bruche und erhält erst bei ziemlich weit
getriebener Ausplattung Kantenrisse.

Noch nicht gaares Kupfer kann äusserlich roth sein, hat
aber einen grauen Bruch; übergaares Kupfer ist spröde, äusser-
lich dunkelroth, hat statt eines körnigen einen mehr geflossenen
oder bei hoher Uebergaare schuppigen Bruch bei gleichzeitig
rother Schlacke. Bei Anwesenheit von Antimon oder Arsen ist
der Bruch niemals so schön, wie beim Vorhandensein von Blei.
Reines Gaarkupfer hat eine reine Kupferfarbe, gleichförmig
körnigen Bruch bei Rosafarbe auf demselben und ist ductil.

Bei einem grössern Eisengehalt kann es erforderlich werden,
wenn sich der Borax damit gesättigt hat und der König nicht
mehr gehörig arbeitet, denselben mehrmals zu entschlacken und
mit frischem Borax in Berührung zu bringen. Zweckmässig ist
es, vom Probirgut nur so viel einzuwägen, dass das Gaarkupfer-
korn nicht über 10 Pfd. wiegt. Mit zunehmender Grösse des-
selben muss die Hitze gesteigert werden und es bleibt leichter ein
störender Antimongehalt im Gaarkupfer. Bei gut ausgeführten
Proben differiren dieselben dann höchstens um 5--10 Pfdthle.
Man stellt gewöhnlich nur 2 Proben gleichzeitig an; nur sehr
geübte Probirer können 4 Proben auf einmal übersehen.

2) Arsenhaltiges Kupfer. Man behandelt das Probir-Arsenhaltiges
Kupfer.

gut ganz so, wie ein antimonhaltiges, schmilzt bei hoher Tem-
peratur möglichst rasch ein und lässt sich unter Luftzutritt die
fremden Bestandtheile oxydiren. Das Arsen raucht theils weg,
theils geht dasselbe als arsensaures Eisenoxyd in die Schlacke.
So lange noch Eisen vorhanden ist, zeigt sich das Korn ober-
flächlich trübe, wird aber mit dessen Abscheidung blank und
bleibt dies auch während der nun noch folgenden Arsenver-
flüchtigung, wenn die Temperatur hinreichend hoch ist. Sobald
auch das Arsen entfernt ist, blickt das Kupfer nur kurze Zeit
mit Regenbogenfarben und erhält, wenn man es nicht rasch
herausnimmt und in vorhin angegebener Weise abkühlt, eine

Deutsche Probe. §. 91. Gaarmachen.

Damit es sich nicht mit einer rothen Kupferoxydulhaut
überzieht, nimmt man den Scherben nach dem Blicken rasch
aus dem Ofen und kühlt ihn in vorhinniger Weise ab, wo dann
bei richtiger Wahrnehmung dieses Augenblicks die sehr geringe
Kupferverschlackung durch einen Rückhalt des Königs von 0,1—0,2 %
Antimon aufgewogen wird. Die Schlacke ist höchstens
unterwärts der Stelle, wo der König gelegen hat, etwas rothge-
färbt. Letzterer zeigt beim Breitklopfen rothe, bei mehr Antimon
graue Farbe auf dem Bruche und erhält erst bei ziemlich weit
getriebener Ausplattung Kantenrisse.

Noch nicht gaares Kupfer kann äusserlich roth sein, hat
aber einen grauen Bruch; übergaares Kupfer ist spröde, äusser-
lich dunkelroth, hat statt eines körnigen einen mehr geflossenen
oder bei hoher Uebergaare schuppigen Bruch bei gleichzeitig
rother Schlacke. Bei Anwesenheit von Antimon oder Arsen ist
der Bruch niemals so schön, wie beim Vorhandensein von Blei.
Reines Gaarkupfer hat eine reine Kupferfarbe, gleichförmig
körnigen Bruch bei Rosafarbe auf demselben und ist ductil.

Bei einem grössern Eisengehalt kann es erforderlich werden,
wenn sich der Borax damit gesättigt hat und der König nicht
mehr gehörig arbeitet, denselben mehrmals zu entschlacken und
mit frischem Borax in Berührung zu bringen. Zweckmässig ist
es, vom Probirgut nur so viel einzuwägen, dass das Gaarkupfer-
korn nicht über 10 Pfd. wiegt. Mit zunehmender Grösse des-
selben muss die Hitze gesteigert werden und es bleibt leichter ein
störender Antimongehalt im Gaarkupfer. Bei gut ausgeführten
Proben differiren dieselben dann höchstens um 5—10 Pfdthle.
Man stellt gewöhnlich nur 2 Proben gleichzeitig an; nur sehr
geübte Probirer können 4 Proben auf einmal übersehen.

2) Arsenhaltiges Kupfer. Man behandelt das Probir-Arsenhaltiges
Kupfer.

gut ganz so, wie ein antimonhaltiges, schmilzt bei hoher Tem-
peratur möglichst rasch ein und lässt sich unter Luftzutritt die
fremden Bestandtheile oxydiren. Das Arsen raucht theils weg,
theils geht dasselbe als arsensaures Eisenoxyd in die Schlacke.
So lange noch Eisen vorhanden ist, zeigt sich das Korn ober-
flächlich trübe, wird aber mit dessen Abscheidung blank und
bleibt dies auch während der nun noch folgenden Arsenver-
flüchtigung, wenn die Temperatur hinreichend hoch ist. Sobald
auch das Arsen entfernt ist, blickt das Kupfer nur kurze Zeit
mit Regenbogenfarben und erhält, wenn man es nicht rasch
herausnimmt und in vorhin angegebener Weise abkühlt, eine

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[187/0225] Deutsche Probe. §. 91. Gaarmachen. Damit es sich nicht mit einer rothen Kupferoxydulhaut überzieht, nimmt man den Scherben nach dem Blicken rasch aus dem Ofen und kühlt ihn in vorhinniger Weise ab, wo dann bei richtiger Wahrnehmung dieses Augenblicks die sehr geringe Kupferverschlackung durch einen Rückhalt des Königs von 0,1—0,2 % Antimon aufgewogen wird. Die Schlacke ist höchstens unterwärts der Stelle, wo der König gelegen hat, etwas rothge- färbt. Letzterer zeigt beim Breitklopfen rothe, bei mehr Antimon graue Farbe auf dem Bruche und erhält erst bei ziemlich weit getriebener Ausplattung Kantenrisse. Noch nicht gaares Kupfer kann äusserlich roth sein, hat aber einen grauen Bruch; übergaares Kupfer ist spröde, äusser- lich dunkelroth, hat statt eines körnigen einen mehr geflossenen oder bei hoher Uebergaare schuppigen Bruch bei gleichzeitig rother Schlacke. Bei Anwesenheit von Antimon oder Arsen ist der Bruch niemals so schön, wie beim Vorhandensein von Blei. Reines Gaarkupfer hat eine reine Kupferfarbe, gleichförmig körnigen Bruch bei Rosafarbe auf demselben und ist ductil. Bei einem grössern Eisengehalt kann es erforderlich werden, wenn sich der Borax damit gesättigt hat und der König nicht mehr gehörig arbeitet, denselben mehrmals zu entschlacken und mit frischem Borax in Berührung zu bringen. Zweckmässig ist es, vom Probirgut nur so viel einzuwägen, dass das Gaarkupfer- korn nicht über 10 Pfd. wiegt. Mit zunehmender Grösse des- selben muss die Hitze gesteigert werden und es bleibt leichter ein störender Antimongehalt im Gaarkupfer. Bei gut ausgeführten Proben differiren dieselben dann höchstens um 5—10 Pfdthle. Man stellt gewöhnlich nur 2 Proben gleichzeitig an; nur sehr geübte Probirer können 4 Proben auf einmal übersehen. 2) Arsenhaltiges Kupfer. Man behandelt das Probir- gut ganz so, wie ein antimonhaltiges, schmilzt bei hoher Tem- peratur möglichst rasch ein und lässt sich unter Luftzutritt die fremden Bestandtheile oxydiren. Das Arsen raucht theils weg, theils geht dasselbe als arsensaures Eisenoxyd in die Schlacke. So lange noch Eisen vorhanden ist, zeigt sich das Korn ober- flächlich trübe, wird aber mit dessen Abscheidung blank und bleibt dies auch während der nun noch folgenden Arsenver- flüchtigung, wenn die Temperatur hinreichend hoch ist. Sobald auch das Arsen entfernt ist, blickt das Kupfer nur kurze Zeit mit Regenbogenfarben und erhält, wenn man es nicht rasch herausnimmt und in vorhin angegebener Weise abkühlt, eine Arsenhaltiges Kupfer.

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/225>, abgerufen am 27.04.2024.